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Hutch 06 - Hexenkessel

Hutch 06 - Hexenkessel

Titel: Hutch 06 - Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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der diese Dinger konstruiert und aufs All losgelassen worden waren, keinen erdenklichen Vorteil zu bieten schien.
    Die vorherrschende Überzeugung lautete, dass Intelligenz mit zivilisiertem Verhalten und Empathie einhergehe. Mit Mitgefühl. Nur Idioten seien mutwillig grausam. Aber die Wolken, angetrieben von einer fortgeschrittenen Nanotechnik, hatten all diese Überzeugungen Lügen gestraft (als hätten sechstausend Jahre menschlicher Geschichte das nicht auch bestens zu tun gewusst!).
    Mit etwas Glück würde die Mission der Preston und der McAdams nun endlich eine Antwort auf die Existenz der Omegas liefern. Wie könnte Antonio nicht dabei sein wollen, wenn diese Antwort gefunden würde?
     
    Der Abflug war für 16.00 Uhr vorgesehen, für 1600. Antonio liebte diese Ausdrucksweise. Cristiana musste jedes Mal über ihn lächeln, wenn er in irgendeinen Jargon verfiel, ob dieser nun journalistischer, militärischer oder wissenschaftlicher Natur war. Sie nahm ihn nicht ernst, weil sie wusste, dass er sich selbst nicht ernst nahm. Und das war vermutlich ein weiterer Grund, warum sie wegen dieser Reise so besorgt war. Er war so versessen darauf. Schien die Gefahr gar nicht zu begreifen. Der kleine Junge, den die Omegas so sehr in ihren Bann geschlagen hatten, saß nun endlich im Sattel.
    Cristiana war mit Antonio in die NAU gereist, um während der letzten Tage vor der Abreise bei ihm zu sein. Sie waren mit dem Shuttle zur Station geflogen. Das war das erste Mal, dass sie die Erde verlassen hatte. Sie gab sich tapfer, aber sie war den Tränen nahe.
    Jon und Matt waren in dem Moment aufgetaucht, in dem Antonio sie besonders gebraucht hatte. Sie waren in den Abflugbereich geschlendert, hatten Zuversicht verbreitet und besänftigende Worte gefunden. Alles wird gut verlaufen, Cristiana, hab keine Angst. Wir bringen dir deinen Mann mit der Story seines Lebens zurück. Nun ja, Letzteres war vielleicht doch eher beunruhigend, aber Jon hatte dabei geblinzelt und ausgesehen, als spräche er von einem Picknick am Samstagnachmittag. »Wir geben gut auf ihn Acht«, hatte Matt versprochen. Und dann war es endlich Zeit zu gehen.
    Cristiana und Antonio waren nie länger als eine Woche voneinander getrennt gewesen. Cristiana hatte anziehende braune Augen, haselnussbraunes Haar, eine Figur, die immer noch recht gut war, und plötzlich ging Antonio auf, dass er sie seit Jahren nicht mehr richtig angesehen, nicht mehr wirklich wahrgenommen hatte. Sie war ein Teil seines Alltagslebens geworden, wie die Kinder, wie die Möbel. Etwas, das er als selbstverständlich hinnahm. Sie war etwas größer als er. Es hatte eine Zeit gegeben, in der ihm dieser Umstand unangenehm gewesen war, in der er versucht hatte, in ihrer Gegenwart besonders aufrecht zu stehen, in der Hoffnung, so noch den einen oder anderen Zentimeter gutmachen zu können. Aber das war alles lange vorbei. Er hatte sie umworben, überzeugt, sie würde irgendwann zu Verstand kommen und ihn verlassen, einfach fortgehen, und der Tag würde kommen, an dem er sich voller Sehnsucht an die gemeinsame Zeit mit ihr erinnern würde. Aber das war nicht geschehen. Sie hatte sich dauerhaft für ihn entschieden.
    Sie hatte gewusst, dass er in den letzten Stunden einiges zu erledigen hatte, sich um andere Journalisten kümmern musste, und sie wollte ihm nicht im Weg stehen, also machte sie sich auf, die beiden Schiffe zu besichtigen. Antonio hatte Bilder von den Schiffen mit den neuen Schilden gesehen, also wusste er, was ihn erwartete. Dennoch kam es ihm vor wie ein Schock, die McAdams und die Preston durch die Sichtluke zu betrachten. Sie sahen aus wie lange Metallkisten mit Maschinen und Manövriertriebwerken. Die meisten Aufbauten, die sonst auf dem Rumpf zu sehen waren – Sensoren, Antennen, Schüsseln – waren auf die Schilde versetzt worden.
    Antonio führte seine Frau durch die Preston, das Schiff, auf dem er fliegen würde. »Hübsche Quartiere«, sagte sie. Dann wurde es Zeit zu gehen. Er umarmte sie, erkannte plötzlich, wie glücklich er mit ihr war und wie lange er sie nun nicht mehr sehen würde.
     
    Die Teilnehmer der Mission trafen sich in einem Besprechungszimmer mit den Journalisten. Hutch spazierte herein wie die Königin der Welt, schüttelte vielen der Anwesenden die Hand. Journalisten, die inzwischen beinahe Freunde geworden waren. Oder wenigstens Bekannte. Eine Frau, die an der Tür gewartet hatte, wünschte Antonio viel Glück und fügte hinzu: »Und bringen Sie nichts

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