Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner

Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner

Titel: Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
Vom Netzwerk:
den etwas schusseligen und extrem nervösen Kerl sah. Er fragte sich, was wohl dessen großes Problem war. Nils sah gut aus, wirkte sehr nett – er hatte also keinen Grund, so extrem verunsichert zu ein. Von Judith hatte Mo erfahren, dass Nils ebenfalls schwul und Single war, was ihm für etwa fünf Stunden ein Dauergrinsen ins Gesicht gezwungen hatte, das er selbst dann nicht hatte ablegen können, als Stefan ihn deswegen ziemlich fies aufgezogen hatte.
    Auch jetzt musste er grinsen. Bei Nils' Anblick konnte er glatt die schreckliche E-Mail vergessen, die heute Morgen in seinem Postfach aufgetaucht war. Der Ton seines irren Stalkers war beängstigend schroff geworden und verstörend labil. Er hatte ständig geschwankt zwischen dem stümperhaften Versuch Frieden zu schließen und ihm zu drohen. Diese unerwarteten Versuche einzulenken, empfand Mo weit gruseliger, als die rüde Wortwahl davor. Was plante dieser Irre?
    „Nils“, begrüßte Mo den schüchternen Kerl und ließ sich dabei den Namen wieder auf der Zunge zergehen. Er liebte ihn … also den Namen … Vielleicht würde Mo
'Hans-Dieter'
oder
'Kevin'
auch toll finden, wenn sich dahinter ein Kerl wie dieser Nils versteckte. Die rotleuchtenden Ohren verrieten, wie nervös sein Gegenüber war. Am liebsten hätte Mo ihn umarmt und ihm zugemurmelt, dass es überhauptkeinen Grund gab, solche Angst zu haben. Stattdessen glühte er Nils an und musste sich zusammenreißen, um ihn nicht hemmungslos anzustarren.
    „Ah,
dein
Verein“, murmelte Nils und drückte Mo die CD in die Hand, „Ich hab's mir fast gedacht“, fügte er leise hinzu und blinzelte Mo verlegen an.
    „Du erinnerst dich also
doch
“, rief dieser erfreut aus. „Ich hab dir keine Sekunde abgenommen, dass du nicht mehr weißt woher wir uns kennen.“
    „Schon gut“, murmelte Nils, schaute sich mit großen Augen um und zog den Kopf ein. „Ich hoffe, das passt!“ Er zeigte auf die CD in Mos Hand.
    „Hast
du
das etwa gemacht?“, fragte Mo und als Nils peinlich berührt den Kopf senkte, plapperte er überwältigt los: „Das ist großartig. Der absolute Hammer. Wirklich! Kann ich mich dafür irgendwie revanchieren?“
    Nils' Kinn fuhr hoch und er blickte Mo für einen Moment so intensiv in die Augen, dass diesem ganz anders wurde. Das war kein ängstlicher Blick, aus ihm sprach Neugier und …
Verlangen
. Als Feedback auf diese Interessenbekundung regte sich sofort Mos Schwanz.
    „Wir haben eine Kaffeekasse“, schlug Nils verhalten vor.
    „Ich dachte eher daran, gemeinsam essen zu gehen“, erklärte Mo und zwinkerte Nils vielversprechend zu.
    „Essen gehen?“, entfuhr es Nils ungläubig und er glupschte Mo an. „Das wird aber ganz schön teuer!“
    Mo musste laut loslachen. Eine solche Reaktion auf eine Essenseinladung – die obendrein so ehrlich wirkte und nicht wie das Kalkül eines Balzversuchs – hatte er noch nie in seinem Leben erhalten. Am liebsten hätte er Nils dafür sofort in seine Arme gerissen und geküsst.
    „Teuer?“, fragte er stattdessen und musterte Nils von Kopf bis Fuß. Nach einem starken Esser sah dieser nicht gerade aus, also hatte er vielleicht einen Luxusgaumen.
    „Wir sind vierzehn Leute … und die …“ Nils wurde leiser, neigte sich ein bisschen näher zu Mo und deutete zu den Büroräumen. „… fressen wie die Scheunendrescher.“
    Mo lachte erneut auf und Nils' Ohren färbten sich dunkelrot. Dass er den scheuen Mann so in Verlegenheit brachte, machte Mo ganz weich.
    „Ich meinte eigentlich nur uns beide,
dich
und
mich
“, erklärte Mo und seine Stimme beschlug dabei. Von einem Moment auf den anderen wurde er furchtbar nervös – als hätte sich Nils' Aufregung auf ihn übertragen wie ein Virus. Erst jetzt wurde Mo bewusst, dass er Nils gerade um ein Date gebeten hatte. Eine Absage wäre nun nicht mehr die schlichte Ablehnung eines kleinen Dankeschöns, sondern ein Korb! Mo schluckte schwer und sein Bauch kitzelte wie auf einer Achterbahnfahrt. Er würde bald ins Freie stürzen und tief Luft holen müssen. Nils starrte ihn mit seinen graublauen Augen perplex an.
    „Aber …“, begann er irgendeinen Einwand und Mo spürte, wie sich das Herz zusammenzog, doch dann biss sich Nils auf die Lippen und sagte mit heiserer Stimme: „Okay.“ Als hätte er sich damit die letzte Kraft abgerungen, taumelte er ein wenig und hielt sich an der Wand fest.
    „Wirklich?“, stieß Mo erleichtert aus und strich mit einer Hand kurz über Nils' Oberarm.

Weitere Kostenlose Bücher