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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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unterwegs. In einem Rollstuhl saß ein alter Schwarzer, der entweder schlief oder schon tot war, und hielt einen leeren Styroporbecher in der Hand. Ein Weißer mit Hängebacken führte einen Pitbull aus, an dessen Schulter ein wabbliger Tumor wuchs. Ein paar Leute warteten frierend auf den Bus. Ein Mann, der reichlich verwirrt aussah, kam auf Gina und Luke zugehumpelt, als sie gerade an einer Ampel standen. Seine Sachen waren schmutzig. Sein Haar und sein Bart waren so lang und ungepflegt, dass sein Kopf wie ein großer Ball aus Haaren aussah, in dem man Augen, Nase und Mund kaum erkennen konnte. Er sah sie an und brummelte dabei etwas vor sich hin. Sie war drauf und dran, die Glock aus ihrer Handtasche zu ziehen, als die Ampel umsprang und sie die Straße überqueren konnten. Sie drehte sich um und sah, dass er ihr nachschaute, ihnen aber nicht folgte. Sein Mund ging in seinem wirren Bart auf und zu wie ein Fischmaul.
    «Sieh mal, Mom, McDonald’s!», rief Luke mit einer Begeisterung, als würden sie eine Werbesendung drehen. Es tat gut, aus dem kalten und schmutzigen Morgen in das helle und warme Restaurant zu kommen. Es hatte gerade erst geöffnet, und sie gehörten zu den ersten Kunden. Er bekam das Frühstück de luxe, und sie bestellte Pancakes mit Würstchen. An den Wänden hingen Fotos von Filmstars, und sie setzten sich an einen Tisch gleich vorn, unter dem Foto von Leonardo DiCaprio. Luke guckte auf die Straße und schien irgendwas zu beobachten, sie sah sich um und erkannte den Penner wieder, der in einem solchen Tempo am Schaufenster vorbeitaumelte, als würde er weglaufen oder jemanden verfolgen.
    «Ich find’s blöd hier», sagte Luke. «Ich will nach Hause.»
    «Im Moment bin ich dein Zuhause. Und du bist meins.»
    «Was machen wir denn jetzt?»
    «Ich lasse mir schon was einfallen.»
    «Aber du sagst mir nie, was du vorhast.»
    «Was ich vorhabe, ist seit ein paar Jahren immer das Gleiche. Ich sehe zu, dass wir am Leben bleiben.»
    «Ich finde, wir brauchen Hilfe. Wir sollten mit jemandem reden.»
    «Mit wem zum Beispiel?»
    «Dem FBI ?»
    «Tolle Idee! Was meinst du wohl, wer hinter uns her ist? Das FBI und unsere verfluchte Familie!»
    Er sagte nichts. Aß ein Stück Bacon.
    «Pass auf. Wir leben erst mal einen Tag nach dem andern. Lassen uns nicht erwischen. Keine Handys, keine Kreditkarten. Dann kann uns keiner finden. Wir bezahlen alles mit Bargeld. Wir haben jede Menge Bargeld.»
    «Und Diamanten.»
    «Was?»
    Er nahm einen Schluck Orangensaft.
    «Luke?»
    «Du meinst, ich krieg nichts mit, weil ich ein Kind bin. Aber ich krieg ’ne Menge mit. Und ich weiß von den Diamanten.»
    «Na gut, ich habe Diamanten. Wir können froh sein, dass ich sie habe. Wenn wir Geld brauchen, kann ich einen davon verkaufen. Davon können wir eine ganze Weile leben.»
    «Woher hast du die Diamanten?»
    «Von deinem Vater. Er hat sie mir gegeben.»
    «Und woher hatte er sie?»
    «Ich nehme an, er hat sie gekauft.»
    «Er hat sie gestohlen.»
    «Na gut, er hat sie gestohlen. Er ist ein Verbrecher. Das ist sein Geschäft.»
    «Dann solltest du sie aber nicht behalten, Mom. Du solltest sie zurückgeben.»
    «Zurückgeben? Wem denn? Da stehen ja keine Namen drauf. Ich habe keine Ahnung, wem sie gehören.»
    «Wenn du sie behältst, bist du dann nicht auch ein Verbrecher?»
    Sie merkte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Sie warf die Plastikgabel auf ihre Pancakes.
    «Ich tue das alles doch nur für dich! Für dich, Luke! Und du sagst, ich wäre ein
Verbrecher
? Tust so, als ob du dir zu schade wärst, um mit deiner
eigenen Mutter
an einem Tisch zu sitzen? Woher kommt denn dein Taschengeld? Meinst du, das habe ich als Kellnerin in diesem Kuhdorf verdient? Es kommt von
ihm
, Luke. Dem Verbrecher. Er bezahlt dein Frühstück. Er bezahlt deine Sachen. Und wenn dir das nicht passt, dann hör sofort auf zu essen, zieh deine Sachen aus und geh nackt raus auf die Straße. Sieh, wo du bleibst! Der Penner freut sich bestimmt schon auf dich!»
    Er hatte Tränen in den Augen und war zu Tode erschrocken; sie fühlte sich, als würde sie in einen bodenlosen Canyon der Reue fallen, stand auf, ging um den Tisch herum, setzte sich neben ihn und nahm ihn in den Arm.
    «Es tut mir leid, Schatz! Es tut mir so leid!»
    Sie drückte seinen Kopf an ihre Brust.
    «Alles wird gut, mein Kleiner. Hab keine Angst.»
    Sie hörte ihn schniefen und spürte seine Tränen auf ihrem Oberteil. Sie sah durchs Fenster nach draußen. Eine

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