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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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Gesicht, die Brust, den Magen und den Unterleib. Schließlich lag er am Boden. Die drei Brüder standen um ihn herum und traten ihn. Er bäumte sich auf und versuchte, seinen Kopf mit den Armen zu schützen. Richard rief immer wieder
Stopp! Stopp! Nicht! Nicht!
und lief zu ihnen rüber. Mit seinem gesunden Arm versuchte er, sie von Gray fortzuziehen und zu schieben, aber entweder Clay oder Kenneth, er bekam nicht mit, wer, stieß ihn beiseite. Es hörte auf zu blitzen, und er konnte in der stürmischen Finsternis nichts mehr erkennen, aber dann kam ein strahlend heller Blitz, so, als wäre plötzlich ein riesiges Licht angeschaltet worden. Er sah Gray mit dem Gesicht nach unten daliegen, und Terry saß auf ihm. In einer flachen Regenpfütze. Gray ruderte wie wild mit Armen und Beinen. Terry presste mit beiden Händen Grays Gesicht in die Pfütze.
     
    «Dad hat ihn ertränkt», sagte er, «in einer Regenpfütze.»
    Gina schaute ihn fassungslos an. «Das glaub ich einfach nicht.»
    Sie saß am Tisch, er lehnte am Küchentresen.
    «Wir hatten einen großen Buick. Sie legten ihn in den Kofferraum und nahmen ihn mit zu unserer Farm. Ungefähr einen Kilometer vom Haus entfernt vergruben sie ihn. An einem Zaun, nicht weit von einem Baum. Keiner sprach jemals wieder darüber. Niemand hat jemals nach ihm gefragt.»
    «Glaubst du wirklich, dass niemand etwas mitbekommen hat?»
    «Vielleicht schon. Aber die Menschen in unserer Stadt waren es gewohnt, dass die Garber-Brüder irgendwelche Leute zusammenschlugen. Niemand hat Fragen gestellt.»
    «Und du hast niemandem davon erzählt.»
    «Nein, das ist heute das erste Mal.»
    «Sind sie noch am Leben? Dein Vater und deine Onkel?»
    Er schüttelte den Kopf. «Keiner von ihnen ist sechzig geworden. Ich glaube, sie haben sich buchstäblich zu Tode gesoffen und geraucht. Dad ist an Lungenkrebs gestorben, Kenneth an Leberzirrhose. Clay bekam einen Schlaganfall. Mutter ist auch gestorben, sie hatte Krebs. Mason starb bei einem Autounfall, während ich bei der Armee war. Ist mit dem Wagen gegen einen Baum gefahren, den einzigen Baum weit und breit.»
    «Meinst du, das war Absicht?»
    «Wer weiß? Vielleicht wusste Mason das selbst nicht so genau. Wie auch immer. Ich habe versucht, nicht mehr an diesen Abend zu denken. Aber als ich vor zwei Jahren aus dem Krankenhaus kam, ging es mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich bin nach Hubbard, Iowa, gefahren. Vielleicht sind seine Großeltern ja noch am Leben, dachte ich. Es stellte sich aber heraus, dass sie schon vor langer Zeit gestorben waren. Ich habe niemanden gefunden, der mit ihm befreundet war oder sich überhaupt an ihn erinnerte. Ich fand das so traurig, so furchtbar. Er war ganz allein und hatte sein ganzes Leben noch vor sich. Durch Zufall kommt er in diese kleine Stadt. Er versucht, einem kleinen Jungen zu helfen, den er überhaupt nicht kennt, und wird dabei getötet. Nichts erinnerte mehr an ihn.
    Deshalb habe ich beschlossen, dass ich von jetzt an sein Leben weiterleben werde. Als meine Art, mich bei ihm zu bedanken. Für das, was er für mich tun wollte.»
    Er griff in seine Tasche. Zog eine ovale Metallplatte heraus.
    «Das habe ich gefunden, in der Nähe der Stelle, wo sie ihn begraben haben. Seine Hundemarke.»
    Er ging zum Tisch und gab sie Gina.
    «Ich wusste, dass Dad sein Portemonnaie verbrannt hatte, damit man ihn nicht identifizieren konnte. Aber er hat dies hier übersehen.»
    Gina sah es sich an. Auf der Marke stand: GRAY EUGENE W . Dann seine Sozialversicherungsnummer und seine Blutgruppe, O.
    Sie stand auf und umarmte ihn. Wollte ihn trösten, war sich aber nicht sicher, ob er getröstet werden wollte. Sie wusste nicht, wie ihm zumute war, er hatte die ganze Geschichte in einem vollkommen sachlichen Tonfall erzählt, ohne jede Gefühlsregung. Genau so, wie er über die Sache in Kangari gesprochen hatte.
    «Wie soll ich dich denn jetzt nennen?», fragte sie. «Gray oder Richard?»
    Er dachte kurz nach.
    «Ich finde, Gray. Ich habe mich daran gewöhnt.»
     
    Die Kellnerin hieß Lorrie. Sie brachte ihm seine Kreditkarte und den Zahlungsbeleg.
    «Ja oder nein?», fragte er.
    «Was denn, ja oder nein?»
    «Hat mir die Redaktion von
People
nicht furchtbar unrecht getan?»
    «Womit denn?»
    «Weil sie mich nie als
Sexiest Man Alive
aufs Cover gesetzt haben.»
    «Doch, Norman, damit haben sie dir wirklich unrecht getan.»
    «Ach, Lorrie», seufzte er, «wenn ich doch nur acht Jahre und drei Monate jünger wäre.»
    Sie lachte

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