Hype: Thriller (German Edition)
mehr verriet. Sie öffnete die Fahrertür und stieg aus ihrem Auto.
Ein paar Meter weiter fiel erneut Schnee auf den Gehweg, aber sie achtete nicht darauf.
*
Der Ruck war heftig, und die schmalen Seidenbänder schnitten in seine steif gefrorenen Hände. Er spürte, wie jemand an dem Band zog, blickte hoch und sah Elroy zwei Meter weiter oben über das Geländer gebeugt. Einige Augenblicke baumelte er vor der Fassade wie eine nackte Marionette, während sie versuchten, ihn wieder hochzuziehen. Dann bekam er die Hände los und fiel die letzten Meter hinab auf den Balkon. Die Landung war deutlich sanfter als die vorherige, aber inzwischen waren seine Füße so taub vor Kälte, dass er kaum einen Unterschied bemerkte. Er verschwendete keine Zeit damit, gegen Fenster zu pochen. Seine Verfolger waren keine Idioten, und selbst wenn man ihn entgegen aller Erwartung in die Wohnung ließe, würde er Philip und Elroy doch nur im Treppenhaus in die Arme laufen.
Die Straße lag noch immer bestimmt sechs Meter unter ihm, aber der Balkon, auf dem er sich befand, war der unterste. Er taumelte die Fassade entlang, während er vergebens nach einem Ausweg suchte.
Da fiel sein Blick auf die Markisen des Restaurants im Erdgeschoss.
*
Sie versuchte, durch die getönten Scheiben auf den Rücksitz zu spähen, doch obwohl sie die Augen mit den Händen beschattete, war es nahezu unmöglich, etwas mehr zu erkennen. Die Vordersitze waren kein Problem, doch dort gab es leider nichts von Interesse. Ein paar Kaffeebecher aus Pappe und Abendzeitungen vom Vortag, das war alles.
Die Kälte verstärkte ihr Bedürfnis, ihre Blase zu erleichtern, und sie beschloss, sich auf den Weg zu machen.
In der nächsten Sekunde krachte ein Körper auf das Autodach.
DREISSIG
Homecoming II
Forum der Säulen der Gesellschaft
Beitrag gepostet am: 22. Dezember, 17:26
Von: MayBey
Manchmal stelle ich mir vor, jemanden umzubringen.
Mir einen wertlosen kleinen Scheißer zu suchen. Einen Gesellschaftsparasiten, der nur darauf wartet, ins Jenseits befördert zu werden.
Ihr könnt entscheiden. Soll ich es tun?
Daumen hoch oder runter?
Ich weiß bereits, wie die Antwort lauten wird.
Keiner von euch würde je auf die Idee kommen, mich aufhalten zu wollen.
Geht das überhaupt, mich aufzuhalten?
Kann man sich wirklich vor jemandem schützen, der vielleicht gar nicht existiert?
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*
Er träumte von einem Vogel.
Einem schwarzen Wüstenraben mit riesigen Flügeln, der sich auf ihn stürzte, als er auf dem Dach stand. Er sah ihn kommen, hob instinktiv die Hand vor die Augen und machte ein paar Schritte rückwärts.
Im nächsten Augenblick kippte er über die Kante. Er fiel in Zeitlupe zwischen Hausfassaden, deren Fenster sich zu gigantischen, blinkenden Bildschirmen verwandelt hatten. Die Botschaften brachen über ihn herein, füllten seinen Kopf, ließen ihn fast den Boden vergessen, der immer näher kam.
»… als ein Freund von Ordnung denke ich, dass …«
»Herzlichen Glückwunsch Skövde … nun öffnen wir …«
»… ein Gesetz, das nicht zeitgem…«
»In letzter Zeit wurden immer mehr …«
»Was der Verfasser nicht begreift …«
»Hello, Vanderlay Industries …«
»Schweden braucht eine neue …«
»Selbstmordattentäter!«
»… bereit, Verantwortung zu übernehmen …«
»Hier sind die Tagesthemen mit …«
»… sinnlos …«
»Dressman …«
»You are …«
»Terrorist«
»… Always …«
»Bomben!«
»Playing«
»Stimmen«
»Hype«
»The«
Und dann, kurz bevor sein Gehirn begriff, was geschehen würde, in diesem Moment, bevor sein Traumkörper auf den Asphalt prallte …
Geim
Geim
Geim
Er dämmerte vor sich hin, schlief abwechselnd ein und wachte wieder auf und brauchte eine Weile, bis er seine Gedanken halbwegs geordnet hatte. Das Bett kannte er gut, auch das Zimmer, in dem er sich befand. Sehr gut sogar, und einen Moment lang dachte er, dass er noch immer träumte. Aber dann holten ihn die Schmerzen ein. Natürlich konnte einem auch im Traum etwas wehtun, aber das hier war die Mutter aller Schmerzen …
Kopf, Bauch, Schritt, Arme, Beine, Füße und Hände. Im Prinzip gab es keine einzige Stelle an seinem Körper, die ihm nicht wehtat. Also war er wach. Die Frage war nur, wie um alles in der Welt er hier gelandet war.
Da öffnete sich langsam die Tür, und ein vertrautes Gesicht schaute herein.
»Hallo, Henrik«, sagte sie leise.
*
Sie hätte ihn natürlich direkt in
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