Hype: Thriller (German Edition)
Glaubwürdigkeit in die Waagschale gelegt, um diesen Besuch zu ermöglichen, und jetzt sollen wir alles abblasen wegen ein paar kleiner … Störfaktoren?«
Gladh war weiß im Gesicht, und als er redete, spritzten kleine Spucketropfen aus seinem Mund. »Soweit ich es beurteilen konnte, wurde es erst chaotisch, als Sie beschlossen, dass wir zurückfahren sollten, Normén. Ist hier jemand anderer Meinung?«
Er ließ den Blick durch den Raum schweifen, aber niemand erwiderte etwas.
Rebecca versuchte, Malmén in die Augen zu sehen, aber der schaute wie alle anderen aus dem Team zu Boden, und Håkan Berglund hielt seinen Blick brav auf sein Herrchen gerichtet. Rebecca holte tief Luft und versuchte, ruhig zu bleiben.
»Ich habe mich für den Rückzug entschieden, weil die Lage zu gefährlich war. Die Bedingungen hatten sich im Vergleich zum Vortag radikal verändert, und soweit ich es beurteilen konnte, war es nicht möglich, sicher zum Ziel zu gelangen. Mal abgesehen von dem Menschenauflauf beweist doch der Attentäter, dass ich recht hatte, oder?«
Sie sah die anderen an, aber wieder wichen alle ihrem Blick aus – alle außer Gladh.
»Sie meinen den Attentäter, den nur Sie gesehen haben, Normén? Ist es nicht ein wenig seltsam, dass kein anderer ihn bemerkt hat, keiner Ihrer Kollegen, keiner von uns? Finden Sie nicht, dass das ein bisschen merkwürdig wirkt?«
Er legte den Kopf schief, um seinen herablassenden Ton noch zu verstärken.
»Es ging sehr schnell, da waren eine Menge Leute, und in all dem Staub konnte man nur schlecht sehen …«, setzte sie an, aber Gladh unterbrach sie.
»Aber Ihre Fahrerin muss ihn doch wohl gesehen haben, wie hießen sie noch mal, Mutig?«
Karolina Modin sah auf.
»Modin«, murmelte sie.
»Genau … Nun, Modin, wir haben hier gerade Norméns Schilderung gehört, dass ein geheimnisvoller Attentäter direkt vor die Motorhaube gerannt ist und einen Revolver auf sie gerichtet hat. Haben Sie ihn auch gesehen?«
Modin warf erst Rebecca und dann Malmén einen langen Blick zu, bevor sie antwortete: »Nein, ich habe ihn nicht gesehen.«
»Aha, haben Sie nicht, sagen Sie. Aber Ihre Chefin, die gleich neben Ihnen saß, behauptet, dass sie ihn deutlich gesehen hat. Wie kommt es, dass Ihre Schilderungen so wenig übereinstimmen?«
Modin wand sich verlegen und warf Malmén erneut einen langen Blick zu.
»Ich habe vor allem nach hinten geschaut und mich aufs Rückwärtsfahren konzentriert, deshalb habe ich nicht viel von dem mitgekriegt, was vor dem Wagen passiert ist. Es herrschte das reinste Chaos …«
»Aber einen quicklebendigen Attentäter, der mit einem großen Revolver herumfuchtelt, hätten Sie den nicht bemerken müssen? Lernen Sie so etwas nicht in Ihrer Ausbildung zum Leibwächter?«
Rebecca bekam bei dem arroganten Ton dieses zaundürren Trottels Gewaltfantasien, aber sie hielt sich zurück. Egal, was Gladh mit dieser Diskussion erreichen wollte, das letzte Wort würde sie haben. Sie würde gewinnen, die Frage war nur, wie Gladh das verdauen würde. Modin murmelte irgendetwas, und Gladh richtete seine Aufmerksamkeit nun auf den stellvertretenden Chef der Gruppe.
»Und Sie, Malmén war Ihr Name, nicht wahr?«
»Das ist richtig.«
»Haben Sie einen Attentäter gesehen?«
»Nein, aber genau wie Modin und mein eigener Chauffeur habe ich in dem Moment in die andere Richtung gesehen. Außerdem habe ich versucht, das Fahrzeug hinter uns dazu zu bringen, zur Seite zu fahren, was nicht ganz einfach war …«
Gladh nickte und wandte sich wieder an Rebecca.
»Wie gesagt, wir haben also eine Massenpanik, die offenbar von unserem plötzlichen Rückzug ausgelöst wurde, und dann haben wir noch einen angeblichen Attentäter, den nur Sie gesehen haben, Normén. Für mich ist die Sache klar. Es gibt keinen Anlass, diese Reise abzubrechen, und der Botschafter ist meiner Meinung. Der Innenminister stellt uns eine bewaffnete Eskorte zur Verfügung, und wir machen wie geplant morgen früh weiter.«
Er blickte zufrieden in die Runde, als wäre die Sache damit beschlossen.
»Nein, das werden wir nicht«, sagte Rebecca ruhig. »Sie scheinen meinen Rang mit meinen Befugnissen zu verwechseln, Gladh. Ich bin für die Sicherheit der Ministerin und des Teams verantwortlich – nicht Sie oder der Botschafter. Ich entscheide, dass wir nach Schweden zurückkehren, sobald es hell wird. Wenn Ihnen das nicht gefällt, können Sie sich gerne bei meinem Chef, Kommissar Runeberg, beschweren.«
Sie
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