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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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im seichten Wasser stakste. Die Straße machte eine Biegung und führte durch Mar Vista. Sie fuhren an dem Bungalow vorbei, in dem er und seine Frau vor vierzig Jahren gewohnt hatten. Oder war es gestern gewesen? Die Zeit spielte einem manchmal Streiche. Jetzt gerade kamen ihm vier Minuten wie vierzig Jahre vor. Es war faszinierend, wie klar er auf einmal denken konnte. Ihm war klar, dass er eine geringe Chance hatte, das hier zu überleben, und er wusste genau, was er dafür tun musste.
    «Der Wagen ist nicht in der Werkstatt», sagte er. «Ich habe ihn ihnen gegeben.»
    Groh warf Bulgakov einen Blick zu.
    «Gut, wir machen Fortschritte. Und wo sind sie jetzt?»
    «Das weiß ich nicht. Sie haben mich am Mittwochabend angerufen und gesagt, dass sie einen Wagen brauchen. Sie waren im Clover Park. Ich bin hin und habe ihnen den Wagen gegeben, dann sind sie weggefahren. Sie haben nicht gesagt, wohin sie wollten. Ich glaube, das wussten sie selber nicht. Seitdem habe ich nichts mehr von ihnen gehört.»
    «Sie geben ihnen einfach so Ihren Wagen. Leuten, die Sie kaum kennen.»
    «Ja. Ich mochte sie sehr. Ich wusste, dass sie Ärger hatten, und wollte ihnen helfen.»
    «Sie haben sich im Park von ihnen getrennt?»
    «Ja.»
    «Wie sind Sie nach Hause gekommen?»
    «Mit dem Taxi.»
    Groh las wieder im Führerschein.
    «Sie wohnen im Admiralty Way 4316 ? In Marina del Rey?»
    «Ja.»
    «Wie kann ich sicher sein, dass sie nicht dort sind?»
    «Wer?»
    «Unsere gemeinsamen Freunde.»
    «Sie sind nicht da. Sie sind längst weg. Warum sollten sie in L.A. bleiben?»
    «Und darauf geben Sie uns Ihr Wort?»
    «Natürlich.»
    Groh lächelte ein bisschen. Sie fuhren wieder auf der Alejo Avenue und standen an einer Ampel. Direkt vor dem
Harbor Room
.
    Groh nahm sein Handy und wählte eine Nummer.
    «Schau aus dem Fenster», sagte er ins Telefon.
    Am Fenster der kleinen Kneipe erschienen der Glatzkopf und der Schnurrbart von ter Horst. Groh winkte.
    «Hol deine Freunde und fahrt uns nach.»
     
    Sie aßen in dem Café mit den schlauen Füchsen zu Mittag.
    Gray kaute sein Sandwich mit Grillkäse und sah aus dem Fenster. Die Möwen waren wieder da, kreisten langsam und verträumt auf der anderen Straßenseite.
    «Was haben die hier wohl zu suchen», sagte er, mehr zu sich selbst.
    «Wovon sprichst du?», fragte Gina.
    «Diese Möwen. Was machen die bloß hier in der Wüste?»
    «Das sind Silbermöwen.»
    Alle drehten sich zu dem Mann am Nebentisch um. Ein schlaksiger Brite mit einem Entengesicht und langen grauen Haaren.
    «Sorry, ich wollte Sie nicht belauschen.»
    «Schon okay», sagte Gray.
    «Sie kommen vom Saltonsee rüber und suchen sich hier in den Abfällen etwas zu fressen.»
    «Der Saltonsee, davon habe ich schon gehört. Ist er hier in der Nähe?»
    «Gut dreißig Kilometer Richtung Osten.»
    «Ein See in der Wüste?», fragte Luke. Auch er aß ein Sandwich mit Grillkäse. «Cool.»
    «Im Grunde ist er ein riesiger Betriebsunfall», sagte der Brite. «Er liegt sechsundsechzig Meter unter dem Meeresspiegel, fast so tief wie Death Valley. Ungefähr vor hundert Jahren sind ein paar schwache Dämme am Colorado River gebrochen, und das Wasser ist in die Senke geflossen. Und da ist es nun, eine riesige alberne Pfütze, die See genannt wird.»
    «Gibt es da Fische?», fragte Luke.
    «Oh ja, aber von Jahr zu Jahr weniger. Er wird immer salziger und auch immer schmutziger durch die Abwässer und giftigen Chemikalien aus Mexiko. Am schlimmsten ist es für die Zugvögel. Wir haben die meisten ihrer Rastplätze zerstört, deshalb kommen sie nun millionenfach dorthin, weil sie keine andere Wahl haben. Sie schwimmen im vergifteten Wasser und essen vergifteten Fisch. Die Folgen kann man sich ausrechnen.»
    «Können wir da nicht mal hinfahren?», fragte Luke.
    «Ich weiß nicht, ob ich Lust dazu habe», sagte Gina.
    «Lohnt sich die Fahrt?», fragte Gray den Briten.
    «Oh ja, sehr sogar. Wenn Sie eigenartige, übelriechende Orte mögen, die bald von der Erdoberfläche verschwinden.»
     
    Den Lincoln in Richtung Norden, dann westlich auf dem Fiji Way.
    «Wie ist er denn so», fragte Groh, «dieser Eugene Gray?»
    «Wusste gar nicht, dass er Eugene heißt», sagte Norman. «Er ist clever; unkompliziert; hat ’nen guten Sinn für Humor.»
    Er hatte sich entschlossen, so oft wie möglich die Wahrheit zu sagen. Dann würden sie ihm die Lügen vielleicht eher glauben.
    «Aber wer ist er?», fragte Groh. «Was macht er so?»
    «Er sagt, er ist bei

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