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iBoy

iBoy

Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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war versteinert.
    Genau wie ich.
    »Hallo, Thomas«, sagte Ellman leise. »Ich höre, du hast nach mir gesucht.«
    Ich starrte ihn an, unfähig, zu sprechen.
    »Nur damit du verstehst«, sagte er ruhig lächelnd. »Hashims Finger ist über den Abzug der Pistole getapt, klar? Das heißt, wenn du versuchst, ihm einen Stromstoß zu verpassen oder mir oder sonst irgendwem   … wenn du dich ihr auch nur einen Schritt näherst oder versuchst, die Polizei zu rufen   … |242| wenn du
irgendwas
tust, was mir nicht gefällt, drückt Hashim ab und das Hirn deiner Freundin spritzt durch die Gegend. Hast du verstanden?«
    »Ja«, sagte ich leise. »Ich hab verstanden.«
    Dann merkte ich, wie er einen Blick über meine Schulter warf, und als ich mich umdrehte, um zu gucken, wonach er schaute, sah ich, wie Gram im Flur den Hörer hochnahm.
    »
Nein
, Gram!«, schrie ich. »
Nein
…«
    Ellman drängte sich an mir vorbei, schubste mich gegen die Wand und marschierte rüber zu Gram. Ohne eine Sekunde nachzudenken, schnappte er ihr das Telefon aus der Hand, riss das Kabel heraus und stieß ihr den Apparat ins Gesicht. Sie gab keinen Laut von sich, sondern sackte nur zu Boden, wo sie mit blutüberströmtem Gesicht liegen blieb.
    »Du verdammter
Bastard
«, stieß ich hervor und holte nach Ellman aus.
    »Hash«, sagte er schnell.
    Ein gedämpfter Schmerzensschrei stoppte mich, und als ich mich umschaute, sah ich, wie Hashim Lucys Kopf gegen die Wand geknallt hatte und ihr den Pistolenlauf in den Kopf rammte.
    »Ich hab dich gewarnt«, sagte Ellman zu mir. »Noch eine Bewegung und deine Schlampe ist tot.«
    Als ich mich mit schwerem Atem zu ihm umdrehte, lächelte er mich bloß an.
    Ich schaute nach unten zu Gram. Ihr Gesicht war ganz bleich, sie atmete flach. Mit zusammengebissenen Zähnen sagte ich zu Ellman: »Sie braucht Hilfe.«
    Er zuckte die Schultern. »Liegt an dir – du kannst ihr helfen, so viel du willst   … wenn’s dir nichts ausmacht, eine Freundin ohne Kopf zu haben.«
    |243| Dann hörte ich, wie die Wohnungstür zuschlug, schaute den Flur entlang und sah, wie Lucy von Hashim ins Wohnzimmer geschleppt wurde. O’Neil und der Schwarze folgten ihnen.
    Ich schaute wieder auf Gram, dann zurück zu Ellman. »Kann ich sie wenigstens in ihr Zimmer bringen und aufs Bett legen?«
    Ellman lächelte und schüttelte den Kopf. »Du bist selbst dran schuld, das weißt du. Wenn du dich nicht eingemischt hättest, würde das alles nicht passieren.«
    Ich starrte verzweifelt auf Gram. Ihre dünnen grauen Haare waren jetzt blutverklebt, sie wirkte so klein und schwach   …
    Ich hatte mich noch nie im Leben so hilflos gefühlt.
    »Geh da rein«, sagte Ellman und nickte mit dem Kopf Richtung Wohnzimmer.
     
    Als ich ins Wohnzimmer kam, standen Hashim und Lucy am Fenster und O’Neil und der Schwarze hingen irgendwo bei der Tür rum.
    Ellman sagte, ich solle mich hinsetzen.
    Ich sah hinüber zu Lucy.
    »Es tut mir
so leid
«, sagte ich zu ihr.
    Sie konnte nicht antworten.
    »Mach dir keine Sorgen   –«, versuchte ich ihr zu erklären.
    »Setz dich
hin
«, blaffte Ellman.
    Ich setzte mich aufs Sofa und er hockte sich in den Sessel gegenüber. Im Vergleich zu dem Foto aus dem Strafregister hatte er sich nicht sehr verändert. Natürlich war er etwa fünfzehn Jahre älter, deshalb wirkte sein Gesicht nicht mehr so jung, aber davon abgesehen sah er noch ziemlich gleich aus. Derselbe rasierte Kopf, dasselbe kantige Gesicht, dieselben |244| seelenlosen Augen. Seine Augen – im Polizeiregister als graublau bezeichnet – waren so blass, dass sie fast durchsichtig schienen, so wie das Blau eines weit entfernten Himmels. Er trug einen teuren schwarzen Anzug, ein genauso teures schwarzes T-Shirt und Schuhe aus schwarz glänzendem Krokodilleder.
    Mein iHirn sagte mir, dass er in der Tasche seiner Anzugjacke einen BlackBerry Bold 9700 hatte.
    »Okay«, sagte er ruhig und zündete sich eine Zigarette an. »Und so läuft das jetzt: Ich stelle dir eine Frage, du gibst mir die Antwort. Wenn du mir keine Antwort gibst oder mich belügst, ist die Schlampe dran. Klar?«
    »Ja.«
    »Gut.« Er zog an der Zigarette. »Also, erste Frage. Du bist der Junge, der sich iBoy nennt, richtig?«
    »Woher wissen Sie –?«
    »Beantworte einfach die verdammte Scheißfrage.«
    Ich warf einen Blick hinüber zu Lucy. Ihre Augen waren auf mich gerichtet, aber ich wusste nicht, was sie dachte. Ich schaute wieder zurück zu Ellman.
    »Ja«, sagte ich.
    »Du bist also

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