Hype: Thriller (German Edition)
stand auf und ging in die Küche.
Over and out, du kleiner dürrer Wichtigtuer!
*
Vier plus eins.
So nannte man diese Flecken beim CSI.
Vier Finger auf dem Trizeps und ein Daumenabdruck auf dem Bizeps. Er hatte sie schon einmal gesehen …
Er zog kräftig an dem Joint und hielt den Rauch ein paar Sekunden in der Lunge, bevor er eine Rauchsäule vom Bett aus zu dem Feuermelder an der Decke sandte.
Anna Argus war total ausgetickt, nachdem sie aufgewacht war, aber aus irgendeinem Grund ahnte er, dass ihre miese Morgenlaune mehr damit zu tun hatte, dass er ihre blauen Flecken entdeckt hatte, als mit der Tatsache, dass er noch in ihrem Bett lag.
Er inhalierte erneut tief und schickte eine weitere Wolke auf die Reise zum Feuermelder.
Genau wie zuvor kam von dem tellerartigen Dings an der Decke keine Reaktion, was aber nicht sehr verwunderlich war, da er dem Freudentöter wie so oft die Gratisduschmütze aus dem Bad übergestülpt hatte.
Er konnte nicht leugnen, dass Anna Argus seine Neugier geweckt hatte – so sehr, dass er darüber fast seinen Trip nach Emoland vergaß.
Neben den blauen Blutergüssen gab es eine weitere Sache, die ihm seltsam erschien: Anna war eine typische Geschäftsfrau, und solche Frauen hatten stets das Handy griffbereit.
Als er oben in der Suite gewesen war, hatte er sich überall nach ihrem Telefon umgesehen. Er hatte jede Möbeloberfläche abgecheckt, sowohl während sie ihn zum Bett gezerrt hatte als auch bei seinem späteren Rauswurf. Aber er hatte es nirgends entdecken können.
Das konnte natürlich ein Zufall sein – aber jetzt, im Nachhinein, konnte er den Gedanken nicht abschütteln, dass sie das Telefon absichtlich versteckt hatte.
*
»Malmén!«
Er blieb im Flur stehen, und sie winkte ihn zu sich in ihr Zimmer. Gleichzeitig beendete sie ihr Telefongespräch und gab ihm mit einer Geste zu verstehen, sich zu setzen, aber er blieb stehen.
»Sieh zu, dass alles gepackt ist. Swedeforce 24 hat eine Starterlaubnis für sieben Uhr bekommen, wir brechen also um Viertel vor sechs auf.«
Malmén nickte kurz.
»Und was ist mit den Fahrzeugen?«
»Wir lassen sie am Flughafen stehen. Meinetwegen können Gladh und Berglund sie gern rauf nach Khartoum fahren, wenn die Herren nicht gewillt sind, mit nach Stockholm zu kommen.«
Malmén grinste schief und zuckte die Schultern.
»Es ist deine Entscheidung …«
»Was willst du damit sagen, verdammt noch mal?«
Die Wut, die sie bislang erfolgreich unterdrückt hatte, flammte plötzlich auf.
»Gar nichts, beruhige dich!«
»Ich bin ruhig«, zischte sie. »Ich will nur wissen, was du damit sagen willst, dass es meine Entscheidung ist? Bist du nicht der Meinung, dass wir zurückfliegen sollten? Glaubst du etwa auch nicht, dass es einen Attentäter gab?«
»Ich meinte die Autos, Normén, okay?«
Sie musterte ihn forschend einige Sekunden lang, bis sich ihr Blutdruck halbwegs gesenkt hatte.
»Gut …«
Erst nachdem er den Raum verlassen hatte, wurde ihr klar, dass Malmén ihre Frage nicht beantwortet hatte.
*
Als das Telefon klingelte, ließ er vor Schreck den Joint fallen.
Er war eingenickt und tastete kurz verschlafen auf dem Boden herum, um zu verhindern, dass die Zigarette ein Loch in den Teppich brannte.
»Hello …?«
»Allo Thomäss, dis is Vincent specking, how är jo maj fräänd?«
Es dauerte einen Moment, bis seine bekifften Gehirnleitungen die richtigen Schaltwege verknüpften.
Thomas war sein aktueller Name – Thomas Andersen aus Trondheim in Norwegen. Er hatte mit einem Kleindealer aus Bergen im Knast gesessen und konnte ausreichend Norwegisch gurgeln, um die Rolle absolut überzeugend zu spielen.
»Bonjour Vincent, wie steht’s?«
»Gut, sehr gut. Sorry, dass wir uns nicht früher gemeldet haben, aber wir sind in Goa hängen geblieben. Ein paar Problemchen mit den Behörden, wenn du verstehst …«
»Mmm …«
HP zog am Joint, um die Glut wieder zum Leben zu erwecken.
»Du Thommy, wir haben vor, morgen Abend einen Abstecher in die Wüste zu machen. Ein bisschen Rallye fahren, grillen und eine Shisha-Pfeife mit den Beduinen rauchen. Bist du dabei?«
Er inhalierte tief und lange.
»Logo!«
»Cool, wir holen dich gegen fünf ab. Wir haben genug Platz in den Autos, also wenn du jemanden mitnehmen willst, kein Thema. … A plus!«
HP legte auf und grinste zur Decke.
Eine mysteriöse Frau und nächtliche Abenteuer in der Wüste.
Geheimnisse, die darauf warteten, aufgedeckt zu werden …
Zum ersten Mal
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