Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hutch 05 - Odyssee

Hutch 05 - Odyssee

Titel: Hutch 05 - Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
und mit ihrem Neuengland-Akzent mit ihm sprechen lassen. Er hätte auch den Rest des Publikums nach Hause schicken und mit ihr in alten Zeiten schwelgen können. Er hatte spät geheiratet. Er hatte nie damit gerechnet, je eine Frau kennen zu lernen, die es verdient hätte, ernst genommen zu werden, bis Jenny plötzlich in sein Leben geplatzt war.
    Unersetzbar.
    Ihm hatte stets der Ruf eines mehr oder weniger ausgeprägten Chauvinisten angehaftet. Natürlich war das nicht ganz richtig. Er war schlicht und einfach ein Realist. Ihm war bewusst, dass Frauen, zumeist, nicht sonderlich talentiert waren. Zog er die Schnittmenge ab, die sich aus ihren anatomischen Attributen und seiner Hormonsteuerung ergab, hatten Frauen ihm nicht viel zu bieten. Aber ihm war durchaus bewusst, dass der größte Teil der männlichen Bevölkerung gleichermaßen aus geistlosen, leicht beeinflussbaren, langweiligen Kreaturen bestand. Wenn Hutchs Wunsch Wirklichkeit werden sollte und wir eines Tages auf wahrhaft intelligente Außerirdische stoßen sollten, wen sollten wir dann beauftragen, mit ihnen zu sprechen? Wen bestimmen, um sie mit unseren Fähigkeiten zu beeindrucken? Einen Politiker? Einen College-Professor? Besser wäre vermutlich ein Klempner. Jemand, der keine zu hohe Meinung von sich selbst entwickelt hat.
    Jenny war Studentin im Aufbaustudium an der Universität Boston gewesen und hatte eine Studie über ihn, MacAllister, den Herausgeber des National, geschrieben. Sie war aus heiterem Himmel aufgetaucht, um ihn bei einem Vortrag in der Colonial Hall in Boston zu beobachten. Sein Thema hatte gelautet: Willkommen in Ihrer Zukunft. Sie hatte ganz vorn gesessen, doch er hatte sie unglaublicherweise gar nicht bemerkt, bis sie später zu ihm gekommen war. Sie hatte geduldig gewartet, während andere Leute ihm ihre Bücher zum Signieren vorgelegt hatten, ihm die Hand geschüttelt und sich alle Mühe gegeben hatten, sich beliebt zu machen. Und dann hatte sie dagestanden, dunkle Augen, dunkles Haar, schüchternes Lächeln. Und der Rest war, wie man so sagt, Geschichte.
    Ihnen waren drei Jahre vergönnt gewesen.
    MacAllister hatte im Großen und Ganzen ein recht glückliches Leben geführt. Er hatte die Ziele, die er sich in Kindheit und Jugend gesetzt hatte, erreicht und sogar übertroffen. Er war eine berühmte Persönlichkeit und ein renommierter Herausgeber. Er hatte jeden wichtigen Sachbuchpreis und jede journalistische Auszeichnung, die es auf der Welt zu gewinnen gab, tatsächlich gewonnen. Wo immer er hinging, genoss er den Status eines VIP, und er war stolz auf die Feinde, die er sich gemacht hatte, auf die Selbstgerechten, die Arroganten, die Abgehobenen, die allen anderen vorschreiben wollten, wie sie was zu tun hätten. Im Verlauf dieser frühen Jahre hatte er stets behauptet, Liebe sei nichts als eine Illusion, ausgelöst durch chemische und biologische Prozesse. Dass ein Mann weit besser dran sei, wenn er dem Bedürfnis zur Paarbildung nicht nachgebe. Und dann hatte er Jenny getroffen.
    Er hatte damals in Baltimore gelebt. Sie hatten binnen weniger Monate geheiratet, und sie war in sein Haus an der Eastern Avenue gezogen. Und drei Jahre lang hatten sie ein wundervolles und glückliches Leben geführt. Sie waren überall gemeinsam hingegangen, hatten Konzerte und Sportveranstaltungen besucht und sich an VR-Rollenspielen erfreut, in denen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion oft fließend waren. Jenny hatte ihn zu Vorträgen begleitet, hatte sich zum Thema Im Bett mit der Mafia an Diskussionsrunden bei Pressefrühstücken beteiligt, war da gewesen, als er anlässlich einer Abschlussfeier in der Western Maryland University eine Rede gehalten hatte, ein Vortrag wie eine Fanfare gegen Präsident Thompson und seinen korrupten Haufen, der Mac beinahe ins Gefängnis gebracht hätte. Aber am wichtigsten waren die schönen gemeinsamen Abende auf der Veranda gewesen, an denen sie abwechselnd gemeinsam in Erinnerungen über ihr Leben geschwelgt und den Einfluss von Montaigne auf Flaubert diskutiert hatten.
    Plötzlich und unerwartet hatte er sie verloren, verloren an eine Krankheit, die nach einem deutschen Forscher benannt worden war und so gut wie niemanden befiel. Eine Krankheit, die auch die Medizin des dreiundzwanzigsten Jahrhunderts mit all ihren Errungenschaften nicht bekämpfen konnte. Und MacAllister hatte zusehen müssen, wie Jenny dahingesiecht war. Die dunklen Augen hatten ihren Glanz bis zum Ende nicht verloren. Ihr Geist

Weitere Kostenlose Bücher