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Titel: iBoy
Autoren: Kevin Brooks
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meine Hand seine Brust berührte, zuckten meine Finger und ich spürte, wie etwas durch meinen Arm schoss, und Jayden flog rücklings in den Fahrstuhl, als ob ihn ein Vorschlaghammer getroffen hätte. Als er gegen die hintere Wand krachte und mit einem merkwürdigen Grunzlaut zu Boden sank, folgte ich ihm hinein, schloss die Tür und drückte den Knopf fürs Erdgeschoss.
    Im Fahrstuhl roch es leicht nach Strom – eine Art heißer, knisternder Geruch – und zum ersten Mal merkte ich, dass auch die Haut an meinen Fingern flimmerte, genau wie mein Gesicht. Und meine Fingerspitzen glühten rot.
    Der Fahrstuhl fuhr nach unten.
    Ich schaute auf Jayden herab. Er war sehr blass, das Gesicht weiß und starr, und seine Hände zitterten.
    »Alles okay?«, fragte ich.
    »Hä?«
    »Ob mit dir alles okay ist?«, wiederholte ich.
    Er starrte mich einen Moment lang an, dann fuhr er sich über den Mund und spuckte auf den Boden. »Verdammte Scheiße, was
bist
du?«
    Also war er anscheinend nicht allzu schwer verletzt.
    |72| »Ich bin dein schlimmster Albtraum«, erklärte ich ihm und rückte näher an ihn heran.
    »Du bist was?«
    Ich stand jetzt direkt über ihm. »Wenn du es noch ein Mal wagst, dich Lucy oder Ben Walker zu nähern, sorg ich dafür, dass du dir wünschst, du wärst nie geboren.«
    Er versuchte, mich anzugrinsen, um mir zu zeigen, dass er keine Angst hatte, aber seine Lippen zitterten viel zu sehr für ein Grinsen. Er spuckte wieder aus. »Fuck, ich weiß ja gar nicht mal, wer du bist, du kleines Arschloch«, sagte er, »und was du da treibst, verdammt noch mal   –«
    Ich hatte keine Lust auf dieses Harte-Jungs-Gerede, deshalb streckte ich die Hand nach unten und berührte ihn mit dem Finger an der Stirn. Wieder floss Strom durch meinen Arm, allerdings diesmal ein bisschen mehr. Jayden stieß einen Schrei aus, sein Kopf zuckte zurück und prallte gegen die Wand.
    »
Fuck
, Mann!«, schrie er. »Verdammt, was –?«
    »Soll ich’s noch mal machen?«, fragte ich und beugte mich vor zu seinem Kopf.
    »Nein!«
, brüllte er und wich mir aus. »Nein   … nicht   …«
    Der Fahrstuhl näherte sich jetzt dem Erdgeschoss.
    Ich beugte mich noch mal nach unten und flüsterte Jayden ins Ohr: »Das hier ist gar nichts, kapiert. Verglichen mit dem, was ich tun
könnte
, ist das hier gar nichts. Hast du verstanden?«
    Er nickte. »Ja, ja   … verstanden.«
    »Du hältst dich von Lucy und Ben fern, ist das klar?«
    »Ja.«
    »Gut. Denn wenn nicht, sehen wir uns wieder, und dann stehst du hinterher nicht wieder auf, kapiert?«
    »Ja, ja   …«
    Der Fahrstuhl machte
ping
und wir waren im Erdgeschoss. |73| Die Tür ging auf und ich warf Jayden noch einen letzten Blick zu, bevor ich hinaustrat. Es war niemand in der Nähe. Eilig ging ich zum Treppenhaus und lief über die Stufen zurück nach oben.
     
    Ich wollte nicht darüber nachdenken, was ich gerade getan hatte. War es richtig? War es falsch? Verdammt, wie hatte ich das
gemacht
? Nein   … ich durfte nicht zulassen, dass ich darüber nachdachte. Zumindest nicht jetzt. Ich musste mich nur darauf konzentrieren, die Treppe hochzusteigen, meine Haut wieder normal werden zu lassen und zurück nach Hause zu kommen.
    Ich hatte zwar keine Ahnung, wie ich es anstellen sollte, meine Haut wieder normal aussehen zu lassen, aber als ich den dritten Stock erreichte, spürte ich schon, wie sie abkühlte, und obwohl es keinen Spiegel in der Nähe gab, um mein Gesicht zu betrachten, sah ich doch, dass die Hände wieder wie
meine
Hände aussahen.
    Ich überlegte, ob ich für den Rest des Wegs den Fahrstuhl nehmen sollte, aber ich wusste nicht, ob Jayden immer noch drin war, und ich wollte ihn eigentlich nicht wiedersehen, also ging ich weiter die Treppe hinauf.
     
    Im zwanzigsten Stock des Treppenhauses lehnten drei Typen in sich zusammengesackt an der Wand und zogen sich ihre Crack-Pfeifen rein. Sie waren alle so um die neunzehn, zwanzig und total zugedröhnt.
    Ich musste über sie hinwegsteigen, um vorbeizukommen.
    »Entschuldigung«, sagte ich. »Ich muss nur   –«
    »Hey, Scheiße«, lallte mich einer an und streckte seine eklige Hand aus. »Gib mir dein   –«
    |74| Während ich nach seiner Hand schnippte, schaltete mein Kopf den Strom an und ich verpasste ihm einen kleinen Schlag, nur so zur Überraschung, wahrscheinlich brannte es bloß ein bisschen. Er riss die Hand weg, fluchte laut und ließ seine Pfeife aus der anderen Hand fallen. Während er auf dem Boden
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