Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hype: Thriller (German Edition)

Hype: Thriller (German Edition)

Titel: Hype: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anders de la Motte
Vom Netzwerk:
Maßlosigkeit.
    Das Lager befand sich in einer kleinen Senke, ein knappes Dutzend Pavillons, kreisförmig angeordnet und zum Mittelpunkt hin offen, umgeben von einem hohen, dichten Strohzaun, der wohl gegen Sandstürme schützen sollte. Eine Reihe von Telefonmasten, die mit Scheinwerfern versehen waren, standen entlang des Zauns, und dazwischen waren bunte Lampen und Wimpel angebracht. Auf der Vorderseite ging der Zaun in eine hohe Mauer mit zwei Wachtürmen und einem offenen Tor über.
    Sie parkten vor der Mauer, und kaum waren sie durch das Tor getreten, dröhnte ihnen auch schon arabische Popmusik entgegen. Der offene Platz in der Mitte des Lagers war mit Holzdielen ausgelegt, bedeckt mit arabischen Teppichen, und darauf stand eine Reihe niedriger Tische, umgeben von Sitzkissen, auf denen sicherlich hundert Gäste Platz fanden. In den Gebäuden, die zum Platz hin offen waren, gab es noch mehr Sitzplätze, außerdem eine Küche, einen Souvenirladen und einen Pavillon mit Wasserpfeifen.
    All das wirkte ausgesprochen absurd, mitten in der Wüste, fast wie eine Fata Morgana.
    »Salam aleikum, willkommen, willkommen, meine Freunde!«, rief ein dicker kleiner Mann in Beduinenkleidern, der ihnen entgegeneilte.
    »Ihr seid früh dran, das Abendessen beginnt erst in etwa einer Stunde, aber ihr könnt derweil Souvenirs kaufen, Quad fahren, auf Kamelen reiten oder Shisha rauchen. Wenn euch das nicht interessiert, ist die Bar natürlich für alle Nicht-Moslems unter euch geöffnet.«
    Der Mann lächelte breit und schwieg so lange, bis die leisen Lacher wieder verstummt waren.
    »Wenn ihr euch frisch machen wollt, die Toiletten liegen hier drüben.«
    Er zeigte auf eine Baracke am Rand des Lagers und warf HP einen vielsagenden Blick zu.
    »Die Bauchtanzvorführung beginnt um zehn Uhr, auch dazu seid ihr natürlich herzlich willkommen, und ich hoffe, ihr verbringt eine angenehme Zeit bei uns!«
    Obwohl HP am liebsten mit einer Pfeife auf ein paar Kissen gesunken wäre, beschloss er widerwillig, dem Rat zu folgen und sich einer Reinigung zu unterziehen.
    Die Toilette verfügte tatsächlich über einen an einen Wassertank angeschlossenen Schlauch und einen Duschkopf, und mit einigen akrobatischen Übungen und viel Seife gelang es HP schließlich, wieder halbwegs präsentabel auszusehen. Sein Hemd landete im nächsten Papierkorb. Es war zwar maßgeschneidert und aus thailändischer Seide, aber er opferte es gern, um einen Hauch von Selbstachtung zurückzuerlangen. Im Souvenirladen suchte er sich ein rosa Touristen-T-Shirt mit psychedelischem Arabermuster aus und ergab sich kampflos dem Verkäufer, der den Einkauf mit einem gewickelten Kopftuch auf seinem Schädel komplettierte.
    Nach dieser Aktion setzte er sich auf die Kissen neben einen der niedrigen Tische, bestellte ein Bier und wartete, bis die anderen draußen im Sandkasten fertig gespielt hatten.
    Vincent und Anna kamen erst zurück, als es bereits dämmerte. Sie gingen dicht nebeneinander, ihre Körper berührten sich ständig, und sie plauderten vertraulich auf Französisch.
    Eigentlich sollte es ihm egal sein. Schließlich war er nicht in sie verliebt oder so – absolut nicht. Aber es gab trotzdem gewisse Anstandsregeln. Anna war seine Begleitung, und er hatte sie mit hierhergebracht. Er konnte die Blicke der anderen aus der Gruppe kaum ertragen. Aber seine Optionen waren ziemlich begrenzt. Er saß hier draußen in der Wüste fest, und auch wenn sich das Gefühl schmerzhafter Erniedrigung immer mehr in glühende Wut verwandelte, konnte er nicht viel ausrichten. Vincent war zwar nicht größer als er, aber der Typ war deutlich sehniger und sah definitiv so aus, als könnte er sich ganz gut verteidigen, wenn es eng wurde. Noch dazu hatte der Franzose die Unterstützung seiner ganzen Clique, es war also keine gute Idee, ihn zu einem Boxkampf herauszufordern.
    Außerdem war HP selbst viel mehr der Lover als der Fighter …
    Nein, ihm blieb nichts anderes übrig, als so zu tun, als wäre es ihm egal. Er würde sich so schnell wie möglich besaufen und bekiffen und dann mit der erstbesten Kamelkarawane von hier abhauen. Er beschloss, all seine Energie in diese Aufgabe zu setzen.
    Die Bauchtanzshow machte den Abend kaum erträglicher. Nachdem die leicht bekleidete Dame sich ein Weilchen geaalt hatte, forderte sie das Publikum zum Tanzen auf, und bald war die Tanzfläche mit etwa siebzig Touristen gefüllt. Er selbst wäre viel lieber mit Marianna in der Ecke sitzen geblieben,

Weitere Kostenlose Bücher