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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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Fritten gegen die Wand.
    «Du Arschloch!»
    «Ronnie», sagte Lingo streng, «lern gefälligst, einen Witz einzustecken. Jetzt heb die Fritten wieder auf.»
    Widerwillig ging Ronnie los und sammelte die verstreuten Fritten wieder ein.
    «Das hier ist kein Spiel, Junge. Werd endlich trocken hinter den Ohren, wir haben jemand umzubringen.»
    Ronnie nickte und warf die Fritten in den Papierkorb.
    «Tut mir leid, Dad.»
    «Schon in Ordnung.»
    «Ich gehe ins Bett.»
    «Okay.»
    Ronnie ging das kurze Stück zu seinem Zimmer. Rauchte auf der Bettkante eine Camel und dachte an Steve. Ganz allein dort draußen in der Wüste unter dem schrägen Baum. Er hoffte, dass die Kojoten ihn nicht ausgruben.
    Als er zu Ende geraucht hatte, stand er auf und holte seine Plastikmuschi aus der Reisetasche. Ging zum Bett und machte es sich gemütlich. Dabei stellte er sich vor, was er mit Gina anstellen würde, wenn sie sie geschnappt hätten.
     
    Sie zog das schmutzige Zeug aus, das sie die letzten beiden Tage angehabt hatte, und nahm eine lange heiße Dusche. Sie trocknete sich ab, ging nackt ins Schlafzimmer und öffnete den Schrank. Dort hingen Frauensachen, sie nahm an, dass sie Normans Frau gehört hatten. Sie suchte ein wenig herum und nahm ein blassgelbes Kleid heraus.
    Sie schlüpfte hinein und stellte sich vor den Spiegel. Drehte sich hin und her. Es passte einigermaßen. Sie war nicht der Kleidertyp, aber dieses gefiel ihr. Es wirkte frisch und hübsch.
    Sie bekam Lust auf etwas Süßes. Heute Abend hatten sie leckeres Erdbeereis zum Nachtisch gegessen.
    Sie ging durch den Flur in die Küche und spürte die kühlen Kacheln unter ihren nackten Füßen.
     
    Er wollte so was nicht mehr machen.
    Er wollte in friedlichen Parks um Bäume laufen und mit dem Hund den Strand hinunterjoggen. Er wollte nicht mehr töten und ganz bestimmt nicht getötet werden. Vor zwei Jahren hatte er Glück gehabt, lebend aus Kangari herauszukommen, aber jetzt schien die ganze Welt Kangari geworden zu sein. Gestern in Santa Monica hatte ihn ein Adrenalinstoß mitgerissen. Aber was würde morgen sein, übermorgen? Gina und Luke verließen sich darauf, dass er sie beschützte. Das hatten Bangura und seine Frau auch, und was hatte es ihnen genützt?
    «Gray?»
    Er öffnete die Augen und blickte auf.
    Gina stand im Halbdunkel vor ihm. Im gelben Kleid. Sie hielt eine Schale mit Eis in der Hand.
    «Ist mit dir alles okay?», fragte sie.
    Er nickte. Er saß im Clubraum in einem Lehnstuhl gegenüber vom Kamin, in Jeans und ohne Hemd. Er hatte die Beine angezogen und hielt sie mit den Armen umklammert. Der Hund saß neben ihm.
    «Bist du wieder im Schlaf herumgelaufen?»
    «Nein.»
    Sie stellte die Schale mit dem Eis auf den Couchtisch.
    «Steh auf», sagte sie und streckte die Hand nach ihm aus.
    Langsam gingen sie zur Tür. Sie hielt seine Hand und sah ihm ins Gesicht. Sie sah dort etwas, das vorher nicht da gewesen war. Nicht einmal in der Nacht, als sie ihn auf dem Parkplatz des Sea Breeze Motels gefunden hatte. Eine Spur von Trostlosigkeit, wie ein Winter ohne Wärme und Licht.
    «Hab keine Angst», sagte sie. «Alles wird gut.»
    Der Hund sah zu, wie sie gingen. Er war hin- und hergerissen, ob er ihnen folgen oder lieber bleiben sollte. Hier beim Eis. Er entschied sich für das Eis.
    Sie gingen in Grays Zimmer.
    «Leg dich einfach hin», sagte sie. «Schlaf dich aus.»
    Er legte sich hin und sah zu ihr hoch.
    «Ich bin am Ende des Flurs, wenn du mich brauchst.»
    «Das Kleid gefällt mir», sagte er, griff nach oben und zog sie und ihr Kleid zu sich herab. Sie sahen sich an, ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, dann küssten sie sich. Er berührte ihr Haar und strich dann mit den Händen an ihrem Kleid entlang. Er spürte, dass sie darunter nackt war.
    «Ich liebe dich», sagte sie.
     
    Er verließ das Motel und ging spazieren. Es war halb zwölf Uhr nachts, es herrschte nur wenig Verkehr. Hier gab es genauso wenig Nachtleben wie in dieser kleinen Stadt in Oklahoma.
    Palmwedel raschelten trocken im warmen Wind. Sterne waren nicht zu sehen. Er roch den Rauch.
    Je länger er darüber nachdachte, desto mehr nahm die Idee Gestalt an. Luke und er auf diesem Juwel von einer Insel. Beinah so abgelegen wie Pitcairn Island, wo die meuternden Seemänner der
Bounty
sich versteckt hatten.
    Es wäre das Beste, was dem Jungen passieren konnte. Mutter tot. Vater im Gefängnis. Zurück blieb ein Waisenkind. Sie würden über weiße Strände

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