Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner
seiner Küche. Schauer der Überwältigung schwappten in ihm hoch.
„Hättest du vielleicht Wasser für mich?“, bat Mo. Nils stürzte, dankbar eine Aufgabe zu haben, zur Vitrine, holte ein Glas heraus und befüllte es aus dem Wasserhahn. Mo leerte es in einem Zug, ein einzelner Topfen lief sein Kinn herab und Nils fühlte den Impuls ihn abzulecken, aber er traute sich nicht. Mo reichte ihm das leere Glas und strahlte ihn seltsam verzückt an.
„Ich kann es immer noch nicht glauben“, stieß Mo mit glänzenden Augen hervor und musterte Nils anzüglich.
„
Was
kannst du nicht glauben?“
„Dass ich der Erste sein werde“, erklärte Mo und Nils spürte ein nervöses Ziehen im Bauch. „Ich war noch nie der Erste, also irgendwie ist es auch für mich ein
Erstes Mal.
“
„Mhm, Aha“, machte Nils, senkte den Blick und starrte betreten ins leere Glas.
„Da habe ich eine große Verantwortung“, plapperte Mo weiter, „Immerhin …“
„Könntest du mir bitte
etwas weniger
das Gefühl geben, ein Freak zu sein?“, nuschelte Nils mürrisch und hasste sich im selben Moment für seine harschen Worte.
„Was?“, fragte Mo empört. Oh, je, das war der Anfang vom Ende! Nils war sich sicher, dass Mo jeden Moment abhauen würde. Doch statt zur Tür zu rennen, machte dieser einen Schritt auf ihn zu und nahm ihm das Glas aus der Hand, um es auf dem Tisch abzustellen. Er legte seine Hände auf Nils' Taille, tastete die Seiten hoch, fuhr an ihm herunter und befühlte die Hüften. Unter seinen großen warmen Händen breitete sich Gänsehaut aus. Mo trat noch näher an Nils heran, schlang endlich seine Arme um ihn und hauchte zärtlich:
„Sieh mich an, Nils.“ Dieser hob zögernd den Blick und war überrascht. Mo lächelte. Er war nicht sauer oder angeekelt, ganz im Gegenteil, er strahlte ihn mit intensiver Zuneigung an. „Wieso fühlst du dich wie ein Freak?“ Nils' Herz raste. Er spürte Mos warmen Körper, der sich immer fester gegen ihn drückte, warme, große Hände, die langsam und voller Verlangen seinen Rücken hoch streichelten.
„Ich hätte es nicht … erwähnen sollen“, murmelte Nils leise.
„Da bin ich aber anderer Meinung!“, protestierte Mo. „Komm schon, raus damit.“
„Ich will nicht, dass du denkst … dass du … dich wie ein
Entwicklungshelfer
fühlst“, gestand Nils verzweifelt. Mo musste laut loslachen.
„Bitte
was
?“, schnaubte er kichernd. „Was redest du denn da für einen Quatsch?“
„Oder
Sozialarbeiter
oder so was …“, versuchte Nils zu präzisieren und wandte sein Gesicht ab. Was war bloß so lustig an dem, was er sagte?
„So weit kommt es noch, dass mich Staaten oder Wohltätigkeitsorganisationen dafür bezahlen müssen, mit dir zu ficken“, amüsierte sich Mo.
„Das ist nicht lustig!“, rief Nils und wand sich aus der Umarmung.
„Doch, das
ist
es. Du machst ein viel zu großes Drama um das Thema Sex. Da ist es kein Wunder wenn du …“ Mo bremste sich gerade noch ab.
„… wenn ich in meinem Alter noch Jungfrau bin? Wolltest du
das
sagen? Für
dich
ist es vielleicht lustig, aber für
mich
… für
mich
… ist es eine
Tragödie“,
erklärte Nils aufgebracht und kämpfte gegen die aufkeimende Verzweiflung an. Das lief alles gar nicht gut. Warum war er nur so wahnsinnig kompliziert?
„Nein, es ist
keine
Tragödie“, wurde nun auch Mo lauter, „Du
machst
es zu einer Tragödie!“
„Du hast leicht reden …“, grummelte Nils traurig. Da griff Mo nach seiner Hand und drückte sie sanft, die Finger der anderen schob er unter Nils' Kinn, hob es an und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu sehen.
„Es ist
nur
Sex“, erklärte er leise und sah Nils eindringlich in die Augen.
„Haaaa, Haaaa!“, machte dieser zynisch. Mos Blick wurde traurig. Er löste sich von Nils, wandte sich von ihm ab und machte ein paar Schritte hin zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und frage:
„Ist es dir lieber, wenn ich gehe?“
Scheiße.
Nils sagte nichts. Er nickte nicht, er schüttelte nicht den Kopf, stand nur da wie zur Salzsäule erstarrt und glotzte Mo mit riesengroßen Augen an.
„Schweigen gilt gemeinhin als Zustimmung“, brummte Mo schließlich, warf Nils einen traurigen Blick zu und verließ die Wohnung. Die Tür krachte hinter ihm zu – dann war es unerträglich still.
Nils hatte das Gefühl zu Staub zu zerfallen. Alle Energie floss aus ihm heraus. Schwarz und träge breitete sich in seinem Bauch lähmender Schmerz aus. Am liebsten wollte er
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