Hutch 06 - Hexenkessel
belustigte sie. Dann hätte sie gleich drei Kerle namens Dave gehabt. Was ihren derzeitigen Zustand hübsch auf den Punkt gebracht hätte.
Sie rief jeden der drei an und erklärte, sie würde eine lange Zeit fort sein (sonderbar, dass sie die Dauer der Mission, die sich bis zum Sommer hinziehen mochte, Maureen und Charlie gegenüber als kurz beschrieben hatte. Bin zurück, ehe ihr es merkt. Aber als lang – mein Gott, wir werden ewig unterwegs sein! – gegenüber Harry und den beiden Daves).
Alle drei nahmen es gut auf. Alle drei sagten, sie hätten gewusst, dass so etwas hätte kommen müssen, und sie seien da, wenn sie zurückkomme.
Gott, wie Hutch Tor vermisste!
Anfang November rekrutierte Hutch einen Spezialisten und flog zur Union, um die Arbeit zu inspizieren, die inzwischen an den Schilden geleistet worden war. Die Preston war nicht wiederzuerkennen. Abgesehen von den Abgasrohren hatte sich das Schiff weitgehend in einen rechteckigen Kasten verwandelt. Sensoren, Teleskope und Navigationsleuchten waren vom Rumpf auf die Schilde versetzt worden. Jemand hatte sich sogar die Zeit genommen, den Schriftzug PROMETHEUS FOUNDATION auf der Backbordseite anzubringen. Ein Anblick, der Rudy mit Stolz erfüllen würde.
Der Spezialist, der auf den Namen Lou hörte, sah sich die Papiere an, untersuchte die Schiffe und verkündete, alles sei akzeptabel. Er war ein dürres, näselndes Individuum mit einer erstaunlich hohen Stimme. Ihm zuzuhören war nicht leicht, aber er war ihr von Leuten empfohlen worden, denen sie vertraute.
»Es ist ausreichend«, meinte er. »Ich denke nicht, dass Sie sich Sorgen machen müssen. Aber Sie fliegen nicht näher an das Zentrum heran, als hier steht, richtig?«
»Das ist richtig. Wollen Sie sich noch mehr Schilde ansehen?«
»In technischer Hinsicht ist das so ziemlich alles, was Sie kriegen können.« Sie standen an einer Sichtluke. »Wenn Sie dort sind, werden Sie das Schiff natürlich nicht verlassen können. Nicht einmal für kurze Zeit.«
»Okay. Aber die Schilde sind ausreichend, ja?«
»Ja. Der korrekte Ausdruck lautet übrigens Armierung. Sie wird Sie in ausreichendem Maße schützen.«
»Gut.«
Der Bug der McAdams war flach, die Sichtluken der Brücke, tief eingesunken in die Armierung, erinnerten an Reptilienaugen. »Sie können alle abgedeckt werden, und dafür müssen Sie sorgen, ehe Sie den Sprung dorthin durchführen.«
»Okay.« Sie schüttelte den Kopf. »Sieht aus wie ein Schuhkarton.« Mit Abgasrohren. Gott steh ihnen bei, sollten sie einer Omega zu nahe kommen!
Lou hatte keinen Sinn für Äußerlichkeiten. »Ja. Sie haben auch die Maschinen armiert, also können Sie sie erreichen, sollte ein Problem auftreten.« Er warf einen Blick auf seine Notizen. »Ihnen ist klar, dass diese ersetzt wurden.«
»Ja. Ich wusste, dass das nötig sein würde. Jetzt verstehe ich auch, warum.«
»Gewiss. Mit dieser schweren Armierung hat das Schiff zu viel Masse für die Originalmaschinen. Sie haben jetzt K-87er. Die haben erheblich mehr Feuer. Sie werden glatter – und schneller – beschleunigen können als bisher.«
»Gilt das auch für die McAdams?«
»Ja. Eins-Sechsundzwanziger für die McAdams. Das Schiff ist größer.«
Und auch dieses Schiff sah aus wie eine Kiste.
Für die Erteilung der Zulassung war ein Testflug erforderlich. Hutch sah von einer der Beobachtungsplattformen aus zu, wie Union- Techniker die Preston aus der Station flogen und beschleunigten. Als sie auf vollen Schub gingen, flammten die Rohre auf wie die Nachbrenner eines großen Frachters. Lou stand neben ihr, und noch ehe sie fragen konnte, versicherte er: »Das bewegt sich im Rahmen der Spezifikationen Ihrer Abgasrohre.«
»Ganz bestimmt?«
»Absolut. Wir hätten sie ausgetauscht, gäbe es in diesem Punkt ein Problem.«
Der 11. November war ein Sonntag. Es war warm, trocken und aus unerfindlichen Gründen trotzdem schwül. Hutch war Gastrednerin beim jährlichen Essen der Virginia State Library Association. Sie war gerade fertig und auf dem Weg hinaus in die Lobby, als ihr Commlink vibrierte.
Es war Jon. »Ich dachte, das würden Sie wissen wollen«, sagte er. »Das von uns beauftragte Unternehmen hat mich eben informiert. Unsere Schiffe sind startbereit.«
PRISCILLA HUTCHINS’ TAGEBUCH
Das wird für eine Weile die letzte Nacht sein, die ich zu Hause verbringe. Morgen werde ich auf Union bleiben, und Donnerstag starten wir. Ich sitze wieder im Sattel. Kaum zu glauben!
Dienstag,
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