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Iacobus

Iacobus

Titel: Iacobus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matilde Asensi
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Soldaten, dem Grafen Joffroi de Le Mans, beschattet wurden, der über alle meine Entdeckungen Bescheid weiß. Er braucht nur zu berichten, was er beobachtet hat, und irgend jemand wird genau dort weitermachen, wo ich stehengeblieben bin.«
    Mendoza brach wieder in unbändiges Lachen aus.
    »Dem armen Joffroi gelang es leider nicht, San Juan de Ortega lebend zu verlassen!« rief er vergnügt aus. »Es wäre nicht sehr klug gewesen, ihn entkommen zu lassen, meint Ihr nicht auch? Unsere Spitzel in Avignon unterrichteten uns im Juli genauestens über Eure Audienzen bei Seiner Heiligkeit, und dank Eurer Berühmtheit, Perquisitore, zumal wir Euch eigentlich auf Rhodos wähnten, begannen wir uns Sorgen zu machen: Worauf waren Eure Rückkehr und diese Unterredungen mit Johannes XXII. zurückzuführen? Jemand, der so gefährlich ist wie Ihr, findet sich nicht zweimal innerhalb eines Monats grundlos bei Seiner Heiligkeit ein. Es konnte sich natürlich um Angelegenheiten handeln, die uns nichts angingen, allerdings schien es uns angebracht, Euch nicht aus den Augen zu lassen, und als Ihr dann zur Pilgerreise nach Santiago aufbracht, wußten wir, daß der Augenblick zu handeln gekommen war. Unserem Bruder Rodrigo, der einer unserer besten Spitzel ist, wies man die Aufgabe zu, Euch zu begleiten. Aber Ihr seid schlau, Galcerán! Wenn man von Euch spricht, so erzähle ich stets die Anekdote, wie Ihr im Alter von fünfzehn Jahren aufgedeckt habt, welcher der Bediensteten sich der Weinvorräte meines Vaters bemächtigte, weil dieser den Krug mit der linken Hand hob. Erinnert Ihr Euch? Pardiez ! Das war wirklich großartig. Trotz aller Anstrengungen konnte Bruder Rodrigo, der nur wenige Male gescheitert ist, nichts in Erfahrung bringen, und das beunruhigte uns noch viel mehr. Als wir dann sahen, daß Ihr ihn Euch mit einem Abführmittel vom Hals zu schaffen wußtet und daß das Versteck der heiligen Oria geschändet worden war, war kein Zweifel mehr möglich. Wir mußten nur noch den richtigen Zeitpunkt abwarten, um uns auf Euch zu stürzen. Und dieser Augenblick ist nun gekommen«, schloß er und fügte lachend hinzu, »danke, daß Ihr erschienen seid.«
    »Eure Geschichte interessiert mich nicht, Sire. Wie Euer Vater so handelt auch Ihr stets großspurig und voll Hochmut. Ich hatte einer Aufgabe nachzukommen, und ich tat dies nach bestem Wissen und Gewissen. Nun liegt es an Euch, die Eure zu erfüllen. Erspart mir deshalb das erbärmliche Schauspiel Eurer absurden Selbstgefälligkeit.«
    Manrique packte die Wut.
    »Eines Tages, Galcerán, werdet Ihr all die Dummheiten verstehen, die ein Mann wie Ihr in Augenblicken wie diesen von sich gibt. Ladet sie auf den Karren!« befahl er energisch und senkte dann seine Stimme: »Geh mit Gott, Sara, süße Freundin. Ich bedauere es, dich unter diesen unglückseligen Umständen wiedergetroffen zu haben.«
    Sara kehrte ihm den Rücken und sah mich an, doch ich konnte ihren Blick nicht erwidern, da die Mönche sich nun auf uns stürzten. Bevor wir recht wußten, wie uns geschah, waren wir auch schon in einer engen Holzkiste mit einem winzigen, vergitterten Luftloch eingesperrt. Wir befanden uns in einem dieser geschlossenen Karren für den Transport von Gefangenen. Mit dem ersten Ruck fielen wir zu Boden, und so begann die Reise, die ich für kurz und in den Tod führend hielt, die jedoch in Wirklichkeit vier ganze Tage dauerte, während denen wir die unendlichen kastilischen Ebenen von Tierra de Campos und das steinige, karge Ackerland von León durchquerten und dabei nur den wahnsinnigen Galopp der Pferde, die Schreie des Kutschers und das unaufhörliche Peitschenknallen vernahmen.
    Unsere Reise gipfelte in der Hölle. Nachdem wir die Berge von León durchquert hatten, holte man uns gegen Abend des vierten Tages mit Stößen aus dem Karren und verband uns die Augen mit schwarzem Leinen. Dennoch konnten wir einen kurzen Augenblick lang eine bizarre Landschaft mit überwältigenden, rot und orange gefärbten Bergkegeln betrachten, die zwischen tiefgrünen Mulden voller Büsche und Bäume emporragten. Wo zum Teufel waren wir? Auf der einen Seite führte ein riesiger Höhleneingang von etwa sechzehn oder siebzehn Stockmaß Höhe zu einem Felsentunnel, der sich schlängelnd in den Tiefen der Erde verlor. Mit Schlägen trieb man uns in diesen unterirdischen Gang hinein, und torkelnd stolperten wir vorwärts, rutschten in wer weiß was für Gewässern aus und fielen ständig hin. Und dann verschwimmen

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