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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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laufen und im türkisfarbenen Meer schwimmen.
    Er hoffte, dass er Dima nicht töten musste. Er war zwar nur ein Stück Vieh, aber er mochte ihn. Es hing davon ab, was für Luke das Beste war.
    Zuerst dachte er, es sei ein Hund, der zügig den Washington Boulevard entlangtrabte. Dann sah er, dass es ein Kojote war. Er war in eins der Feuer geraten. Sein braunweißes Fell war voller Brandwunden. Er sah ihn kurz an, als sie aneinander vorbeikamen. Seine Augen waren verängstigt und wirr.
    Groh blieb stehen, drehte sich um und sah ihm nach, wie er immer weiter in die riesige Stadt hineinlief. Armes Tier, dachte er. Ob er wohl wusste, wohin dieser Weg führte?
     
    Sie lag in Grays Armen und dachte an gar nichts. Spürte nur seinen Herzschlag. Das Heben und Senken seines Brustkorbs beim Atmen.
    «Schläfst du?», flüsterte er.
    «Nein.»
    Er küsste ihr Haar, und sie kuschelte sich an ihn. Als könnte sie ihm noch näher kommen. Es wäre so schön, für immer so liegen zu bleiben. Sie und er wie Insekten im Bernstein, für immer zusammen.
    Aber dann ging es wieder los. Das Bellen, Jaulen, Kläffen und Heulen. Wie letzte Nacht.
    «Gott», sagte sie. «Ich hasse das.»
    «Was?»
    «Die Kojoten.»
    «Warum?»
    «Das ist verdammt noch mal ein furchtbarer Lärm.»
    «Nicht für die Kojoten.»
     
    Luke ging zum Fenster und hoffte, er bekäme einen der Kojoten zu sehen. Aber draußen war nur die flache, stille Wüste. Die schwarzen Erhöhungen der Berge. Der Himmel und die vielen Sterne.
    Er dachte an seine Freunde damals in Massapequa Park. Dylan und Jeff und Frank und Aaron. Er hatte sie immer um ihr ruhiges Leben beneidet, aber jetzt wünschte er sich, dass sie ihn sehen könnten. Hier draußen, mitten in der Wüste. Ein Rudel wilder Kojoten heulte vor seinem Fenster. Er hatte Sachen getan und gesehen, die sie nur aus dem Fernsehen kannten und aus dem Kino. Eines Tages würde er zurückkehren und ihnen davon erzählen.
    Er ging zurück ins Bett. Zu seiner Pistole.
    Am Nachmittag, als seine Mutter und Gray auf der Veranda so lange geredet hatten, hatte er das Haus erkundet. Die Pistole hatte er in Normans Büro in einer Schreibtischschublade gefunden. Einen 32 er Revolver mit kurzem Lauf, außerdem eine Schachtel Munition, obwohl die Waffe bereits geladen war.
    Er setzte sich im Schneidersitz aufs Bett, nahm die Pistole, drückte die Trommel heraus und schüttelte die Patronen auf die Bettdecke. Dann steckte er sie wieder hinein. Das machte Spaß.
    Er hatte schon einmal mit einer Pistole geschossen. Sein Dad war mit ihm in einen Wald gegangen, dort hatten sie auf Konservendosen gezielt. Sein Vater hatte auch auf ein paar Vögel geballert, aber keinen getroffen. Er wusste also, dass es nicht schwer war. Nur zielen und abdrücken.
    Jetzt würde er Gray helfen können. Falls es nötig sein sollte.
     
    Sie träumten in dieser Nacht.
    Gina träumte, sie wäre wieder auf der Highschool. Sie kam zu spät zum Unterricht und konnte ihren Spind nicht finden, die endlosen Flure waren voller Spinde, und sie wusste nicht, welcher ihrer war. Markus Groh träumte fröhlichere Dinge, er saß in einem lauten Biergarten, und eine Gruppe von Akrobaten führte verblüffende Kunststücke vor. Bulgakov dagegen hatte einen düsteren Traum, er war Soldat und patrouillierte durch das zerstörte Grosny. Norman bekam Besuch von seiner toten Frau, wie fast in jeder Nacht, und Latreece träumte von der Farm ihrer Großeltern auf Jamaika. Sie war dort aufgewachsen und damals sehr glücklich gewesen, deshalb war sie auch jetzt in ihrem Traum sehr glücklich. Mac Lingo träumte, er würde mit einem Trecker über einen staubigen, zerfurchten, toten Acker fahren, ein großer Schwarm von Krähen flog vorbei und verdunkelte die Sonne. Ronnie träumte, dass er einen großen weißen Kuchen aß, und Eliana träumte, sie wäre Sängerin in einem verrufenen Nachtclub an einem stinkenden Fluss im Dschungel. Die Gäste starrten sie an und hörten gebannt zu, aber sie klatschten nie. DeWitt träumte von Dee und Dee von DeWitt. Bobby Quasimodo träumte, Cicala würde ihn anschreien, und zu seiner eigenen Überraschung brach er zusammen und fing an zu weinen, was er sehr peinlich fand. Der Hund knurrte im Schlaf und träumte von einem großen Pitbull namens King. Er kämpfte mit King, und King biss ihm das Ohr ab. Gray war in seinem Traum wieder im Riesenrad auf dem Santa Monica Pier. Aber nicht mit Gina und Luke, sondern mit dem buddhistischen Mönch mit der riesigen

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