Hutch 06 - Hexenkessel
dafür zur Schule geschickt? Hast du eine Ahnung, was das kostet?
»Alles in Ordnung, Liebes?«
»Mir geht es gut, Mom.« Maureen war eine attraktive junge Frau. Sieht aus wie ihre Mutter, dachte Hutch nicht ohne Stolz. Maureen studierte Geschichte im Hauptfach, genau wie Priscilla es getan hatte. Und sie hatte die unbeschwerte Art ihres Vaters geerbt. Letzteres machte es ihr vollkommen unmöglich, irgendeinen Kummer zu verheimlichen. »Ich bin froh, dass du heil wieder nach Hause gekommen bist.«
»Maureen, wir sind nur nach Alioth geflogen.« Als Hutch darüber nachdachte, wie sich das anhören musste, musste sie lächeln. Maureen hatte sich nie weiter als bis zur Mondbasis von der Erde entfernt. »Es war ein schöner Flug.«
»Ich habe gehört, du willst wieder los. Zum Zentrum der Galaxie.« Es hatte offenkundig nicht lang gedauert, bis die Neuigkeit die Runde gemacht hatte. »Zu dem Ort, von dem die Omegas kommen.«
»Im November«, bestätigte Hutch. »Wir fliegen nur hin, um uns dort ein bisschen umzusehen. Und keine Sorge: Wir werden nur ein paar Monate weg sein!«
»Ich wünschte, du würdest nicht fliegen. «
»Mir passiert nichts, Schatz. Wir werden uns nur ein bisschen umsehen und wieder nach Hause kommen.«
»Du wirst dich da draußen noch umbringen!«, widersprach Maureen heftig. »Was willst du tun, wenn die Monster hinter dir her sind?«
»Ich glaube nicht, dass wir uns Sorgen über irgendwelche Monster machen müssen, Maureen.«
»Das kannst du nicht wissen. Und das Schiff könnte auch havarieren. Wer holt dich dann da raus? Wer würde es überhaupt mitkriegen?«
»Es wird zwei Schiffe geben, Maureen. Orion wird uns die James McAdams leihen.«
»Und was ist, wenn beide irgendeinen blöden technischen Defekt haben?«
»Du weißt, dass so etwas nicht passieren wird.«
»Mom, du bist nicht gerade der vorsichtigste Mensch auf Erden!«
»Ich verspreche, ich werde keine Dummheiten machen.«
»Das weiß ich. Ich weiß nur nicht, was ich machen würde, wenn dir etwas passiert.«
Während des Heimflugs hatten alle auf der Preston viel Zeit damit verbracht, über einen Flug in die Tiefe des Alls zu sprechen und Spekulationen über die Omegas anzustellen. Über den Hexenkessel zu reden. Den Ort, an dem die Omegas entstanden. Die Wolken, die nun die Nachbarschaft der Erde durchflogen, hatten 1,7 Millionen Jahre gebraucht, um so weit zu kommen. Das bedeutete natürlich auch, dass, was immer sie hervorgebracht hatte, längst nicht mehr existierte.
Folglich drohte vermutlich keine Gefahr.
Selbst wenn man auf dieser Mission eine Art Produktionsstätte entdeckte, einen Megarüstungsbetrieb, der tödliche Besucher produzierte und überall in der Galaxie verteilte, wäre Hutch nicht geneigt gewesen, sich von der Mission abhalten zu lassen. »Mir wird nichts passieren«, versprach sie Maureen. »Wir machen nur einen Ausflug. Schauen nach, was da ist.«
»Kann ich mitkommen?«
»Das ist keine gute Idee, Maureen. Du kannst nicht einfach ein Jahr mit dem Studium aussetzen.«
»Warum nicht?«
»Weil Charlie dann wahrscheinlich auch mitkommen will. Und Matts Neffe würde auch einen Platz einfordern. Wo soll das enden?«
»Mom, mir zuliebe: Geh nicht! Tu das nicht!«
Hutch erinnerte sich an die Kluft, die es stets zwischen ihr und ihrer Mutter gegeben hatte, ihrer Mutter, die partout nicht verstehen konnte, wie ihr Kind die Ruhe und Sicherheit New Jerseys einfach aufgeben konnte, um mit überlichtschnellen Schiffen in der Gegend herumzuscharwenzeln – den Begriff hatte sie tatsächlich gebraucht. Heute standen Hutch und ihre Mutter einander näher. Hutchs Mutter lebte immer noch gesund und munter im Familienwohnsitz in Princeton und war unendlich dankbar dafür, dass Hutch endlich zu Verstand gekommen war, geheiratet, eine Familie gegründet hatte und zur Ruhe gekommen war.
»Mom, das ist nicht witzig, wirklich nicht!«
»Tut mir leid, ich dachte nur gerade an deine Großmutter.«
»Der wird das auch nicht gefallen!«
»Ich weiß.« Hutch wurde wieder ernst. »Schau, Liebes, ich muss mitfliegen! Wenn diese Mission stattfindet, kann ich einfach nicht zu Hause bleiben. Ich war dabei, als die Omegas entdeckt wurden, habe den Anfang dieser Geschichte mitbekommen. Ich möchte auch das Ende kennen. Oder wenigstens dabei sein, wenn wir herausfinden, was da eigentlich vor sich geht.«
»Dad hätte auch nicht gewollt, dass du gehst.«
Auch damit hatte sie Recht. »Du wirst ein wenig Nachsicht mit mir
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