Hutch 06 - Hexenkessel
Sprung durchgeführt hat? So wie beim letzten Mal?«
»Gegen eine symbolische Gebühr.«
»Dann arrangieren Sie das bitte!«
Anders, als beim Start der Happy Times zwei Monate zuvor, hätte der Abschied, den die Landefähre der MacElroy Highschool erfuhr, kaum schlichter sein können. Es hatte sich zwar eine ansehnliche Menge im Zuschauerbereich versammelt, aber die Stimmung war völlig anders. Man könnte sagen, die Erwartungen waren niedrig. Irgendwie haftete dem ganzen Geschehen etwas Komödienhaftes an.
Matt hatte Hutch eingeladen, die in Begleitung von Rudy erschienen war. Aber sonst waren keine wirklich prominenten Personen anwesend, keine Politiker und nur ein oder zwei wissenschaftliche Beobachter. Außerdem ein paar Leute aus dem Liberty Club und eine Delegation der Highschool.
Die Presse war präsent, aber vorwiegend an Nebenkriegsschauplätzen interessiert. Sie interviewten Schüler, Lehrer und die eigenen Kollegen. Auch waren Presseleute zugegen, die eher einer Randgruppe angehörten und vorwiegend auf packende Geschichten, auf Skandale, Prophezeiungen, Hochzeiten oder Scheidungen unter Prominenten spezialisiert waren. Einer von ihnen wollte wissen, ob sie die KI ausgebaut hätten, so wie Rudy es beim ersten Versuch getan hatte. »Immerhin«, sagte er mit einem Nicken in Richtung seiner Kollegen, »wollen wir doch niemanden verletzen!«
Sie lachten herzhaft auf Rudys Kosten. Matt war nie in den Sinn gekommen, die KI zu entfernen. Das war schließlich nur ein sprechendes Stück Hardware. Aber nun, da er darüber nachdachte, fühlte er sich ein wenig unbehaglich. Aber wie dem auch sei, nun war es zu spät.
Die Fragen, die dieses Mal gestellt wurden, waren ein wenig exzentrisch. »Angenommen, die Landefähre schafft es bis zum Pluto, rechnen Sie damit, dass der Sprung sich in medizinischer Hinsicht negativ auf den Piloten auswirken könnte?«
»Wenn es dieses Mal nicht funktioniert, wollen Sie es dann noch einmal versuchen?«
»Wussten Sie, dass manche Leute, die mit dem Hazeltine-System gereist sind, hinterher unter Albträumen gelitten haben? Denken Sie, das könnte bei Ihrem neuen System auch passieren?«
»Dr. Soundso hat angedeutet, es bestünde die Möglichkeit, dass der Locarno die Happy Times in eine andere Realität transferiert habe, nachdem er sie zerkrümelt habe. Vielleicht könnte Dr. Silvestri einen Kommentar zu dieser Theorie abgeben?«
Als Matt darauf hinwies, dass die Fragen zunehmend seltsamer würden, fing ein Reporter von Scope an zu lachen und sagte, natürlich würden sie das, aber schließlich wollten sie auch weiter nichts hören als eine unterhaltsame Antwort. Wir wissen doch schließlich alle, dass niemand diesen Kram mehr ernst nimmt.
»Wir folgen im Großen und Ganzen dem gleichen Plan wie beim letzten Mal«, erklärte Jon den Anwesenden. »Dieses Mal wird die KI den Ablauf überwachen. Sie wird die Fähre etwa vierzig Minuten weit hinausfliegen und den Sprung initiieren. Die Fähre wird 3,7 Milliarden Kilometer bis zum Orbit des Pluto zurücklegen. Und wenn alles gut geht, sendet sie von dort aus ein Funksignal.«
Er setzte sich vor eine der Sichtluken. Matt wünschte ihm Glück.
»Es wird schon klappen«, meinte Jon. »Ich habe den Fehler korrigiert. Die Fähre wird es zum Pluto schaffen.«
Um 8.23 Uhr morgens erhielten sie die Nachricht der Einsatzzentrale von Union. »Okay, Matt«, sagte der Dienst habende Offizier. » Wir sind startbereit.«
Jon lehnte sich zurück und verschränkte bequem die Arme vor dem Körper. Nichts, worum man sich Sorgen machen müsste. Auf dem Monitor war zu sehen, wie sich die Haltesysteme öffneten und eingezogen wurden. Die Manövriertriebwerke zündeten. Das Raumgefährt entfernte sich vom Dock und richtete sich auf die Tore aus. Dann wurden die Hangartore geöffnet. Die Landefähre der MacElroy Highschool schob sich aus der Station hinaus. Als sie weit genug entfernt war, zündete die Hauptmaschine, und die Fähre beschleunigte.
Jon atmete tief durch. »Und los geht’s«, sagte irgendwer.
Die Bord-KI war nach Henry Barber benannt worden. »Alle Systeme in Ordnung«, meldete Henry. »Geschätzte Zeit bis zum Transit: siebenunddreißig Minuten.«
Matt holte frischen Kaffee für sich und Jon. Hutch kam zu ihnen und schenkte den beiden Männern ein beruhigendes Lächeln. Was immer passieren würde, es würde nicht das Ende der Welt bedeuten. Rudy steckte ein paar Minuten mit Jon die Köpfe zusammen. Ein Nachrichtenteam von
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