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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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einst ein Speisesaal gewesen. Mehrere Tische waren mit Tellern, Tassen und Messern gedeckt. Keine Löffel, keine Gabeln. Das Geschirr war gesprungen und in Stücke zerbrochen.
    »Dieser Ort ist nicht sehr alt«, meinte Rudy. »Auf keinen Fall so alt wie die Raumstation.«
    »Wie alt denn?«, wollte Antonio wissen.
    »Ich weiß es nicht. So, wie das alles eingefroren ist, finde ich keine Anhaltspunkte für eine Schätzung.«
    An einer Wand gab es einen Kamin.
    Antonio schlenderte herum, führte Selbstgespräche, fragte sich laut, wie er die Stimmung dieses Ortes einfangen solle. Wie konnte er den Leuten zu Hause auf der Erde nur das klaustrophobische Gefühl vermitteln, das von diesem Haus ausging?
    Matt trat durch eine offene Tür. Der Raum dahinter mochte einmal den Eingangsbereich des Gebäudes gebildet haben und war halb voll mit Schnee. Ein Fenster war kaputt.
    Am Rand des Schneebergs, teilweise von dem Schnee eingerahmt, befand sich eine Sitzgruppe aus mit Schnitzereien verzierten Holzstühlen, die um einen runden Tisch in der Mitte angeordnet waren. Zwei der Stühle waren zerbrochen. Die Möbel kündeten von den respektablen handwerklichen Fähigkeiten ihrer Erbauer und waren mit Polstern ausgestattet, die immer noch weich aussahen, aber natürlich nun steinhart gefroren waren. Zwei rechteckige Klötze lagen auf dem Tisch. Ein Krug stand daneben.
    Matt musterte die Klötze. Sah Symbole auf der Außenseite.
    Bücher. Das waren Bücher!
    Beide waren in schwarzes Material gebunden, und beide waren am Tisch festgefroren.
    Matt fegte den Staub weg und erkannte noch mehr Symbole auf dem Buchrücken. Dann rief er Rudy herbei.
    »Fantastisch!«, reagierte der ganz aufgeregt. »Wir müssen sie unbedingt mitnehmen!« Als Matt ihm zeigte, dass sie festgefroren waren, runzelte Rudy die Stirn. »Vorsichtig! Machen Sie bloß nichts kaputt!«
    Matt benutzte seinen Laser, um die Tischbeine zu entfernen. Dann schnitt er um jedes Buch herum ein handliches Stück aus der Tischplatte. Eines gab er Rudy, das andere nahm er selbst an sich.
    »Wie fortschrittlich mögen diese Leute gewesen sein?«, fragte Antonio.
    »Sie hatten jedenfalls Druckerpressen«, erwiderte Rudy.
    »Ach, ja.« Matt blickte auf seine eigene geisterhafte Hand herab. »Die Druckerpresse mal wieder!«
    Rudy deutete auf einige Drähte, die von der Decke herabbaumelten. »Sieht aus, als hätten sie auch Elektrizität gekannt.«
    Antonio berührte eines der Bücher. Ehrfürchtig. »Sie hatten Recht, Rudy. Das hier war sicher ein Ferienhotel. Der Turm war ein Skilift.«
    Matt verließ den Raum. Trotz des E-Suits fror es ihn allmählich. »Wenn wir unter der Schneedecke Scans durchführen, werden wir hangaufwärts vermutlich noch mehr Türme finden«, sagte er.
    »Ich fasse es nicht.« Antonio schüttelte den Kopf. »Welche Art von Außerirdischen macht Urlaub in Skigebieten?«
    »Die Noks laufen gern Ski«, wusste Rudy zu berichten. »Und auf Quraqua …«
    Matt hörte wieder ein Geräusch. Über ihnen.
    Sie alle hörten es. Ein Flüstern. Ein Geräusch, als würde ein nasser Sack über den Boden gezerrt.
    Antonio hielt beide Hände mit gespreizten Fingern hinter die Ohren. »Da oben ist etwas!«
    Sie richteten die Lampen in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und der Lichtstrahl tanzte über den Fuß der Treppe. »Das Gebäude ist alt«, meinte Matt. »Vermutlich ächzt es ein wenig unter der Last des Schnees.«
    Antonio zog den Laser aus dem Halfter am Gurtgeschirr. »Wahrscheinlich ist das nur irgendwelches Ungeziefer.«
    Und dann hörten sie es wieder. Dieses Mal lauter.
    »Wenn ja, hört sich das aber nach einer mächtig großen Ratte an!«, kommentierte Rudy.
    Ein Schauer rann über Matts Rücken. »Ich finde, wir sollten jetzt besser von hier verschwinden!« Nun erst wurde ihm bewusst, dass er bereits eine Patrone in die Rhino-Gun eingelegt hatte und direkt geradeaus zielte. Auf der guten, alten Mutter Erde sorgten die üblicherweise zum Einsatz kommenden Waffen ganz einfach für einen Kurzschluss im Nervensystem. Sie fällten Menschen wie Tiere schnell genug, um diesen keine Gelegenheit zu Angriff oder Gegenwehr zu lassen. Die Rhino dagegen war für den Einsatz an ganz anderen, eben an fremdartigen Orten gedacht, gegen andere Arten von Lebensformen. Sie war einfach und, so könnte man sagen, altmodisch. Die Metallprojektile, die sie abfeuerte, enthielten eine Sprengladung.
    Matt hatte außerhalb des Schießplatzes noch nie eine solche Waffe abgefeuert.

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