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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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Manche Träume haben eine Bedeutung.»
    «Du bist wie ein altes Bauernweib. Hast Angst vor einem scheiß Traum.»
    Bulgakov verlor das Interesse an dem Gespräch und beschäftigte sich wieder mit seinen Fingernägeln. Groh drehte sich zum Fenster. Sah hinaus auf die schrumpelige braune Weite der Großen Amerikanischen Wüste.
     
    Joey sollte eigentlich in der Möbelwerkstatt arbeiten, stattdessen lag er in seiner Zelle auf dem Bett und starrte zu Jamies Bett hinauf. Jamie sollte jetzt eigentlich auch in der Werkstatt sein, aber Joey hatte das geregelt, und deshalb brauchten sie nicht wirklich zu arbeiten, um beim Arbeitsdienst in den Anwesenheitslisten zu erscheinen. Joey ging so gut wie nie zur Arbeit, es sei denn, er war entsetzlich gelangweilt oder frustriert und hatte Lust, sich beim Sägen und Hämmern vorzustellen, dass er die Köpfe und Hälse bestimmter Leute bearbeitete.
    Von oben hörte er
Oh, oh!
und dann ein langgezogenes, zitterndes
Oohhhhhh!
.
    «Meine Güte! Was treibst du denn da oben?»
    «Gar nichts, Joey.»
    «Holst du dir schon wieder einen runter?»
    Jamies rotes Gesicht und seine hellen Haare guckten über die Bettkante.
    «Was soll ich denn machen, wenn ich nun mal so geil bin? Ich brauch das.»
    «Musst du das denn machen, wenn ich dabei bin?»
    «Du bist doch immer da. Ich bin dein Leibwächter.»
    «Hast du da oben ’nen Wichsblatt oder so?»
    «Nee, das brauch ich nicht. Ich denke einfach an meine Frau.»
    «Deine Frau?»
    «Ja, warum denn nicht?»
    «Um Himmels willen, Jamie! Es gibt so viele Weiber, an die du dabei denken kannst. Irgendwelche Flittchen mit den größten Titten der Welt. Und du denkst an deine
Frau

    «Ja. Du kennst sie doch von Fotos. Sie sieht verdammt gut aus. Ist ’ne heiße Braut.»
    «Darum geht es doch gar nicht. Klar, wenn
ich
dabei an deine Frau denken würde, das würde irgendwie Sinn machen.»
    «Das fände ich aber nicht richtig, wenn du an sie denken würdest.»
    «Das war doch nur ein Beispiel. Dass man lieber an eine neue, frische Möse denkt und nicht an eine, die man schon x-mal gefickt hat.»
    «Ich denke aber gerne an sie. Es ist dann fast, als wenn – du weißt schon –»
    «Als wenn was?»
    «Als wenn sie hier bei mir wäre. Ein paar Minuten lang. Sie fehlt mir echt, Joey.»
    Joey seufzte, Jamie war wirklich ein hoffnungsloser Fall.
    «Alles klar, Kumpel. Mach doch, was du willst.»
    Jamies Kopf verschwand wieder hinter der Bettkante. Ein paar Minuten lang war es still, und dann: «Joey?»
    «Ja?»
    «Du machst das aber nicht, oder?»
    «Was denn?»
    «An meine Frau denken. Wenn du dir einen runterholst.»
    «Nein, Jamie. Mach ich ganz bestimmt nicht.»
    Jamie dachte an seine Frau. Joey dachte an seine Exfrau. Bobby Quasimodo hatte ihn am Morgen angerufen. Er hatte gesagt: «Heute kaufe ich ein neues Auto.» Das war der Code für:
Heute fliegt Gina die Scheiße um die Ohren. Die Fotze bekommt, was sie verdient, und du kriegst deinen Sohn zurück.
    Ein Wärter kam in die Zelle. «Ich habe hier was für dich, Joey.»
    Joey setzte sich. Der Wärter gab ihm einen braunen, gepolsterten Umschlag.
    «Danke, Carl.»
    «Keine Ursache.»
    Der Umschlag war geöffnet und der Inhalt auf geheime Nachrichten überprüft worden. Er las den Absender. Er kam von seinem Vater.
    Er schüttelte den Umschlag, und ein Buch rutschte heraus. Mit einem rot-gelben Hochglanzcover. Darauf stand:
Die Kraft des positiven Denkens
von Norman Vincent Peale.
     
    Rotzend und blinzelnd torkelten die Lingo-Brüder ins Sonnenlicht, sie gähnten und kratzten sich unter den Achseln. Am Abend hatten sie noch ziemlich lange getrunken und Drogen eingeworfen. Jetzt standen sie auf dem Bürgersteig vor dem Paradise Motel, rauchten, beobachteten den Verkehr und sahen zu, wie der Wind den Washington Boulevard hinabfegte. Beide in derselben Haltung: das linke Bein als Standbein, das rechte Bein ein wenig angewinkelt. Zigarette in der rechten Hand, die linke mit Daumen nach draußen in der Hosentasche.
    Die Wipfel der Palmen wurden im Wind hin und her geweht. Plötzlich kam ein Palmwedel heruntergedonnert und krachte fünf Meter weiter auf den Fußweg.
    «Verdammt», sagte Ronnie, «der hätte uns erwischen können.»
    «Von einer verdammten Palme erschlagen», sagte Steve. «Das würde zu uns passen.»
    «Es ist heiß.»
    «Verdammt heiß.»
    «Wieso ist das hier so heiß?»
    Steve zuckte mit den Schultern. Blies Rauch in die Luft, der sofort vom Wind verteilt wurde. Ter Horst und Mac

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