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Hype: Thriller (German Edition)

Hype: Thriller (German Edition)

Titel: Hype: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anders de la Motte
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um seine Theorie zu bestätigen.
    Sehr gut, er konnte sehen, und wie er vermutet hatte, war Elroy als Wachposten eingeteilt, während der Chef die neuen beunruhigenden Nachrichten überprüfte. Seine Einlage als sterbender Schwan schien zu funktionieren, denn er hörte Schritte im Flur und dann Wasser, das in der Küche aus einem Hahn in eine Spüle lief.
    Er öffnete vorsichtig die Augen.
    Das Zimmer war leer.
    Die Seidenbänder um seine Hände, die schon vorher Zeichen der Schwäche gezeigt hatten, waren seinen Konvulsionen nicht gewachsen gewesen. Innerhalb weniger Sekunden bekam er eine Hand frei. Der für die Arme verantwortlichen Mädchenpfadfinderin sollte man ganz klar das Abzeichen wieder wegnehmen, denn das andere Band war noch schneller losgemacht. Die Knoten um die Füße saßen hingegen deutlich fester.
    Elroy werkelte in der Küche herum. Es klang, als würde er mit der Kaffeemaschine hantieren.
    Mit viel Mühe bekam HP den dritten Knoten auf. Nur noch ein Bein. Die Frage war, ob er es schaffen würde, in den Flur und durch die Wohnungstür ins Freie zu humpeln, ohne dass der rothaarige Gorilla ihn erwischte.
    *
    Zwei Stunden Herumsitzen ohne das geringste Ergebnis – aber immerhin hatte sie nun einen Plan, wie sie das morgige Treffen angehen würde. Sie würde nur eine Chance bekommen, und sollte sie zögern oder nur im Geringsten unsicher wirken, würde er einfach so weitermachen, in dem Glauben, sie würde es bereuen, so wie schon einmal zuvor. Aber diesmal war es anders, sie wollte ihn wirklich loswerden.
    Ein für alle Mal!
    Ihr Handy piepte.
    Wir glauben, dass wir seinen Internetanbieter gefunden haben. MayBey hält sich offenbar im Osten der Stadt auf.
    Lieben Gruß
    Micke
    *
    Er zerrte an dem Seidenband, aber der letzte Knoten gab nicht nach. Zum Glück hatten die Mädchen nur jeweils ein Band benutzt und um die Bettpfosten geschlungen, um beide Beine festzubinden. Auch wenn der Knoten noch immer fest um seinen Knöchel saß, war er immerhin vom Bett los.
    Er wickelte sich das Band ein paarmal ums Bein und verknotete es schlampig, damit er nicht darauftrat und stolperte. Dann wälzte er sich mühsam aus dem Bett und machte ein paar unsichere Schritte über den Schlafzimmerboden. Der Verbindung zwischen Gehirn und Lendenbereich schien sich langsam wiederherzustellen, und er musste sich auf die Lippe beißen, um nicht vor Schmerzen aufzustöhnen.
    Vorsichtig lugte er in den kleinen Flur, zog seinen Kopf aber hastig wieder zurück. Die Wohnung war viel kleiner, als er zunächst geglaubt hatte, und Elroys Rücken war kaum zwei Meter von ihm entfernt. Nie im Leben würde er es bis zur Wohnungstür schaffen, vor allem nicht in dem Zustand, in dem er sich befand.
    Er kehrte ins Schlafzimmer zurück, umrundete das Doppelbett und schleppte sich mühsam bis zu dem zugezogenen Fenster.
    Er schob den Vorhang langsam zur Seite, doch anstatt eines Fensters war dort eine Glastür, die auf eine kleine Terrasse führte. Er drückte auf den Griff.
    Verschlossen!
    Fuck!
    Aber da entdeckte er die Kindersicherung ganz oben auf dem Griff. Er drückte den kleinen Knopf und versuchte es erneut.
    Jawohl!
    Der Türgriff gab nach, und er öffnete die Glastür so vorsichtig wie möglich. Zentimeter für Zentimeter, bis der Spalt breit genug war, damit er sich durchquetschen konnte.
    Teufel, wie kalt es war!
    Er hatte beinahe die Tatsache verdrängt, dass er noch immer nackt war. Draußen hatte es minus fünf bis zehn Grad, und noch dazu blies ein scharfer Wind. Er warf einen raschen Blick über die Schulter, aber bislang schien seine Flucht nicht bemerkt worden zu sein. Er schaute über das Terrassengeländer.
    War das hoch! Fünf Stockwerke bis zur Straße und kein Zeichen von menschlichem Leben dort unten. Verfluchtes Östermalm! Die Mehrheit der Bewohner hier stand bereits mit einem Bein im Grab, der Rest feierte bestimmt Weihnachten auf dem »Land«, womit wohl ein Schlösschen in Sörmland oder eine Villa auf den Schären gemeint war.
    Und wo waren die Bullen, wenn man sie einmal brauchte?
    Plötzlich wurde hinter ihm krachend die Terrassentür aufgerissen.
    *
    Die Neuigkeiten von Micke klangen vielversprechend, aber im Augenblick beschäftigte sie eine viel praktischere Frage. Sie musste seit einer guten Weile dringend pinkeln, und jetzt drückte die Blase so sehr, dass sie kaum noch still sitzen konnte. Es gab keine offenen Läden in der Nähe, und der Gedanke, sich bei minus sechs Grad in den Rinnstein zu hocken,

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