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Hutch 05 - Odyssee

Hutch 05 - Odyssee

Titel: Hutch 05 - Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sogar zu unserem Untergang beitragen könnten.
    Die Lektion, die wir aus diesen Erfahrungen haben lernen können, lautet, dass wir aufwachen müssen, dass wir erkennen müssen, welchen Risiken wir ausgesetzt sind. Dabei geht es nicht allein um Risiken durch kosmische Einflüsse, auf die wir bestenfalls begrenzt einwirken können, wie es bei den Omega-Wolken der Fall war. Es geht dabei auch und im Besonderen um Risiken, die durch den Wildwuchs wissenschaftlicher Entwicklungen auf uns zukommen. Bedauerlicherweise birgt der technologische Fortschritt sogar enorme Risiken, denen wir uns bis in die jüngste Vergangenheit hinein nicht haben stellen wollen. Der explosiv fortschreitende Treibhauseffekt kommt einem dabei zuerst in den Sinn, aber da sind auch noch andere Gefahren, die ernst zu nehmen wir gut beraten wären.
    Paris Today, Dienstag, 17. Februar

 
Kapitel 7
     
     
    Freiheit klingt gut. Religionsfreiheit. Das Recht auf Privatsphäre. Das Recht zu protestieren, wenn die Dinge nicht wunschgemäß laufen. Unglücklicherweise erfordern all diese Vorzüge eine gereifte, vernünftige Bevölkerung, denn Freiheiten können, wenn sie missbraucht werden, zu machtvollen Waffen werden. Freiheit in Verbindung mit Dummheit ist eine explosive Mischung. Und die traurige Wahrheit lautet, dass der Dummheitsquotient in der Bevölkerung im Allgemeinen alarmierend hoch ist.
    Gregory MacAllister, in: Redakteur ohne Ressort
     
    MacAllister schlug mehrfach mit dem Taktstock auf das Pult, genauso, wie er es den Dirigenten der Genfer Philharmonie hatte tun sehen. Stille senkte sich über den großen Konzertsaal. Er ließ seinen Blick über die zusammengekauerten Gestalten schweifen, die sich auf der Bühne positioniert hatten, angeleuchtet allein vom Lichtschein der kleinen Punktstrahler an ihren Notenständern. Hinter Mac wartete das Publikum. Jemand hustete.
    Er fühlte die Spannung des Augenblicks, die in diesen letzten Sekunden vor Beginn der Aufführung stets spürbar war. Dann blickte er hinüber zu den Violinen und signalisierte den Musikern, mit dem Spiel zu beginnen.
    Die Eröffnungsakkorde von Kornikovs Angriff der Kosaken erklangen, als würde irgendetwas in der Nacht gerade erwachen. MacAllister trieb sie voran, lauschte der Melodie, als diese an Wucht gewann, fühlte, wie sie an dem gedämpften Licht vorbei in das Publikum strömte. Er kannte die Macht der Musik, wusste gleichzeitig, dass er sie beherrschte, dass sie auf seinen Taktstock reagierte und auf seine Fingerspitzen.
    Er winkte den Oboe-Spielern zu, und der Wind brandete auf. Klagend fegte er über die Steppe, zerfiel allmählich im Klang der herannahenden Kavallerie. Sie kamen, und das Donnern der Hufe steigerte sich zu einem Crescendo, das den Himmel erschüttern wollte. MacAllister sprang auf sein graues Ross, Alyosha, sein Gefährte in tausend Schlachten. Er war in Pelz gehüllt, ein Munitionsgürtel hing über seiner Schulter, und an der Seite seines Reittieres war eine Muskete festgeschnallt. Sie galoppierten durch die Nacht, und der Mondschein brach sich zum Gesang der Gamben in ihren Waffen.
    Mit Geschrei rief Mac die Blechbläser hinzu, und sie brachen in vollem Galopp über den verborgenen Feind herein. Eilten zu Frauen und Kindern, die in Gefangenschaft geraten waren. Stürmten vor gegen die, die in ihr Vaterland eingedrungen waren.
    Der geborene Kosak.
     
    Applaus brandete durch die Nacht. MacAllister deutete großmütig mit seinem Taktstock auf das Orchester, und die Lautstärke nahm noch um einige Dezibel zu. Er verbeugte sich und blickte hinauf zu den Logen zu seiner Linken. Zu Jennys Loge. Er hatte sie nicht programmiert, programmierte sie nie in das Szenario, aber das änderte nichts. Sie war dort, und er sah sie, sah, wie sie zu ihm hinabblickte, sah sie in einem dieser dunkelblauen Kleider, die sie stets zu formellen Anlässen getragen hatte. Dann fiel der Vorhang, und Tilly schaltete die Tischlampe an. Mac war wieder in seinem Wohnzimmer.
    »Sehr gut, Sir«, sagte Tilly in seinem tiefen Bariton. »Eine ganz hervorragende Performance.« In dem Kommentar der KI schwang eine Spur von Spott mit, aber das war in Ordnung. Tilly wusste, dass dergleichen mehr oder weniger von ihm erwartet wurde.
    Mac hätte den Vorhang gern noch einmal hochgezogen. Hätte Jenny gern eingeladen, zu ihm herunterzukommen. Und tatsächlich hätte er die Möglichkeit dazu. Er könnte sie über die Bühne schlendern lassen, könnte einen Stuhl herbeiziehen, sie Platz nehmen

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