Hyänen
alles.
«Mom weint», sagte Luke. Der Hund stand hinter ihm, als wollte er diese Nachricht bestätigen.
«Warum?», fragte Gray.
«Ich weiß nicht. Sie will es mir nicht sagen.»
«Wo ist sie jetzt?»
«Sie ist rausgelaufen.»
Gray hatte auf dem Bett gelegen und in
Wanderer
gelesen. Er stand auf und folgte Luke und dem Hund.
Am Himmel verschwand der letzte schwache Lichtschein, und die Sterne kamen heraus. Sie stand am Pool. Mit bloßen Armen, die sie um ihren Körper geschlungen hatte, als sei ihr kalt, und vielleicht war es das auch, denn die Luft wurde kühler. Als sie sich zu ihm umdrehte, sah er, dass sie tatsächlich weinte. Sie wischte sich schnell mit dem Handrücken die Nase ab.
«Was ist denn los?», fragte er.
«Ich war an Normans Computer –»
«Und?»
«Ich wollte wissen, wie es in Oklahoma weitergegangen ist. Gray, es hat noch mehr Morde gegeben. Am Samstagabend!»
«Was ist denn passiert?»
«Ein Bulle ist in meiner Wohnung umgebracht worden. Erstochen. Ein anderer Polizist wurde vor dem Haus getötet. Er wurde erschossen. Und dann ist noch jemand erschossen worden, ein Stück die Straße hinunter. Er ist mit seinem Hund Gassi gegangen.»
«Wissen sie schon, wer es war?»
«Nein. Aber wir wissen es!»
Der blonde und der dunkle Kerl, nahm er an. Der Polizist hatte sie in Ginas Wohnung ertappt. Der zweite Polizist war seine Verstärkung. Und der Mann mit dem Hund – falscher Ort zur falschen Zeit.
Trotzdem war es merkwürdig. Warum suchten die beiden in Oklahoma nach Gina, wenn ter Horst ihr schon nach Kalifornien gefolgt war? Es sah so aus, als hätten sie damals noch nicht zusammengearbeitet. Aber jetzt.
«Den einen, der in meiner Wohnung getötet wurde, kannte ich», sagte Gina. «Er hieß Duane. Manchmal kam er in das Restaurant, in dem ich gearbeitet habe. Er war noch nicht lange bei der Polizei. Er war fast noch ein Kind. Irgendwie schüchtern, und so nett! Er sagte immer Ma’am zu mir, bis ich es ihm verboten habe. Er war verheiratet, seine Frau hat gerade ein Kind bekommen. Er hat so gerne Apfelkuchen nach Art des Hauses gegessen. Und jetzt ist er tot. Meinetwegen.»
«Du kannst nichts dafür, die Mörder sind allein schuld daran. Aber – vielleicht ist es jetzt so weit.»
«Was meinst du damit?»
«Zeit, zur Polizei zu gehen. Zum FBI . Zu wem auch immer.»
«Ich hab’s dir doch gesagt, ich kann denen nicht trauen.»
«Die meisten sind ordentliche Jungs, Gina. Nicht wie Frank.»
«Einer reicht, ein einziger Mistkerl.»
Sie sah in den Pool hinunter, der bis oben hin voll war mit Dunkelheit.
«Luke hat mir gesagt, dass du sie rausgeholt hast. Die Schlange. Danke!»
Er nickte. Sie hatte die Arme noch immer um ihren Körper geschlungen. Er legte ihr die Hand auf die Schulter.
«Du zitterst ja. Komm, lass uns reingehen.»
Sie machten kehrt. An der Glasfront des Clubraums standen Luke und der Hund und beobachteten sie.
«Sag Luke nichts davon», sagte sie, «was in Oklahoma passiert ist.»
«Mach ich nicht», sagte Gray.
Im Fernsehen kam ein Werbespot für Jack LaLannes Energiedrink. Jack LaLanne sah in seinem blauen Overall alt und heruntergekommen aus.
«Meine Güte», sagte ter Horst, «Jack LaLanne lebt noch?»
Sie waren in seinem Motelzimmer, aßen Macho Nachos mit Fritten und tranken Coors aus großen gelben Dosen. Draußen war immer noch der Rauch der Brände in der Luft, aber er hatte nachgelassen. Die Teufelswinde hatten ausgeweht.
«Was deine Kumpels heute Abend wohl anstellen», sagte Lingo. «Jack und Jill.»
«Keine Ahnung», sagte ter Horst. «Sie vertrauen mir nicht.»
«Lass sie uns umnieten», sagte Ronnie.
«Ronnie, ich habe dir doch schon erklärt, dass wir sie nicht umnieten können. Dann stirbt meine Tochter.»
«Deine dicke Tochter», sagte Ronnie und steckte sich eine Ladung Fritten in den Mund, der schon vor Fett glänzte. Sein schiefer Zahn guckte heraus. Ter Horst hatte Mühe, seinen Anblick zu ertragen.
«Jetzt hör mal zu», sagte ter Horst, «wenn du keinen Mist gebaut hättest, wären wir längst unterwegs nach Hause. Und meine Tochter wäre frei.»
«Wovon redest du da?»
«Gestern auf dem Parkplatz hattest du freies Schussfeld. Du hast danebengeschossen.»
«Das war nicht einfach! Das Auto hat sich bewegt.»
«Scheiße, Ronnie, du bist nun mal kein guter Schütze. Du zielst wie ein Blinder mit Krückstock.»
Ter Horst und Lingo lachten. Ronnie kriegte einen roten Kopf, stand auf und schleuderte seine Schachtel
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