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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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fielen neben Sirius auch Namen wie Alpha Centauri und Procyon. Irgendetwas eher in der Nähe. Aber je weiter sich die Arbeiten auf der Preston dem Ende zuneigten, desto häufiger kam der Gedanke an eine spektakulärere Reise auf. Warum sollte man sich mit einem Zielgebiet begnügen, das an den üblichen Reiserouten lag?
    »Stoßen wir weiter vor!« Später wusste niemand mehr, wer diese Worte ursprünglich ausgesprochen hatte, aber sie wurden zu ihrem Mantra. Kein Rumgehampel. Stoßen wir weiter vor.
    Raus aus der Nachbarschaft.
    Der bis dato tiefste Vorstoß ins All hatte drei Jahrzehnte zuvor die Patrick Heffernan 3.160 Lichtjahre von der Erde fortgeführt. So weit flog längst niemand mehr. Nicht einmal annähernd.
    Als Rudy Hutch davon erzählte, schüttelte die den Kopf. »Keine gute Idee.«
    »Warum nicht? Warum sich mit Kleinigkeiten begnügen?«
    »Nehmen wir an, Sie versuchen, einen Rekord aufzustellen. Was passiert, wenn dabei ein Problem auftritt? Neun oder zehn Monate lang würde niemand imstande sein, Sie zu erreichen.«
    Sie waren in Rudys Stadthaus und amüsierten sich gemeinsam mit Matt, Jon und einem halben Dutzend anderer Freunde am Pool. Rudy gab sich in seinem Stadthaus immer etwas hochtrabender als sonst. »Aber früher haben wir ständig solche Flüge gemacht.«
    »Das war zu einer Zeit, in der ständig Missionen in alle Regionen des Alls durchgeführt wurden. Wenn damals auf irgendeinem Schiff ein Problem aufgetreten ist, war immer jemand halbwegs in der Nähe. Das ist jetzt nicht mehr der Fall.«
    Rudy schaltete in den Ich-wünschte-Sie-hätten-mehr-Vertrauen-zu-uns- Modus. »Es wird keine Probleme geben!«, verkündete er im Brustton der Überzeugung.
    Matt hätte dem Mann zu gern eine Immobilie angedreht. »Sie hat Recht, Rudy. Ich meine: Wenn sie das nicht hätte – wozu brauchten wir dann überhaupt einen Testflug?«
    Am Ende beschieden sie sich mit Alioth, wobei sich alle enttäuscht zeigten oder sich zumindest den Anschein gaben.
    Der von außen gesehen dritte Stern am Handgriff des Großen Wagens war einundachtzig Lichtjahre von der Erde entfernt. Eine angemessene Distanz für einen Test; einem unnötigen Risiko mussten sie sich bei diesem Ziel nicht aussetzen.
     
    Später am Nachmittag erhielt Rudy einen Anruf von C. B. Williams, einem leitenden Angestellten von Worldwide. »Rudy«, sagte er, »wir würden gern jemanden auf dem Flug unterbringen, um ein paar anständige Bilder von Ihnen in die Nachrichten zu bringen.«
    Rudy dachte darüber nach und entschied, dass sich die Sache nach einer guten Idee anhörte. »Okay«, antwortete er also, »wir können ein Quartier für ihn freimachen. Oder für sie.«
    »Gut. Wir sprechen von Antonio Giannotti. Er wird einen ganzen Interessenverband repräsentieren.«
    Antonio Giannotti. Wo hatte Rudy diesen Namen schon einmal gehört?
    »Er ist unser Wissenschaftsreporter«, erklärte Williams.
    Nein, das war es nicht. Wo hatte Rudy den Namen nur gehört?
    »Vor dreißig Jahren war er bei Black Cat Dr. Science. Hat eine Show für Kinder gemacht.«
    Ja, das war’s! Dr. Science. Rudy war mit ihm aufgewachsen, hatte zugesehen, wenn Dr. Science erklärt hatte, wie Gravitation funktioniere und was die Klimatologen zu kompensieren versuchten, um die Wetterlage zu verändern. Der Mann hatte bei all den verschiedenen Themen so viel Begeisterung ausgestrahlt, dass Rudy schon mit acht Jahren gewusst hatte, dass er sein Leben der Wissenschaft widmen würde. »Ja«, sagte er, »wir würden uns freuen, ihn dabeizuhaben!«
     
    Die Ära, in der der Sommer der Hauptstadt ein paar kühlere Tage im September beschert hatte, war längst vorüber. In Virginia und Maryland blieb es auch im Frühherbst heiß, und Matt war froh, der Hitze zu entkommen.
    Am Tag vor der geplanten Abreise nahm er ein Shuttle vom Reagan zur Station. Rudy war ebenfalls an Bord und aufgeregt wie ein Kind. Ständig erzählte er, so etwas habe er sein Leben lang herbeigesehnt und könne immer noch nicht glauben, dass es nun wirklich geschehe. Er entlockte Matt das Versprechen, dass sie, sobald sie im Hotel eingecheckt hätten, hinuntergehen und die Preston inspizieren würden.
    Der Flug zur Union dauerte keine neunzig Minuten. Als sie andockten, ging Matt voran, schlenderte mit einstudierter Lässigkeit einher, als täte er dergleichen Tag für Tag.
    Eine KI nannte ihnen ihre Zimmernummern, und ihr Gepäck traf bereits wenige Minuten nach ihnen ein. Matt hätte es vorgezogen, erst zu duschen

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