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Iacobus

Iacobus

Titel: Iacobus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matilde Asensi
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zwei Möglichkeiten hatte, um den Kampf gegen diese Frau zu gewinnen: Entweder ich bot ihr für den Namen des Giftmischers eine so große Summe, daß sie sie nicht abschlagen konnte, oder ich erachtete meinen Verdacht hinsichtlich der Templer als begründet und wartete ab, bis sie von selbst in die Falle tappte. Ich entschloß mich, ein gewagtes Spiel mit beiden Optionen zu treiben.
    »Vortrefflich, Madame, ich sehe, daß der Mörder jemand ist, der Euer Vertrauen genießt oder aber Euch einen so hohen Preis für Euer Schweigen zahlte, daß meine Goldmünzen für Euch nichts weiter sind als etwas Kleingeld. Wenn letzteres allerdings zuträfe, wenn Ihr jetzt über viel Geld verfügtet, so würdet Ihr sicherlich nicht mehr hier leben und Euch auch nicht mehr der Zauberei widmen, weshalb die zweite Möglichkeit ausgeschlossen werden kann und uns nur noch die erste bleibt: Der Mörder ist jemand, den Ihr schätzt.«
    »Mein Herr, ich wederhole nochmals, daß Ihr ein Dummkopf seid«, meinte sie nur. Die Handflächen auf den Tischrand gestützt, lehnte sie sich über den Tisch und kam mir dabei gefährlich nahe. Sie war wirklich sehr schön; ungewollt heftete ich meinen Blick auf ein paar Strähnen ihres weißen Haares, die sanft ihr Gesicht umrahmten, während die Krähe unablässig »Dummkopf, Dummkopf!« schmetterte.
    »Habe ich irgend etwas Ungehöriges gesagt?«
    »Vorerst habt Ihr mir noch nicht einmal Euren Namen verraten.«
    »Ihr habt recht. Es tut mir leid. Mein Name ist Galcerán, Galcerán de Born, und ich bin Medikus. Und der Name meines Knappen lautet García, doch nenne ich ihn lieber Jonas.«
    »Eine schöne Symbolik …«, bemerkte sie. Warum beschlich mich nur das Gefühl, daß diese jüdische Zauberin das Bindeglied zwischen Jonas und mir erraten hatte? »Aber hört zu, denn diese Unterhaltung zieht sich allmählich in die Länge, und ich möchte, daß ihr so bald wie möglich wieder geht: Es gab nicht nur einen Mörder, wie Ihr ihn bezeichnet, sondern deren zwei, zwei würdige und ehrenwerte Ritter, die mein unbegrenztes Vertrauen und meine ganze Hochachtung genießen. Vor langer Zeit retteten beide meine Familie vor dem Feuertod.« Ihre Stimme klang plötzlich düster und grausam. »Mein Vater war einst der wichtigste Geldgeber des jüdischen Viertels gewesen und hatte unter den Nicht-Juden unzählige Feinde, die ihn auf dem Scheiterhaufen der Inquisition brennen sehen wollten. Jemand bezichtigte ihn darum vorsätzlich, eine geweihte Hostie aufgespießt und verbrannt zu haben. Was für eine Torheit! In größter Eile mußten wir unser Haus verlassen und mit leeren Händen fliehen, um unser Leben zu retten. Die beiden besagten Ritter halfen uns zu entkommen, gewährten uns Unterschlupf und versteckten uns, bis die Gefahr vorüber war. Wie Ihr verstehen werdet, stand ich so tief in ihrer Schuld, daß ich mich anbot, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen, wenn sie mich jemals um meine Hilfe ersuchen sollten. Tatsächlich haben sie mir, wenn auch gegen meinen Willen, eine beträchtliche Summe dafür bezahlt, viel höher noch, als Ihr Euch wahrscheinlich vorstellen könnt, aber soll ich deshalb meine Künste aufgeben? Jeder übt in diesem Leben einen Beruf aus, und ich bin Zauberin, und ich bin es gern, und ich werde es auch nicht sein lassen, selbst wenn ich dreimal so viel Geld besäße, wie mir meine Freunde gaben.«
    »Ich schließe also daraus, daß Eure Freunde Tempelherren waren und daß Ihr Euch und Eure Familie im Bergfried des Pariser Temple in Sicherheit brachtet, als Ihr vor der königlichen Justiz und der Inquisition geflohen seid.«
    »Ihr habt es erraten«, rief sie überrascht aus. »Diese beiden Goldmünzen gehören Euch!«
    »Laßt die Spielchen, Madame!« polterte ich und schlug mir mit der Faust schmerzhaft aufs Knie. »Seht Ihr diesen Beutel hier? Er enthält hundert Münzen und ebenso viele Gulden aus Gold. Nehmt ihn, es gehört alles Euch! Verstrickt mich jedoch nicht weiter in Eure Netze, denn ich bin nicht gewillt, dies hinzunehmen. Ich möchte die Namen Eurer Freunde erfahren, und zwar auf der Stelle! Ihr sollt wissen, daß sie keine Gefahr laufen, daß ich sie nicht verraten werde. Ich bin nur auf der Suche nach der Wahrheit. Ich möchte einzig und allein herausfinden, ob Guillaume de Nogaret von den Templern getötet wurde oder nicht.«
    Sara begann lauthals zu lachen.
    »Aber ich habe es Euch doch gerade offenbart! Ihr seid so wütend, daß Ihr nicht einmal bemerkt habt, daß

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