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Hype: Thriller (German Edition)

Hype: Thriller (German Edition)

Titel: Hype: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anders de la Motte
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aber stattdessen wurde er von einem der französischen Mädels hochgezogen, das viel zu hübsch war, als dass er es hätte ignorieren können.
    Obwohl er so betrunken war, fühlte er sich unbeschreiblich dämlich. Mit Kopftuch, rosa T-Shirt und aufgesetztem Grinsen tanzte er in einem Pseudobeduinenlager in einem Pseudoland. Vermutlich sah er sogar noch bescheuerter aus, als er sich fühlte – wenn das überhaupt möglich war!
    Anna und Vincent rieben sich nur ein paar Meter entfernt eng aneinander. Der Franzose hatte seinen Oberschenkel zwischen ihre Beine geklemmt, und sie streichelte mit den Händen seinen Nacken, während sich ihre Hüften im Takt zu dem arabischen Pop wiegten.
    Die hübsche Französin – bei der er nicht die geringste Chance hatte, da er zu voll und zu bekifft war und zu belämmert aussah – tanzte mit ihren Kumpels davon, also entschied er, an seinen Platz zurückzuwanken und sein Selbstmitleid in einem weiteren Bier zu ertränken.
    Am Tisch saß niemand mehr, alle schienen auf der Tanzfläche zu sein, aber mitten unter den Gläsern und Tellern erblickte er plötzlich etwas Goldfarbenes.
    Es war Vincents protziges Feuerzeug.
    Ha!
    Er sah sich um, tat so, als würde er nach einer Bierdose langen, und schnappte sich blitzschnell das teure Teil. Es lag kühl und schwer in seiner Hand und war viel gediegener als sein eigenes, treue Dienste leistendes Zippo aus Stahl. Bestimmt war es aus echtem Gold. Kein Zweifel, dass der nachlässige kleine Froschfresser seinen Goldklumpen vermissen würde. Vielleicht war es ja sogar ein Erbstück seines reichen Großvaters oder etwas in diese Richtung?
    Grinsend ließ er das gute Stück in seine Hosentasche gleiten, bevor er aufstand und die Toilettenbaracke ansteuerte.
    Rache ist süß, du Arschloch!
    *
    Die Heimreise verlief reibungslos, und sie landeten kurz vor vier Uhr in Bromma. Ein anderes Leibwächterteam wartete dort und übernahm die Entwicklungshilfeministerin. Kurz darauf tauchte ein Minibus auf, um Rebeccas Gruppe abzuholen. Ludde Runeberg saß auf dem Beifahrersitz.
    »Schön, euch alle heil und gesund zu sehen«, grüßte er. »Schnell rein mit den Sachen, dann geht’s ab zur Polizeistation, wo ihr die Ausrüstung verstauen könnt. Dort steht auch eine Nachbesprechung auf dem Programm. Doktor Anderberg wartet schon …«
    *
    Hinter den Pavillons gab es eine Öffnung im Zaun. HP blieb eine Weile am Fuß der Betontreppe, die zu den Toiletten führte, stehen und starrte neugierig in die Dunkelheit hinaus.
    Das war echt ziemlich gruslig, wenn man es verglich: Hinter ihm befand sich das beleuchtete Lager mit blinkenden Lampen, Musik, Essen, Getränken und Überfluss. Vor ihm – nur ein paar Meter entfernt – breitete sich die Dunkelheit aus. Endloses Sand- und Wüstenland.
    Wie lange waren sie bis hierher unterwegs gewesen?
    Das war schwer zu sagen. Der Chauffeur hatte nicht gerade den direkten Weg genommen, aber mindestens zwei Stunden waren sie gefahren, würde er schätzen. Wie vielen Stunden Fußmarsch entsprach das? Sechs, acht? Das hieß, wenn man in die richtige Richtung lief … Bei fünfzig Grad Hitze, mit Schlangen und Skorpionen als einzige Gesellschaft, war es recht leicht, sich zu verirren. Wie sich das wohl anfühlte, dort draußen vollkommen verloren zu sein?
    Er konnte nicht umhin, ein paar zögerliche Schritte in die Dunkelheit zu machen.
    Das Lager befand sich in einer Senke, aber der Schein der Lampen reichte aus, um die Dünenkrone ein Stück entfernt zu erahnen. Er konnte einen einsamen Schatten, wohl ein schiefer Telefonmast, dort oben ausmachen, und nach kurzem Zögern marschierte er darauf zu.
    Als er näher kam, entdeckte er, dass ein Vogel ganz oben auf dem Mast hockte – sicher eines von diesen schwarzen Viechern, die er schon tagsüber gesehen hatte. Der Vogel saß völlig still da und schien von seiner Anwesenheit nicht im Geringsten beeindruckt. Er ähnelte einer großen, mageren Krähe, aber im Gegensatz zu seinen europäischen Verwandten war der kräftige Schnabel des Vogels leicht gebogen – fast wie ein Krummsäbel.
    Als HP herankam, drehte der Vogel ruckartig den Kopf und blickte ihn geradewegs an. Etwas in diesem messerscharfen Blick jagte HP einen Schauer über den Rücken, und er blieb nur wenige Meter vor seinem Ziel stehen.
    Der Vogel starrte ihn weiterhin stumm an, und aus irgendeinem Grund konnte HP den Blick nicht von ihm abwenden. Er hielt den Atem an.
    Plötzlich öffnete sich der riesige Schnabel

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