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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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anderen Zeit an einem anderen Ort hat der Mond nicht gesprochen. Wir hatten unsere Freude.«
    Jim schwieg, und Jon, Hutch und Matt wechselten verständnislose Blicke. »Ist das alles?«, fragte Jon.
    »Das ist ein einzelner Textabschnitt, der in keinem Zusammenhang mit anderen steht.«
    Jim zeigte die Zeilen am Bildschirm an. Matt musterte sie stirnrunzelnd. »Der Mond hat nicht gesprochen?«
    »Bist du sicher, dass du das richtig übersetzt hast?«, fragte Hutch.
    »Ausreichend sicher. Das Wort taucht mehrfach im Hotelverzeichnis auf. ›Sprechen Sie mit unserem Personal, wenn wir etwas für Sie tun können.‹ ›Sprechen Sie uns an, wir kümmern uns sofort um Sie.‹ Und so weiter.«
    »Wir brauchen vielleicht ein bisschen mehr Zeit für die Übersetzung«, meinte Jon.
    Der Mond hat nicht gesprochen.
    Hat nicht.
    Die Zeitform war nicht zu überhören.
    »Was denken Sie, Hutch?«, fragte Matt.
    »Ich glaube, ›hat nicht gesprochen‹ trifft es nicht ganz.«
    Jon starrte sie verblüfft an. »Wie können Sie einem quasselnden Mond irgendeinen Sinn abgewinnen?«
    Sie konzentrierte sich auf den Monitor.
     
    »Die See ist laut bei Nacht.
    Stimmen reiten die Flut.
    Zu einer anderen Zeit,
    an einem anderen Ort,
    unter einem stummen Mond,
    haben wir gemeinsam gelacht.«
     
    »Mein Gott!«, entfuhr es Matt.
    Jon nickte. »Es ist ein Gedicht!«
    Jim meldete weitere Bauwerke unter dem Schnee in der Nähe des Landeplatzes. »Weitere Türme«, sagte er. »Hangaufwärts.«
    Sie nickten einander zu. Der Rest des Skilifts.
     
    Allmählich gelang es ihnen, ihre Übersetzungsversuche zu systematisieren. Jim lieferte ihnen die wahrscheinlichste wörtliche Übersetzung, und Hutch interpretierte sie nach bestem Wissen. Manchmal mussten sie eine Bedeutung einfach voraussetzen, wie beispielsweise bei dem Adjektiv in …
     
    … Der erbarmungslose Fluss
    trägt uns in die Nacht …
     
    Es hätte auch ein Adjektiv wie lieblich oder idyllisch gepasst oder irgendein anderes von unzähligen möglichen anderen Adjektiven. Aber der Kontext lieferte genug Hinweise, um Vermutungen anzustellen.
    Eine Zeile hätte direkt dem Rubaiyat entnommen sein können:
     
    … Dies weite Spielfeld der Nächte und
    der Tage.
     
    Die Gedichte schienen primär, ja, beinahe ausschließlich, von verlorener Liebe und frühem Tod zu handeln. Sie verteilten sich über das ganze Buch, tauchten zwischen einer Beschreibung des Hotelrestaurants und einer Werbung auf, in der möglicherweise sexuelle Dienste angepriesen wurden.
    Plötzlich meldete sich die KI der Preston. »Hutch!«
    »Was gibt es, Phyl?«
    »Drei Omegawolken durchqueren das Gebiet. Entfernung 1,8 Lichtjahre und zunehmend. Sie fliegen in Richtung NCG6760!«
    »Sie entfernen sich von uns?«
    »Ja. Interessant ist aber, dass sie Seite an Seite fliegen, in Formation, auf einer Linie von 6,1 Lichtjahren Länge. Pfeilgerade. Die innere Omega hat zum Ende der Linie einen Abstand von zwei Lichtjahren.«
    Phyl wartete, rechnete offensichtlich mit einer Reaktion. »Du meinst also«, sagte Hutch, »dass eine fehlt.«
    »Exakt. Wir wissen, dass diese Objekte häufig in organisierten Gruppen reisen. Entweder die innere Omega befindet sich genau in der Mitte, oder es müsste noch eine weitere Omega mit einem Abstand von zwei Lichtjahren zum anderen Ende geben.«
    »Die fehlende Wolke …«, setzte Jon an.
    »Dürfte durch dieses Gebiet gezogen sein. Vor dreihundert Jahren.«
     
    Hutch, Jon, Antonio und Matt diskutierten darüber, den Rest der Reise gemeinsam auf der Preston zurückzulegen. Sollte doch die KI sich um die Navigation der McAdams kümmern! Damit war ein gewisses Risiko verbunden: Sollte es zu einer Störung kommen, sollte sich ein Kabel lösen oder ein Kurzschluss in der Verkabelung auftreten, wäre niemand da, der den Fehler beheben könnte, und sie würden das Schiff verlieren. Die Chance, dass so etwas passierte, war minimal, aber es konnte eben doch passieren. Matt war dagegen, die McAdams der KI zu überlassen, erbot sich aber, allein zu reisen, falls Jon sich zu Hutch und Antonio gesellen wolle. Aber, so erklärte er, er fühle sich für die McAdams verantwortlich. Hutch dachte, dass es ihm vielleicht nur zu sehr gefalle, auf der Brücke zu sein, und sie überlegte, ob sie vorschlagen sollte, dass sie alle auf sein Schiff gehen sollten. Doch ihre Instinkte rieten ihr davon ab. Möglicherweise gefiel es ja ihr nur zu sehr, auf der Brücke zu sein.
    ANTONIOS NOTIZEN
    Ich werde Hutch nie

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