Hutch 06 - Hexenkessel
seinen Zuhörern um. »Ihr habt da draußen auf dem Rasen vor der Schule eine Landefähre«, sagte er. »Ich würde euch gern ein bisschen was über sie erzählen.«
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»Die Leute, die argumentieren, dass wir uns auf ein weites, unerkundetes Terrain begeben, das sich bereits als gefährlich erwiesen habe, und dass wir uns folglich besser unter unseren Betten verstecken sollten, sprechen nicht in meinem Namen. Und sie sprechen auch nicht für die Prometheus Foundation.
Das soll nicht heißen, dass mit der Weltraumforschung kein Risiko verbunden wäre. Wir wissen nicht, was da draußen ist, und wir wissen nicht, wo wir womöglich hineinstolpern. Aber nur zu Hause zu sitzen birgt ebenfalls ein Risiko. Beispielsweise wären wir, sollten dort draußen irgendwelche räuberischen Bestien lauern, besser dran, würden wir sie finden statt sie uns.
Außerdem geriete unsere technologische Entwicklung ins Stocken, sollten wir beschließen, die Dinge einfach auszusitzen. Wichtiger noch ist, dass wir jeden Anspruch auf wahre Größe verlören. Wir wären eine Schande für unsere Enkel. Irgendwann wird eine Generation mit etwas mehr Courage ins Leben treten, und sie wird uns verachten.«
Priscilla Hutchins in einer Rede vor der State Librarians Association Athens, Georgia, 11. April 2254
Kapitel 7
Rudy und Hutch nahmen vier interstellare Schiffe in Augenschein und entschieden sich für eine Grosvenor 352, die Happy Times, die die Foundation im Zuge einer Auktion von ihrem Vorbesitzer, Orbital, ersteigerte. Das Schiff war zweiundvierzig Jahre alt, hatte Fracht und Passagiere zu Serenity und anderen Raumstationen geflogen und war schließlich durch Whitmore Covington und seine Quantendialoge unsterblich geworden – Gespräche über den Zustand der menschlichen Rasse, die in Covingtons Vorstellung an Bord des Schiffes stattgefunden hätten, als dieses auf dem Weg zum Nok war. Die idiotischen Bewohner Noks brachten sich nach wie vor im Streit um ihre schwindenden Ressourcen gegenseitig mit Waffen um, wie man sie auf der Erde Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gekannt hatte.
Obwohl das Schiff solchermaßen berühmt geworden war, waren die Kosten minimal, weil die Hazeltine-Maschinen nicht betriebsbereit waren. Was für Rudy natürlich irrelevant war. Auf diese Weise sparte er nicht nur einen Haufen Geld, er bekam auch ein Schiff, dessen historische Bedeutung es ihm gestatten würde, es später weiterzuveräußern, sollte der Locarno-Antrieb nicht funktionieren. »Wenn der Locarno aber versagt«, so hielt ihm Ellen Simons vor, eine Frau, mit der er eine lockere Beziehung pflegte, »dann kann die Foundation so oder so dichtmachen.«
Schwarzmalerei. Ellen war Pessimistin und stets bereit zu erklären, warum irgendetwas nicht funktionieren würde. Es hatte einen Grund, warum sich zwischen ihr und Rudy nie etwas Ernstes entwickelt hatte. Aber dieses Mal hatte sie leider Recht. Die Foundation lag wahrhaftig in den letzten Zügen. Mit nur einem Hazeltine-Schiff im Weltraum herumzustöbern, würde niemanden in Begeisterung versetzen. Sie brauchten den Locarno.
Die Kosten für das Ersteigern der Happy Times und für den Einbau des neuen Antriebssystems zehrten die finanziellen Mittel der Foundation auf. Silvestri zog mehr oder weniger auf die Station, um die Techniker bei der Arbeit zu unterstützen. Diese Phase des Projekts erwies sich jedoch recht bald als problematisch. Die Techniker brauchten Silvestri im Grunde nicht und nahmen seine Anwesenheit rasch übel. »Wir haben hier ein Aggregat, das wir lediglich mit den Schiffssystemen verbinden müssen«, beklagte sich einer bei Rudy. »Es ist nicht nötig, dass er uns dabei die ganze Zeit über die Schulter guckt.«
Also arrangierte Rudy eine Reihe öffentlicher Auftritte für Silvestri. Er ließ ihn als Gastdozent in Colleges und Universitäten auftreten und vor Rotary Clubs, Nachrichtenagenturen und all jenen Interessierten sprechen, die Rudy darüber hinaus hatte auftreiben können. Als Rudy Silvestri das Auftrittspaket präsentierte, lächelte dieser. »Sie haben sich beklagt, richtig?«
»Ja«, gab Rudy zu. »Kommen Sie nach Hause! Wir können ein bisschen PR gut brauchen.«
Tatsächlich hätte Rudy lieber Stillschweigen über das Projekt bewahrt, hätte er die Möglichkeit gehabt. Er hätte es vorgezogen, die Welt mit einem erfolgreichen Testflug zu beglücken, statt sich der Gefahr auszusetzen, dumm dazustehen, sollte der Locarno versagen. Aber in
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