Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner
war und leicht Bordeaux-Rot schillerte wenn Licht darauf fiel. Der Großteil der Leute sah das vermutlich noch nicht einmal, aber in Nils' Wahrnehmung blinkte es abwechselnd Pink und Pupur.
„Ich komme daher wie ein Rockstar“, jammerte er, und zupfte an seinen Haaren herum. Jana hatte es mit Wachs behandelt und nun war es verstrubbelt und erlaubte sogar einen Blick auf seine Stirn. Nils fühlte sich regelrecht nackt. Er bildete sich nämlich ein, seine übliche Frisur kaschiere so gut das Rotwerden. Allerdings musste er bei einem Blick in den Spiegel zugeben, dass ihm diese Strubbelfrisur wirklich gut stand. Er wirkte offener, weniger verstaubt und nicht ganz so peinlich verschlossen. Wäre er ein anderer als er war – ein Mann mit Erfahrung – wäre sie sicherlich perfekt gewesen.
„Na, das ist doch super“, freute sich Jana, die das als Kompliment ihrer Stylingfähigkeiten auffasste.
„Ich wecke Erwartungen, die ich nicht erfülle!“, gestand Nils sein Problem.
„Welche Erwartungen weckst du denn
deiner
Meinung nach? Dass du E-Gitarre spielen kannst?“, nörgelte Jana.
„Nein, … dass ich …“, stammelte Nils, zupfte an einer Strähne und seine Schwester schlug ihm auf die Finger.
„Dass du
was?
Ein paar Millionen im Jahr verdienst? Groupies an deiner Tür kratzen?“
Nils musste bei dieser Vorstellung schmunzeln.
„Herzchen, wenn du Nietengürtel, Strapse und Schminke tragen würdest –
dann
, und nur
dann
könnte
eventuell
jemand den Eindruck gewinnen, du wärst ein Rockstar. Oder wenn du in zerschlissenen, stinkenden Kleidern herumrennst wie der letzte Penner.“
Da Jana nicht die Zeit hatte zu bleiben, bis sie Nils aus der Wohnung treten konnte, rang sie ihm das Versprechen ab, das Date auf
jeden Fall
wahrzunehmen.
„Ich rasiere dir im Schlaf eine Glatze, wenn du da heute nicht hingehst“, drohte sie ihm. „Und du weißt, dass ich das
wirklich
mache.“
Für einige Minuten dachte Nils ernsthaft darüber nach, ob es nicht einfacher wäre einige Wochen mit einer Glatze herumzulaufen, als sich heute mit Moritz zu treffen. Immerhin gab es schicke Hauben und Kappen. Außerdem könnte er sich Urlaub nehmen und daheim bleiben, bis das Haar wieder etwas nachgewachsen war …
… Genuss …
Immer wieder fischte Mo das Handy aus der Hosentasche, um auf die Uhrzeit zu sehen. Es war bereits zehn nach acht und keine Spur von Nils. Hatte er ihn also tatsächlich versetzt?
Eigentlich
– gestand sich Mo ein –
eigentlich
hätte er das ahnen müssen. Es wäre auch
zu
einfach gewesen, falls der Kerl tatsächlich so extrem schüchtern war wie es den Anschein hatte. Trotzdem tat es weh. Mo hatte sich richtig in Schale geworfen. Auch wenn er im Alltag der farbenfrohe Typ war, trug er nun elegante, gedeckte Farben. Ein dunkelblaues Shirt und sein Lieblingsaufrisssakko. Es war dezent und hatte doch dieses gewisse Etwas – tailliert und wenn das Licht drauf fiel schimmerte es in einem schönen Dunkelrot – wie teurer Wein. Mo sah damit zwar unaufdringlich aber ziemlich geil aus, ein bisschen intellektuell vielleicht – als wäre er ein Architekt oder dergleichen.
„Hallo“, hörte er hinter sich ganz leise eine männliche Stimme. Mo drehte sich um und im ersten Moment erkannte er Nils fast nicht wieder. Das lag vermutlich an den Haaren – sie verdeckten nicht das halbe Gesicht. Nils hatte dichte, schön geschwungene Augenbrauen und er wirkte mit dieser Frisur viel offener, nicht ganz so ernst. Vielleicht lag es daran, oder an der Nacht, oder am romantischen Licht des Springbrunnens neben ihnen – aber er sah einfach nur wunderschön aus. Mo musste schlucken, da ihm augenblicklich die Kehle austrocknete, sein Herz sich zu einem heftigen Schlag ausdehnte und in seinen Schwanz zischte mit einem fast schmerzhaften Stich heftige Erregung. Nach
essen
stand ihm nun ganz gewiss nicht der Sinn. Nils schien überhaupt nicht zu ahnen, wie attraktiv er war, denn er zupfte unsicher an seinem Sakko herum.
„Hallo,
Nils
. Worauf hast du denn Lust? Chinesisch oder italienisch, oder …?“, krächzte Mo, als er sich wieder gefangen hatte und räusperte sich. Die dritte Option wagte er nicht auszusprechen, denn Nils' Gesichtsausdruck verriet Panik. Er musterte Mo von Kopf bis Fuß, doch statt des begehrlichen Funkelns, das dieser erwartet hatte, war Nils das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
„Oh Gott, wie peinlich“, stammelte er jammernd, wurde immer kleiner und wirkte, als wolle er
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