Hutch 05 - Odyssee
sie auf das Ende wartete. Hutch würde den Kopf schütteln und bemerken, Valya habe es nicht besser verdient.
Valya versuchte, sich zu stählen, wollte es tun, wollte es hinter sich bringen. Das wäre eine Möglichkeit zu zeigen, dass sie, trotz allem, was man nun von ihr denken würde, eine ehrenhafte Frau war.
Mac kannte die Wahrheit inzwischen sicher auch. Und er war ein Mann, der wusste, wie Vergebung funktionierte. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie er sie mit diesen streitlustigen Augen ansehen und den Kopf schütteln würde. Wie er sie einfach stehen lassen würde.
Wirf deinen Schatten nicht über meine Tür.
Sie war kurz davor, hinauszufliegen, es wirklich zu tun. Zumindest dachte sie das. Sie schloss sogar die Luke und suchte nach den passenden Worten, um Bill zu sagen, er solle den Druck im Hangar absenken.
Aber sie hatte versprochen, sich nach Asteroiden umzusehen.
Was für ein Witz!
Gab es eine Chance, irgendeine winzige Chance, dass irgendwelche Monster aus dem Nichts auftauchen und auf einem Vektor liegen würden, der sie zu einem der Tower führen musste?
Trotzdem hatte Valya zugesagt, eine Suche durchzuführen.
Sie suchte verzweifelt nach einem Grund, ihrem Leben kein Ende setzen zu müssen. Ihre Zusage zu diesem Job war alles, was sie hatte.
Wenn der Druck abgelassen wurde, war das zuerst nur ein Geräusch. Man hörte, wie die Luft abgesaugt wurde. Nach einigen Minuten verhallte das Geräusch, weil nicht mehr genug Luft da war, es zu transportieren. Valya wischte sich über die Augen und wünschte, es gäbe einen Weg, alles in Ordnung zu bringen.
Die meisten Leute neigten zu der Behauptung, sie hätten keine Angst vor dem Tod. Valya hatte Angst davor. Die Zeit im Tageslicht ist so kurz, so wunderbar. Sie hasste die Vorstellung, in ewigliche Nacht einzutauchen. Den Gedanken, den letzten Schritt in die eigene Vernichtung zu tun.
Es wäre einfacher gewesen, wenn sie eine großartige Bilanz vorzuweisen gehabt hätte. Wenn sie glauben könnte, Mac würde des Nachts zu den Sternen aufblicken und sich daran erinnern, dass sie ein Teil seines Lebens gewesen war. Wenn Hutch den Verlust bedauern würde, wenigstens ein bisschen, und die Akademie oder vielleicht ihre wenigen Freunde eine Gedenkfeier für sie abhalten würden, auf der irgendjemand weinen würde.
Die Salvator war immer noch Stunden von Origins entfernt, als Valya das Schiff abbremste, es an den Leitstrahl der Anlage ankoppelte und letzte Kurskorrekturen vornahm. Von diesem Moment an würde sie die Maschinen nicht mehr benutzen.
Die vorläufige Suche hatte, wie sie es erwartet hatte, nur leeren Raum in allen Richtungen ergeben. Irgendwann kam die Salvator in Sichtweite des Osttowers. Dem üblichen Prozedere gehorchend, schickte sie einen Nur-Audio-Bericht an die Einsatzleitung. »Abtastung im Umkreis von 6,5 Millionen Kilometern negativ. Bei einer angenommen Annäherungsgeschwindigkeit von fünfundzwanzig km/s kann davon ausgegangen werden, dass sich innerhalb der nächsten drei Tage keine Gefahr materialisieren wird.«
Die Chance, auf einen Felsbrocken zu stoßen, der schneller heranflöge, war so gut wie nicht vorhanden.
Valya konnte sich vorstellen, wie Hutch sich in ihrem Büro darüber amüsierte, dass Valyas letzte Mission sich in einer sinnlosen Suche erschöpfte.
Vor ihnen schwebte der Osttower in der Dunkelheit, sichtbar allein als ein Kreisausschnitt sternenloser Finsternis. Eine Transmission traf ein. »Osttower hier, willkommen beim Origins Project.«
»Hallo Osttower. Die Salvator erbittet Andockerlaubnis.«
»Sehr gern, Salvator. Wir bringen Sie rein.«
»Anschnallen, Eric«, befahl Valya ihrem Mitreisenden.
Eric hatte sich darum bemüht, die Stimmung zu heben. Hatte ihr Glück gewünscht und das Thema gewechselt. Aber die Atmosphäre blieb angespannt, und keiner von beiden konnte daran viel ändern.
Gesteuert von einem Komplex aus Gravitationsfeldern glitt die Salvator ins Dock, und eine vertraute Stimme ertönte über den Link. »Hallo Valya, ich habe gehört, dass Sie herkommen würden.« Das war Lou Cassell. »Wir hatten nicht damit gerechnet, Sie schon so bald wieder hier zu sehen. Immer noch auf der Jagd nach Moonridern?«
Es war nett, wieder eine entspannt klingende menschliche Stimme zu hören. Eric hatte scheinbar jegliche Fähigkeit, sich mit ihr zu unterhalten, verloren. Er hörte sich abwechselnd traurig, entschuldigend, anklagend oder rücksichtsvoll an. Aber der gute alte Lou war genau
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