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nie mit dem heftigen Bedürfnis erwacht, aus dem Bett zu springen und zu entdecken, was der Tag bringen mochte.
Nun allerdings verspürte sie es endlich. Sie hatte Viper.
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Und nun erfüllte sie der Gedanke ans Sterben mit unerträglicher Verzweiflung.
Shay rannte weiter, obwohl es sinnlos war, als sie plötzlich spürte, wie die Erde unter ihren Füßen nachgab. Sie fiel auf die Knie, während der Fels um den Eingang herum einbrach und ein Gesteinshagel auf sie niederging.
Nicht ganz sicher, was eigentlich passiert war, rieb sie sich die Augen und spähte durch die Staubwolke.
Was sie sah, war ein sehr großer, sehr furchteinflößender Gargyle. Ein Gargyle, der die Hand ausstreckte und den Kobold quer durch den Raum schleuderte.
Mit einem entsetzlichen dumpfen Aufprall krachte der Kobold gegen die gegenüberliegende Wand und brach auf dem Boden zusammen. Selbst aus einiger Entfernung konnte man leicht den unnatürlichen Winkel seines Halses und die weit aufgerissenen Augen sehen, in denen der starre Blick des Todes zu erkennen war.
Zu fassungslos, um überhaupt die Tatsache würdigen zu können, dass Damocles wundersamerweise getötet worden war, wich Shay eilig zurück, als der drohend aufragende Dä-
mon nach unten griff, um den schreienden Evor vom Boden aufzuheben und ihn in seine Klauen zu nehmen.
Im Augenblick lebte sie noch, aber der Gargyle, der den Troll jetzt festhielt, wirkte nicht so, als sei er in der Stimmung, ihr Flehen zu erhören. Tatsächlich sah er groß und wild aus und schien imstande zu sein, sie alle ganz zu ver-schlucken.
Der Gargyle trat einen Schritt vor, und sie schrie auf.
Zum Teufel mit dem Mut. Dieses Ungeheuer erschreckte sie zu Tode.
Der Dämon hielt inne, und dann hielt er seine freie Hand in einer Friedensgeste hoch.
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»Shay, ich bin es«, grollte er. Sie starrte ihn weiterhin mit unverhohlenem Entsetzen an, und da schnalzte er mit der Zunge. »Ich bin es, Levet.«
»Levet?« Shay stand langsam auf, und ihr Blick erfasste verspätet die wunderschönen Flügel, die nun so groß waren wie ein Kleinwagen. »Was ... was hast du getan?«
Er lächelte und zeigte dabei Zähne, die sie in zwei Hälften hätten teilen können. »Es scheint, ich habe dich wieder ein mal vor deiner eigenen Dummheit gerettet.«
Gerettet. Gott sei Dank. Sie war gerettet. Erleichterung durchströmte Shay. Zumindest begann sie langsam in ihr aufzuflackern. Doch die Erleichterung war noch nicht sehr weit gekommen, als sie durch auflodernde Angst ersetzt wurde.
Viper.
Shay drehte sich gerade rechtzeitig um, um zu beobachten, wie der schöne silberhaarige Vampir dem Anasso den Kopf abschlug.
Dieses Mal war die Erleichterung ungetrübt. Es war vorbei. Wirklich und wahrhaftig vorbei.
Sie machte einen Schritt vorwärts, um zu Viper zu eilen.
Sie wollte sich in seine Arme stürzen und vor Freude schreien. Sie wollte ihre Hände durch sein Haar gleiten lassen und ihn küssen, bis sie beide das Grauen der vergangenen Stunden vergessen konnten.
Aber sie blieb stehen, als Viper langsam auf die Knie sank und tiefe Traurigkeit sich auf seinem Gesicht abzeich-nete.
Er war gerade gezwungen gewesen, einen Anführer zu tö-
ten. den er offensichtlich seit Jahrhunderten respektiert hatte und verdiente einige Momente, um sich mit dem schmerzlichen Tod des Anasso abzufinden.
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Mit einiger Mühe wandte sich Shay langsam wieder dem Dämon zu, der hinter ihr wartete. Er wirkte überhaupt nicht wie ihr geliebter Levet. Nun ja, abgesehen von den Augen.
Die würden sich nie ändern.
Ein zittriges Lächeln begann ihre Lippen zu kräuseln. »Ich wusste nicht, dass du deine Gestalt verändern kannst.«
Levet zuckte die Achseln. »Oh, wir haben alle unsere klei-en Geheimnisse ...«
»Er war es nicht. Ich war es«, unterbrach ihn eine weibliche Stimme energisch.
Shay riss die Augen auf, als eine kurvenreiche Frau, die in in hauchdünnes Stück Stoff gehüllt war, hinter dem turm-hoch aufragenden Dämon hervortrat.
»Ein Wassergeist?« Shay betrachtete den Gargylen mit hochgezogenen Augenbrauen. »Du liebe Zeit, Levet, da warst du ja fleißig.«
»Es sieht aus, als seist du selbst auch fleißig gewesen, der da lebt noch.« Er deutete mit einer Klaue auf Styx, der sich auf dem Fußboden zu regen begann. »Willst du, dass ich ihn zerquetsche?«
Bevor Shay antworten konnte, spürte sie, wie ihr jemand beruhigend einen Arm um die Schulter legte. Ihr Herz machte einen kleinen Satz, als sie in das blasse
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