Hutch 05 - Odyssee
betrat.
Die griechische Pilotin sah sich suchend um, entdeckte Hutch und kam herüber. »Hi«, begrüßte Valya ihre Vorgesetzte. »Tut mir leid, ich bin spät dran. Ich habe nicht auf die Zeit geachtet.« Sie trug eine geblümte gelbe Bluse und eine graukarierte Hose. »Was gibt es?«
Die Moonrider-Mission war ein Flug ins Nirgendwo. Erstaunlicherweise fing Hutch dennoch bereits an zu bedauern, dass nicht sie auf der Brücke stehen würde. »Nicht viel. Wir müssen überall Missionen streichen.«
»Ich hörte davon.« Valya war einmal mit Hutch allein geflogen. Das war ihr Qualifikationsflug gewesen. »Die Bagels sehen gut aus.« Sie nahm sich einen vom Tresen und setzte sich. Frischer Kaffee wurde serviert. Sie schmierte sich Traubengelee auf den Bagel und nahm einen Bissen. »Also«, sagte sie, »wie ich höre, werden wir Gremlins jagen gehen?«
»Moonrider«, korrigierte Hutch milde. »Die Mission soll am zweiten April starten.«
»Klingt faszinierend.«
»Soweit ich verstanden habe, gefällt Ihnen der Auftrag.«
»Ja, ich bin durchaus daran interessiert.« Sie probierte den Kaffee. »Die Wahrheit ist, dass ich, bei all dem Ärger, den wir mit den Missionen zurzeit haben, befürchtet hatte, ich würde eine Weile auf dem Boden festsitzen.«
»Wenn Sie lieber einen anderen Flug übernehmen …«
»Ja?«
»Dann sprechen Sie zuerst mit mir! Handeln Sie nicht wieder über meinen Kopf hinweg!«
»Hutch«, sagte sie, »so war das nicht …«
»Wie auch immer: tun Sie es nicht wieder!«
»Okay.« Langsam stellte sie die Tasse auf dem Tisch ab. »Tut mir leid. Ich wollte keinen Ärger machen.« Lange Zeit schwiegen beide. Dann: »Was passiert jetzt mit der Akademie? Wird sie geschlossen?«
»Ich glaube nicht, dass irgendjemand so dumm sein wird.«
»Sehr hoffnungsvoll klingen Sie aber nicht.«
Hutch zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es einfach nicht.« Valya teilte ihre Leidenschaft für die Akademie. Sie erinnerte sich mit Stolz an die kurze Zeit, die sie gemeinsam auf der Catherine Perth verbracht hatten. Das war eine Zeit gewesen, in der die Akademie Missionen überallhin ins Universum gesandt hatte, in der die Leute immer noch davon gesprochen hatten, eines Tages die Schwesterzivilisation zu finden, von deren Existenz damals noch alle überzeugt gewesen waren. Jemanden, mit dem man hätte reden können. Erfahrungen austauschen. In den letzten Jahren aber war der Begriff ›Schwesterzivilisation‹ zunehmend ungebräuchlich geworden. Und die Jagd nach dem gleichwertigen Gegenüber war im Großen und Ganzen durch Missionen ersetzt worden, die die Sterne inspizierten, deren Charakteristika erforschten und diese in Kategorien einordneten. Notwendige Arbeit, wie Hutch annahm, jedenfalls aus der Sicht der Astrophysik, aber langweilig in den Augen der breiten Öffentlichkeit. Die Fantasie, die Spannung früherer Zeiten war aus der Raumfahrt geschwunden, hatte sich zurückgezogen wie das Meer bei Ebbe. Und nun wunderte sich die Akademie, warum der Kongress darüber diskutierte, die Mittel für die Raumfahrtprogramme erneut zu kürzen. Vielleicht hatte Michael Recht. Vielleicht war die einzige Chance für die Akademie ein Schuss ins Blaue und die Hoffnung, die Salvator würde irgendetwas entdecken. Die Hoffnung, dass Schiff würde seinem Namen Ehre erweisen.
Es wäre unglaublich zufrieden stellend, sollten wir, nach all den Erkundungsflügen über Hunderte von Lichtjahren, feststellen, dass die Schwesterzivilisation gekommen war, um uns zu besuchen.
»Ich denke, die Akademie wird überleben«, sagte Hutch, »aber zumindest auf kurze Sicht haben wir wohl eine harte Zeit vor uns.«
Valya lehnte sich zurück. Hutch musste zugeben, dass Michael die richtige Pilotin für einen PR-Flug ausgewählt hatte. Sie hatte anmutige Züge, leuchtende Augen, einen angenehmen Charakter. Und einen flinken Verstand. »Ich hoffe, Sie haben Recht«, sagte sie.
»Valya, haben Sie je eines dieser Dinger gesehen?«
»Nein.«
»Das ist wahrscheinlich von Vorteil.«
»Das dachte ich auch. Sie wollen also, dass ich Monitore aussetze. Wissen Sie genau, wo in den jeweiligen Systemen?«
»Bill weiß es.« Die KI.
»Okay. Lassen Sie mich eine Frage stellen!«
»Nur zu.«
»Angenommen, wir finden wirklich eines dieser Flugobjekte …«
»Das ist unwahrscheinlich.«
»Aber falls doch, soll ich dann versuchen, Kontakt herzustellen? Es zu verfolgen? Was soll ich tun?«
»Das ist ganz einfach. Versuchen Sie, herauszufinden, worum
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