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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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nie einen Tag wie diesen erlebt. Er hatte nie einen Passagier verloren, hatte nie erlebt, dass einer seiner Passagiere in Gefahr geraten wäre. Matt hatte sich immer als heroische Figur gesehen. Frauen hatten von jeher angenommen, er stünde ein paar Stufen über gewöhnlichen Männern. Antonio, das hatte er von der ersten Begegnung an gewusst, war gewöhnlich. Wenn es irgendjemanden gab, der weiter nichts war als ein absolut durchschnittlicher Null-Acht-Fuffzehn-Typ in mittleren Jahren, dann war es Antonio.
    Aber im Augenblick größter Gefahr hatte sich Antonio die Waffe gegriffen und die Schlange weggeblasen. Er hatte sich ihr entgegengestellt, während Matt zurückgewichen war. Diese Tatsache würde er von nun an ins Auge sehen müssen.
     
    Matt konnte nicht schlafen. Immer wieder ging er in Gedanken den Ablauf der Ereignisse durch. Am lebhaftesten erinnerte er sich daran, dass es keinen Ort gegeben hatte, an dem sie sich hätten verstecken können, dass er gefürchtet hatte, die Kreatur würde ihn in einem Stück verschlingen. Ihn hinunterwürgen wie ein Stück Wurst.
    Er stand auf, um zur Toilette zu gehen. Hutch musste ebenfalls wach gewesen sein. Denn wenige Augenblicke, nachdem er in sein Quartier zurückgekehrt war, ertönte an der Tür ein leises Pochen.
    »Matt, alles in Ordnung mit Ihnen?« Sie trug immer noch die Uniform.
    »Mein Gott«, sagte er, »gehen Sie denn nie zu Bett?« Es war nach drei Uhr morgens.
    »Ich habe gelesen.«
    »Konnten Sie nicht aufhören?«
    »Nein. Ich lese Damon Runyon.«
    »Wen?«
    »Zwanzigstes Jahrhundert.« Sie lächelte. »Würde Ihnen gefallen.«
    Er schnappte sich seinen Morgenmantel und gesellte sich zu ihr in den Gemeinschaftsraum. Hutch kochte Kaffee, und sie unterhielten sich über Runyons gutmütige Gangster und das Schwarze Loch bei Tenareif und über die Frage, ob sie morgen den nächsten Abschnitt ihrer Reise einleiten sollten. Jim unterbrach sie, um sie darüber zu informieren, dass die Proben, die sie aus dem Turm und dem im Schnee begrabenen Haus geholt hatten – er hatte das Tischplattenstück untersucht, an dem das Buch festgefroren gewesen war –, Anlass zu der Vermutung böten, dass beide Bauwerke mehr als dreihundert Jahre alt seien.
    Was eine neue Frage aufwarf: Das Signal, das in Cherry Hill aufgefangen worden war, war vor fünfzehntausend Jahren gesendet worden. Die Raumstation trieb hilflos dahin, aus ihrem Orbit gerissen oder was auch immer ihr widerfahren war – auf jeden Fall war auch das schon vor sehr langer Zeit passiert. Aber es hatte noch in den letzten paar Hundert Jahren eine funktionierende Zivilisation gegeben. Was war aus den Bewohnern geworden?
    War es ihnen vielleicht ebenso ergangen wie den Bewohnern von Makai? Hatten sie eine Möglichkeit entwickelt, zu lange zu leben? Und sich gelangweilt?
    »Nein«, schüttelte Hutch den Kopf. »Das fühlt sich eher nach einer Katastrophe an.«
    »Eine Omega?«
    »Das würde die verschmorten Schaltkreise auf der Station erklären. Ein paar kräftige Blitze.«
    Unausweichlich kehrte das Gespräch irgendwann zurück zu Rudy, doch Matts Rolle bei seinem Tod blieb unerwähnt. Als Jon um fünf herüberkam, um nachzusehen, was die Geräusche zu bedeuten hatten, fand er Matt und Hutch offenkundig ins Gespräch vertieft.
    »Wir studieren Schwere Jungen – Leichte Mädchen ein«, erklärte ihm Matt.
     
    Sie blieben noch zwei Tage im Orbit, fertigten Karten an und zeichneten Bilder der Welt auf. In der Zwischenzeit taute das Buch auf, und sie gaben es Jim. Er analysierte es und erklärte, er sei imstande, einen Teil des Materials zu übersetzen. »Matt hatte Recht. Es war ein Hotel. Das Buch enthält eine Liste der Freizeitangebote und Menüs des Restaurants, einen Katalog der Hotelbibliothek, die anscheinend sowohl Bücher als auch VRs enthalten hat. Und eine Zusammenstellung touristischer Ziele in der näheren Umgebung. Sie hatten auch Recht mit der Vermutung, dass es sich hier um ein Skigebiet gehandelt hat.«
    »Großartig!«, sagte Matt in ironischem Tonfall. »Und dafür ist Rudy also gestorben? Für einen Hotelprospekt?«
    »Das Buch enthält noch mehr Texte. Schwieriger zu übersetzen, hat aber anscheinend nichts mit dem Hotel zu tun. Ich war imstande, einen Teil zu übersetzen, aber der Gesamtzusammenhang ist schwer fassbar.«
    »Erklärung?«
    »Lassen Sie es mich mit einem Beispiel versuchen!«
    »Einverstanden.«
    »Die See ist laut bei Nacht, und es gibt Stimmen in der Flut. Zu einer

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