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iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

Titel: iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birte Jeß , Ingo Schmitz
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und meine Aufmerksamkeit geschärft worden. Oder erschien es mir nur so, weil ich mir das erste Mal Zeit nahm, das Erlebte zu verdauen? Ich erdrückte die Erlebnisse nicht sofort mit Alltag, Job und Routine. Ansonsten waren Birte und ich am ersten Tag in den Urlaub gefahren und am vorletzten Urlaubstag zurückgekommen. Einen Tag hatten wir nach einem langen Urlaub zum Wäschewaschen, Auspacken und Ankommen eingeplant, mehr nicht. Dieses Mal war es anders, denn wir hatten Zeit.
     
    Plötzlich stupste mich von hinten etwas an. Ich drehte mich um. Joan strahlte uns über einen randvollen Einkaufswagen mit Lebensmitteln an. »Wollen wir gleich zuhause gemütlich einen Tee zusammen trinken?«, stellte sie uns eine ihrer rhetorischen Fragen.
    Der Klavierspieler unterbrach sein Spiel für eine kurze Unterhaltungspause. Ich sehnte mich nach einer langen!
    Ich freute mich über Joans Vorschlag und sah mich bereits mit einem Tee in der Hand zwischen Joans gemütlichen Sofakissen versinken. Mit einer Teetasse aus Porzellan, in der nur ein einsamer Teebeutel schwamm. Alles konnte doch so einfach sein.
     
     
     
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    I ch wartete auf Birte, die mich zum heutigen Arzttermin gedrängt hatte und mich begleiten wollte. Mein Bauchgefühl hatte mir schon seit langem die Notwendigkeit eines Arztbesuches signalisiert, die Birte gestern mit sanftem Druck in Worte gefasst hatte. Denn der Schwindel vor wenigen Wochen im Supermarkt war kein Einzelfall geblieben. Ich fühlte mich seitdem immer schlechter, einfach leer. AUSGEBRANNT.
    Ich hatte bereits viele halbherzige Behandlungsmethoden, wie den Besuch einer Heilpraktikerin, Yogaübungen oder homöopathische Mittel, ausprobiert. Nichts versprach Besserung. Ich ertappte mich selbst bei dem Gedanken, dass wohl langsam der Zeitpunkt für einen Schulmediziner gekommen war.
    Nun saß ich in meinem Wagen, um mich vor dem Arzttermin mit Birte zu treffen und guckte auf den Blankeneser Marktplatz. Er wirkte ohne die bunten Obst- und Gemüsestände so grau und trostlos wie meine momentane Stimmung. Ich kraulte meinen Dreitagebart und versuchte mich kurzfristig zur Musik zu entspannen. Völlig gehetzt hatte ich das Büro verlassen, weil immer noch etwas vermeintlich Wichtiges anstand, jemand eine dringende Frage an mich stellen musste oder das Telefon geklingelt hatte. Dies war die erste gefühlte Sekunde an diesem Tag, in der die Anspannung ein wenig von mir abfiel.
     
    Ich musste an die vergangene turbulente Zeit zurückdenken. Der neue Vorstandsjob war mir vor wenigen Monaten wie auf einem Silbertablett serviert worden. Ich hatte ihn selbstverständlich angenommen und wechselte damit in der gleichen Firma als Prokurist und »Bereichsleiter für Marketing und Produktentwicklung« zum »Vorstand für den europäischen Vertrieb«. Nun war ich gemeinsam mit den Kollegen im Vorstand, mitverantwortlich für die circa achthundert Mitarbeiter des Unternehmens. Eine große Verantwortung.
    Ich sollte mich mit den Strukturen, Systemen und Entscheidungen beschäftigen, die notwendig waren, um unsere Produkte für die europäischen Kunden verfügbar zu machen. In Ansätzen merkte ich jedoch von Beginn an, dass ich mich verbiegen musste, um diese neue Aufgabe ausfüllen zu können. Denn mit der Entscheidung in den Vertrieb zu wechseln, hatte ich mich von meiner bisherigen Kernkompetenz entfernt.
    Mein Herz schlug für ganz andere Dinge, die auch mein Wesen ausmachten: Als Jugendlicher hatte ich bereits angefangen, mir selbst Klamotten zu nähen oder mir eigene Möbel und Lampen zu bauen. Ich fand schräge und unkonventionelle Gestaltungen interessant. Trotzdem studierte ich etwas Seriöses, Betriebswirtschaft, anstelle von Innenarchitektur oder Design. Mein konservatives Umfeld konnte ich zwar mit einigen Hobbyentwürfen aufrütteln, damit aber mein tägliches Brot zu verdienen, erschien mir zu abwegig.
    Mit meinem bodenständigen betriebswirtschaftlichen Diplom in der Tasche lief mein Weg zufällig wieder in eine kreative Richtung: Ich war im Marketingbereich eines Markenherstellers gelandet, dessen Produkte sich über Gestaltung und Design positionierten. Kunst gehörte zur Firmenkultur und die Firma leistete sich künstlerische Imageprojekte, an denen ich mitwirken durfte. Meine berufliche Entwicklung begann mit meinem ganz persönlichen

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