Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner
seine legten, wie warme, weiche Kissen. Kurz verstärkten sie den Druck, dann entfernten sie sich wieder. Das war's?
„Atme!“, drang Mos dunkle Stimme an sein Ohr.
„Was?“, nuschelte Nils und blinzelte – erschrak, als er sah, wie nah Mos Gesicht an seinem war. Welch ungewohnte Perspektive.
„Du sollst atmen –
auch
während ich dich küsse, sonst fällst du noch um“, mahnte Mo. „Durch die Nase“, fügte er sicherheitshalber hinzu. „Und jetzt schließ wieder deine Augen.“
Nils atmete nicht, nein, er
schnaufte
durch die Nase, heftig und rasch, seine Lippen kitzelten, sehnten sich nach einer weiteren Berührung. Mit sanftem Druck massierten Mos Lippen die seinen, schnappten mal zärtlich nach der Oberlippe, dann nach der Unterlippe – zogen ihn hinein in einen erregenden Rausch. Auch küssen war ganz anders, als in seiner Vorstellung, viel unmittelbarer, inniger,
überraschender
. Nils wusste nie, was Mo als nächstes vorhatte, wie er ihn im nächsten Moment berühren würde, wann er an seinen Lippen knabbern und wann daran saugen würde. Plötzlich wurde Nils davon überwältigt, dass Mo mit der Zunge zärtlich gegen seine Lippen stupste. Er wusste nicht recht, wie er reagieren sollte, also stupste er zurück, traf Mos Zungenspitze, der erregt in den Kuss stöhnte und Sekunden später fand sich Nils in einem leidenschaftlichen Zungenkuss wieder. Er vergaß, die Erfahrung mit seiner Fantasie abzugleichen, war nur noch am fühlen, kosten, schmecken, lecken, saugen. Mo hielt ihn fest in seinen Armen, was gut war, denn Nils war sich nicht sicher, ob er noch stehen konnte, krallte sich an diesen wohlschmeckenden Mann.
Als Mo sich für eine kleine Pause zurückzog, schnappte Nils gierig nach seinen Lippen – fast so, wie im Restaurant nach dem Bissen Fleisch. Mo lächelte in den Kuss und gab sich der ungestümen, gierigen, ausdauernden Leidenschaft dieses nach Zärtlichkeiten ausgehungerten Mannes hin. Eine halbe Ewigkeit verbrachten sie so in dieser stillen, lauen Nacht, fest aneinandergeklammert und verschmolzen im innigen Tanz ihrer Lippen und Zungen. Küssen war einfach nur toll. Nils hätte am liebsten nie wieder aufgehört damit. Er wollte mehr, mehr, mehr.
„Hab erbarmen“, schnaufte Mo endlich und taumelte etwas.
„Ist es nicht gut?“, fragte Nils unsicher.
„Nicht
gut?
“, ächzte Mo, „Machst du
Witze
? Es ist nur … ich steh ziemlich gekrümmt da und mit tut schon alles weh davon …“
„Oh“, machte Nils, wackelte mit dem Kopf und spürte nun ebenfalls den Krampf in seinem Genick.
„Also wenn du weitermachen willst, dann müssen wir zu dir oder zu mir … hier auf der Straße … das geht nicht“, erklärte Mo atemlos.
„Oh, du hast das
ernst
gemeint“, entfuhr es Nils. Mo glubschte ihn irritiert an.
„Ja was denn sonst?“
„Ich dachte das wäre ein …
egal
. Von hier zu meiner Wohnung brauchen wir etwa zehn Minuten zu Fuß“, erklärte Nils, „Oder sogar nur fünf, wenn wir schneller gehen.“
„Zwei wenn wir laufen!“, überschlug Mo und lachte.
„Okay!“, nahm Nils an und rannte los.
„Moooment!“, rief Mo, „Das hätte ein Scherz sein sollen.“ Er schüttelte den Kopf, lachte und lief hinter Nils her.
In der Höhle des …
… Entwicklungshelfer …
„So … da wären wir“, murmelte Nils und schaltete das Licht ein. Er ließ Mo voraus in die Küche treten und schlug hinter sich die Tür zu. Mit wild klopfendem Herzen betrachtete Nils den rotblonden Kerl, der eben
seine Wohnung
betreten hatte. Er konnte nicht fassen, dass dieser Mann, von dem er drei Jahre geträumt hatte, der Mann, der die Vorlage für Ian Yery war, hier in
seiner
Küche stand. Noch viel besser: sie hatten gerade eine Ewigkeit wild miteinander herumgeknutscht. Das war irgendwie –
unwirklich
. Unglaublich. Am liebsten hätte Nils seine Schwester angerufen und gesagt:
'Rate mal wer da ist. Rate mal, mit wem ich vorhin eine Stunde herumgeknutscht habe. Rate mal, mit wem ich gleich Sex haben werde'
. Letzteres war ein nervöser Schlag in seine Magengrube.
„Nett … gemütlich“, meinte Mo. Er ließ den Blick flüchtig durch den Raum gleiten und wandte sich dann Nils zu, um ihn verstörend intensiv anzusehen.
Sie hatten sich zwar geküsst, aber würde Nils diesen Mann wirklich bald
nackt
sehen? Er erinnerte sich noch genau an die Sehnen und Muskeln, die er vor Jahren bewundert hatte, als Mo die Kletterwand hoch und runter gekraxelt war. Wow. Der
Kletterer
stand hier in
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