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iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

Titel: iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birte Jeß , Ingo Schmitz
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über die nächsten Tage, darüber, wohin wir wollten und wie unsere weiteren Pläne aussahen.
    Irgendwann krabbelten wir aus unseren Schlafsäcken und stapften durch den tiefen Schnee zur Haupthütte. Unser kleines Blockhaus lag ein wenig abseits von der mit Tannen umrahmten Lichtung. Obwohl es noch früh am Morgen war, sahen wir die kanadische Familie bereits ihren Rückweg antreten. An jeder Tannennadel hafteten Schneeflocken, die die grünen Bäume wie hinter einem weißen Schleier verhüllten und auch die netten Kanadier verschluckten. Ein Anstoßen der Zweige ließ die trockenen Eiskristalle wie Puder durch die Luft rieseln. Die Sonne wanderte langsam den eisblauen Himmel empor und färbte die Wipfel rötlich-gelb. Die hohen schroffen Berge der Rocky Mountains ringsherum wurden schon von den ersten Strahlen beschienen.
     
    Beim Öffnen der Tür schlug uns eine angenehme Wärme entgegen. Im Ofen brannte ein kleines Feuer und schmolz bereits unser Teewasser. Der letzte Rest des Schneehaufens guckte über den Topfrand. Der erkaltete Rauch vom gemütlichen Vorabend hing noch in der Luft. Nun fiel auch die Morgensonne durch die kleinen Sprossenfenster, und wir begannen, unser Frühstück auf dem Tisch auszubreiteten. Das frische Brot duftete neben der trockenen Salami und einem Stück Käse.
    Als wir gerade in die dick belegten Brote bissen, trat draußen jemand kräftig den Schnee von seinen Schuhen ab. Eine warm eingemummelte Frau kam zu uns in die Hütte. Zwischen ihren Augen zeichnete sich eine tiefe Runzelfalte ab. Ihre kalte Nase darunter leuchtete rot wie ein Feuermelder.
    »Hi. Habt ihr einen Wagen unten auf dem Parkplatz stehen?«, begann sie unser Gespräch und wischte sich mit dem Handrücken einen Tropfen von der Nase weg.
    Der letzte Bissen Brot blieb mir bei dieser Frage trocken im Hals stecken und wollte partout nicht mehr in den Magen rutschen. Diese wenigen Worte konnten nur Ärger bedeuteten. Birte schaute mich erschrocken von der Seite an.
    »Wir parken mit unserem Camper dort unten«, gab ich zur Antwort und schaute die fremde Frau erwartungsvoll an. Unser Zuhause, schoss es mir in den Kopf.
    »Heute Nacht haben sie alle Autos auf dem Parkplatz aufgebrochen.«
    Das deutsches »SCHEISSE« kam wie im Chor aus unseren Kehlen, in jeweils unterschiedlichen Stimmlagen. »Scheiße!«
    Sie schaute nicht mal verwirrt. Einige Wörter waren überall auf der Welt verständlich. Shit und Scheiße lagen nicht wie die Meile zum Kilometer weit auseinander.
    »Ob die Polizei schon da war, weiß ich nicht. Ich würde euch aber raten, sofort aufzubrechen. Ich arbeite in der Lodge. Dort drüben», sagte sie, während sie mit dem Finger in eine Richtung zeigte. »Ich habe es von anderen Gästen erfahren. Selbst war ich nicht unten. Ich dachte mir nur, dass ihr schnell Bescheid wissen solltet.«
    Wir schoben noch einige hektische Fragen hinterher, aber sie hob nichts wissend ihre Hände in die Höhe. Das international gleiche Signal dafür, dass alles gesagt war. Wir bedankten uns höflich für die überbrachte schlechte Nachricht.
    Unser romantisches Frühstück im Schnee der Rocky Mountains war beendet. Ohne Zeit zu verlieren, stopften wir hektisch alles in unsere Rucksäcke zurück und hetzten los.
    Wenige Minuten später hörten wir einen Motor. Es war ein unpassendes Geräusch zwischen dem knirschenden Schnee unter unseren Wanderschuhen und dem leisen Zwitschern der Vögel. Ein wendiges Schneemobil hielt schwungvoll vor unseren Füßen an. Der Fahrer guckte mit seinem sonnengebräuntem Gesicht und langen, blonden Locken hinter seiner Skibrille auch nicht besonders glücklich.
    »Habt ihr einen Wagen unten auf dem Parkplatz stehen?«, fragte er, wobei seine Stimme mitfühlend klang. Die gleiche Frage, die wir vor gar nicht langer Zeit schon einmal gehört hatten. Ein Echo.
    »Ja, einen Camper mit deutschem Kennzeichen.»
    Er schob seine Skibrille aus dem Gesicht und erweiterte seine Antwort um ein schockiertes »Ohhhhh!«
    Es folgte eine Pause, in der wir ihn anstarrten. Denn immer, wenn ein Nordamerikaner seinen Satz mit »Oh!« begann, folgte auch nahezu immer ein »GREAT« oder »SHIT«. Wir schienen beides zu haben, nämlich »great shit«.
    Er wollte uns etwas Aufmunterndes sagen und lächelte uns kumpelhaft bei seinen Worten an: »Ich habe die eingeschlagenen Scheiben mit Folien zugeklebt. Ich wusste nicht, ob es heute Morgen noch schneit.«
    »Was ist passiert?«, forderte ich seine Antwort schnell und

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