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Iacobus

Iacobus

Titel: Iacobus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matilde Asensi
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des Hebräischen und der Kabbala zu vertiefen, hier findest du vieles, was dir dabei behilflich sein kann.«
    »Ist gut, Sire«, brüllte er wutschnaubend, »Ihr habt es so gewollt. Aber vielleicht ist es ja auch besser so, denn ich habe es satt. Ich gehe ins Kloster zurück.«
    »Im Ernst?« fragte ich, während ich mich umdrehte, um Sara nachzugehen, die mich bereits an der Tür zur Straße erwartete. »Und wie gedenkst du, dorthin zu kommen?«
    »Keine Ahnung, aber sicher werden die Mönche des Pariser Mauritiusklosters entzückt sein, mich aufzunehmen und mir zu helfen, nach Ponç de Riba zurückzukehren! Gleich morgen werde ich zu ihnen gehen. Ich bin es leid, mit Euch zu reisen.«
    Seine Worte ließen mich einen Augenblick lang innehalten, dann aber ging ich traurigen Herzens hinaus, ohne mich nochmals umzusehen. Wenn er gehen wollte, so würde ich ihn nicht zurückhalten. Auf keinen Fall wollte ich ihn jedoch in Gefahr bringen, nur weil ich ihm erlaubte, mit uns in die königlichen Verliese der alten Templerfestung hinunterzusteigen. Seine Gegenwart war nicht nur unnötig, er konnte uns sogar zur Last fallen, wenn uns die Wachen faßten. Vierzehn Jahre sind kein Alter, um danach den Rest seines Lebens im Kerker zu verbringen oder sogar auf dem Scheiterhaufen zu enden, den die Franzosen so lieben. Allerdings muß ich gestehen, daß mein Gemüt auch die Tatsache beunruhigte, daß Evrard Jonas aufgrund der großen Ähnlichkeit zwischen dem Jungen und seiner Mutter als Isabels Sohn erkennen könnte. Gerade daran dachte ich, als Sara mir im Schutz der Dunkelheit zuflüsterte:
    »Sire Galcerán, Euer Sohn besitzt eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Manrique de Mendoza. Der einzige Unterschied, den ich zwischen den beiden feststellen kann, ist Jonas' große Statur, die eher der Euren gleicht.«
    Mein erschöpfter Geist fand nicht die nötige Kraft, um weiterhin abzustreiten, was für jene Zauberin offensichtlich war:
    »Hört zu, Sara, Jonas kennt die Wahrheit noch nicht. Ich bitte Euch inständig, ihm nichts zu verraten.«
    »Macht Euch keine Gedanken«, beruhigte sie mich. »Aber sagt mir, ob es stimmt, was ich vermute.«
    In meiner Seele verspürte ich nur unendliche Müdigkeit.
    »Seine Mutter ist in der Tat Isabel de Mendoza, die einzige Schwester Eures Freundes.«
    »Wenn ich mich allerdings recht entsinne, trat Manriques einzige Schwester ins Kloster ein.«
    »Ich möchte nicht weiter darüber reden … Bitte.«
    »Wißt Ihr, was Euer Problem ist?« sagte sie und bereinigte damit jäh die Angelegenheit. »Ihr könnt Eure Gefühle nicht zeigen.«
    Schweigend liefen wir durch die engen Gassen des jüdischen Viertels, bis wir vor einem kleinen verlassenen Haus standen, dessen Wände kurz vor dem Einsturz standen und dessen morsches Gebälk schon vor langer Zeit hätte zusammenbrechen müssen. Die klapprige, aus den Angeln gehobene Tür lehnte nur halb gegen ihre ursprüngliche Türöffnung; im Innern war es stockfinster. Dennoch drang Sara dort mit der Zuversicht desjenigen ein, der einen sicheren und vertrauten Weg beschreitet, weshalb ich ihr auch ohne Angst folgte. Am Ende, inmitten eines von Gestrüpp überwucherten Innenhofes, stellte sich ein trockengelegter Brunnen als Eingang zu den alten Gängen heraus. Im Dunkeln stiegen wir die Stufen einer versteckten Treppe hinab, und erst als wir wieder auf festem Boden standen und etwa fünfzig Schritte durch einen schmalen und modrigen Stollen geschlichen waren, entschloß sich die weißhaarige Zauberin, die Fackeln zu entzünden.
    »Jetzt sind wir in Sicherheit«, brach sie mit lauter Stimme das lastende Schweigen; das Echo warf ihre Worte aus tausend Tiefen zurück.
    Im Schein der Fackeln konnte ich die Mauern aus ungebrochenem Stein sehen, die jene alten Tunnel bildeten, in die Erde getrieben in längst vergangenen Zeiten. Sara führte mich durch Seitenstollen, die sich immer wieder gabelten, und ich dachte besorgt, daß ich nicht in der Lage wäre, den Ausgang wiederzufinden, falls jene Frau mich im Stich lassen würde. Sie kannte den Weg auswendig und schritt schnell voran, jedoch machte sie, vielleicht zur Sicherheit, ab und zu gewisse Umwege, denn einmal sah ich sie sich zum Boden beugen und daraufhin die Richtung ändern. Ohne anzuhalten wanderten wir eine gute halbe Stunde durch Nebenstollen, die in Höhlen mündeten, die dann ihrerseits den Zugang zu weiteren Stollen und Höhlen darstellten. Je näher wir der Festung kamen, desto häufiger stießen wir

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