Hyperkode Wüstenfuchs
unter den Extrembedingungen des Mondes sein können. Druckverluste erfolgen häufig, weil bei den Sprengungen große Probleme auftreten. Wir haben nicht überall Hochenergiefräsen. Sie wissen nun, was auf Sie zukommt. Die Sicherheitsgebote werden Ihnen zur Unterschrift vorgelegt.«
»Prachtvoll! Wenn es mir dennoch die Lunge aus dem Hals zerrt, sind Sie gedeckt, was?« mischte sich Allison ein. »Nennen Sie das einen humanen Strafvollzug?«
»Selbstverständlich! Mehr als zehntausend Terra-Bürger, die niemals eine Straftat begangen haben, arbeiten auf dem Mond unter den gleichen Bedingungen wie die Straftäter. Sie erhalten die gleiche Verpflegung und was der Dinge mehr sind. Nur dürfen sie im Gegensatz zu Ihnen jederzeit kündigen, Urlaub machen und all das tun, was sich ein freier Bürger erlauben kann. Fühlen Sie sich informiert, oder haben Sie noch wichtige Fragen?«
Wir hatten keine mehr. Der Sergeant gab sich Mühe, und wir hatten genug geschauspielert.
Ich dachte an die freiwillig zum Mond gekommenen Spezialisten der irdischen Großfirmen und Regierungsstellen. Seltsamer weise gab es unter diesen Frauen und Männern nur wenige Unfäl le. Im Bolloni-Krater war es umgekehrt. Wieso? Die Frage begann mich immer heftiger zu quälen; aber um sie zu beantworten, wa ren wir hier.
»Polland geht vor, Nishimura macht den Schlußmann. Abmarsch, meine Herren. Etwas Beeilung! Wir sind nicht nur für Sie da«, ertönte die Stimme des Kommandoführers.
Ich erhob mich widerspruchslos. Allison grinste ironisch. Ich erblickte unter der gefärbten Panzerscheibe des Druckhelms sein Gesicht. Natürlich war es wieder schweißüberströmt. Er schaltete alle Augenblicke den eingebauten Stirnwischer und anschließend das Trockengebläse ein.
»Wenn Sie so weitermachen, ist Ihre Laderbank schneller leer, als Ihnen lieb sein kann«, meldete sich einer der Begleitsoldaten. »Wie lange, glauben Sie wohl, hält sie durch? Die paar Ampèrestunden brauchen Sie für Ihr Lebenserhaltungssystem, und das hat beim Dienstbetrieb plus Sicherheitszeit mindestens acht Stunden lang Strom zu liefern. Denken Sie daran. Wenn es plötzlich ausfällt, haben Sie garantiert keine Zeit mehr, eine frische Laderbatterie anzuklemmen. Auf diese Art kann man hier schnell sterben.«
Wir schritten hintereinander auf die Kabinenschleuse zu. Sie war groß genug, uns alle aufzunehmen.
Als die Außenpforte aufschwang, bemerkte ich, daß man an einer schmalen Rampe angelegt hatte. Sie führte zu der Lastenschleuse der Lagerhalle hinüber.
Ich betrat die brüchig wirkende Leichtmetallkonstruktion und sah mich um. Vor mir ragten steile, unwirklich anmutende Felswände aus schwarzem Gestein in den Mondhimmel. Die Sonne war soeben hinter dem Horizont aufgegangen. Die lange Nacht war vorüber.
Das Licht wurde von Milliarden kristallinen Einschlüssen reflektiert und stach schmerzhaft in die Augen. Die Blendenau tomatik des Helmes reagierte sofort und schob die Schutzfilter vor das gewölbte Sichtglas.
Die Monturen waren also in Ordnung. Sie wirkten nur äußerlich unschön, denn man hatte uns hellgelbe, speziell eingefärbte Kombinationen gegeben. Es handelte sich um eine selbstleuchtende Signalfarbe, die den geringsten Lichtschimmer wie ein Spiegel zurückwarf. Einen mit einem solchen Anzug bekleideten Flüchtling konnte jeder Anfänger auf drei Meilen Entfernung ausmachen.
Die Helme, Rücken- und Brustteile waren überdies mit breiten Signalstrichen in orangeroter Farbtönung versehen worden. Sie leuchteten fast noch heller. Unter den Strafgefangenen nannte man solche Raumanzüge die »Gescheckten«.
Rücken- und Brustnummern waren ebenfalls vorhanden. Sie strahlten in einem hellen Froschgrün.
Wir schritten an den gewölbten Flanken der Fähre entlang. Je mehr wir uns dem Kraterwall näherten, um so steiler und zerrissener wirkte er. An dieser Stelle stieg er etwas über fünftausend Meter in den Himmel empor. Welche Gewalten mußten hier einmal gewütet haben, um einen so riesigen Bodenauswurf erzeugen zu können. Der Meteor war mit unvorstellbarer Wucht eingeschlagen.
Von der Rampe aus konnten wir am Heck der Fähre vorbeisehen. Wir erblickten vier große, transparente Druckkuppeln, unter denen man zahlreiche Bauwerke errichtet hatte. Dort herrschten normale, erdähnliche Umweltbedingungen.
»Bolloni-Town« hatte man die kleine Ansiedlung genannt. Von dort aus wurde die gesamte Erzgewinnung gesteuert, berechnet und auch auf den Weg zur fernen Erde
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