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Hymne an Die Nacht

Hymne an Die Nacht

Titel: Hymne an Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Madsack
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sie nie wirklich existiert. Im Herzen war er ein glühender Royalist, der sich in den Belangen des europäischen Adels besser auskannte als mancher Hofberichterstatter der Boulevardpresse.
    Als der Graf von Lugosy mit seiner Tochter auf der Abschlussparty aufgetaucht war, hatte er die beiden als unerwartete Bereicherung der Gästeliste empfunden, abgesehen von dem unheimlichen Hund, den sie mitgebracht hatten. Cornel hatte aber rasch gespürt, welch unerklärliche Aura den Grafen umgab. Noch am selben Abend hatte er im Internet recherchiert und herausgefunden, dass es das Adelsgeschlecht derer von Lugosy tatsächlich gegeben hatte und dass es vor mehreren Jahrhunderten in Transsylvanien ansässig gewesen war.
    Die männliche Linie ließ sich bis Ende des 17 . Jahrhunderts zurückverfolgen, danach verloren sich die Spuren. Erst vor zwanzig Jahren war der Name in verschiedenen Zusammenhängen wiederaufgetaucht. Ein Nachfahre des Geschlechts war bei einem Oldtimer-Treffen am Comer See in Italien gesichtet worden, ein gewisser Stanislaw von Lugosy. Danach folgte ein Eintrag, der besagte, dass jener Graf Stanislaw soeben einen exklusiven Club mit Bar und Restaurant im Zentrum von Zürich eröffnet habe. Beide Einträge waren neueren Datums.
    Und dann war er auf etwas gestoßen, das ihn geradezu elektrisierte:
Rätselhafter Überfall in Prominenten-Nachtclub
, hatte er gelesen,
die Polizei ermittelt weiter …
    Der feinsinnige Graf hatte offenbar etwas zu verbergen.
    Und als wäre das nicht schon verwirrend genug, erlebte er Vadim plötzlich so verändert. Was war mit ihm los? Als er ihn vorhin gebeten hatte, Joanna im Hotel abzuholen, war etwas so Drängendes in seiner Stimme gewesen, wie er es noch nie bei ihm erlebt hatte.
    Cornel ahnte, dass turbulente Zeiten auf ihn zukommen könnten.

Dreiundzwanzig
    Es war wie eine Filmszene: Er erwartete sie vor dem großen hölzernen Portal des Chalets, und sie lief mit wehendem Mantel die Stufen hinauf, direkt in seine ausgebreiteten Arme. Er umfasste ihre Taille, hob sie hoch und wirbelte sie einen Moment in der Luft, bis sie lachend rief: »Lass mich runter!«
    Dann nahm er Joanna bei der Hand, und sie folgte ihm in das abgedunkelte Schlafgemach, wo plötzlich alles ganz selbstverständlich war.
    Stumm standen sie sich gegenüber, bis sie sein Hemd aufknöpfte, es zu Boden gleiten ließ und den Reißverschluss seiner Jeans öffnete, unter der er keinen Slip trug. Sie sank auf die Knie, packte ihn bei den Hüften und presste ihr Gesicht gegen seinen Unterleib. Wie ein witterndes Tier atmete sie seinen Geruch ein. Abrupt ließ sie ihn los, ging zum Bett und begann im Sitzen, sich auszuziehen, die schweren Stiefel, die wollenen Strümpfe und den groben Norwegerpulli. Als sie nur noch mit einem transparenten BH und einem Stringtanga bekleidet vor ihm saß, breitete sie die Arme aus. »Komm«, sagte sie mit heiserer Stimme, »ich habe lange auf dich gewartet.«
    Es gab kein Vorspiel, sie waren beide viel zu gierig aufeinander. Er grub seine Nägel in den zarten Stoff ihres Slips und schob ihn hinunter, bis sie nackt unter ihm lag. Seine Finger glitten zwischen ihre gespreizten Schenkel und fanden sofort ihr Ziel. Sie war so bereit für ihn, dass er sich zwingen musste, einen Moment innezuhalten, damit es nicht allzu schnell ging. Zitternd bäumte sie sich auf.
    »Tu es endlich«, flüsterte sie ins Halbdunkel des Raumes, und wie an dem Abend der Party ergriff er fast gewaltsam von ihr Besitz, doch diesmal spürte er, dass es genau das war, was sie wollte. Sie küssten sich nicht, sie sprachen nicht, sie waren nur noch zwei ineinander verschränkte Leiber, die sich seufzend und stöhnend wie in einem Fieber auf dem verschwitzten Laken wälzten. Jedesmal, wenn sie erneut unter ihm zerfloss, hielt er sie ganz fest, bis das Beben verebbte. Er versuchte, seinen eigenen Höhepunkt hinauszuzögern, indem er sie zwang, die Stellung zu wechseln, doch sofort zog sie ihn wieder in sich hinein.
    Ohne die Wirkung des Kokains würde er nicht mehr lange durchhalten können, doch zum ersten Mal genoss er das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren und sich vollständig hinzugeben.
    Nach einer Zeit, die ihm wie eine Unendlichkeit vorkam und gleichzeitig wie im Flug vergangen war, verrieten ihre gleichmäßigen Atemzüge, dass sie eingeschlafen war. Mit der Droge wäre es anders gewesen, dachte er, während er sie ansah. Dann zog es sich meist quälend lange hin und war keine wirkliche Erlösung. Das

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