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iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

Titel: iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birte Jeß , Ingo Schmitz
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Woche wieder in Ordnung gebracht hatten, reisten wir weiter, fuhren Ski – mit denen, die sie nicht geklaut hatten – und versuchten den Diebstahl aus unseren Gedanken zu verbannen. Der Schreck saß tief. Wir fingen an, uns Parkplätze, Situationen und Menschen noch sorgfältiger anzuschauen und zogen damit persönliche Konsequenzen aus dem Raub. Eine bittere Erfahrung, so dachte ich, die uns aber für die weitere Reise nur helfen konnte.
     
    Zwei Wochen nach dem Einbruch riefen uns die Beamten der legendäre »Royal Canadian Mounted Police« auf unserem Handy an und überbrachten uns die freudige Neuigkeit von der Festnahme der Diebe. Sie hatten unsere geklauten Sachen sichergestellt. Die Diebe waren so dreist gewesen, nach Wildwestmanier mit einem auffälligen und dazu noch geklauten Wagen der Marke HUMMER zu protzen. In Thunder Bay, im Bundesstaat Ontario, saß die Polizei nun vor einem riesigen Berg sichergestellter Taschen, Rucksäcke und anderer Dinge. Ich begann wieder an den Osterhasen zu glauben!
    Birte hatte in ihrer grenzenlosen Freude beim Telefonat angeboten, die Sachen persönlich von der Polizeistation abzuholen, bis ihr der Polizist die kanadische Landkarte vor das geistige Auge gehalten hatte und sie wissen ließ, dass der Ort zweitausend Kilometer von uns entfernt lag, in Richtung Osten woher wir vor Wochen gekommen waren. Die Geschichte klang, als wäre eine Stecknadel im Heuhaufen gefunden worden.
    Wir brauchten dringend eine feste Adresse. Für den Rücktransport des wiedergefundenen Diebesguts mussten wir einen Kurier beauftragen und das setzte wiederum ein funktionierendes Telefon und eine Internetverbindung voraus. Außerdem brauchten wir die Einkaufsmöglichkeiten einer Großstadt. Unsere technischen Geräte wie Notebook, Fotoapparat, Ladesysteme oder Handy hatten zwar den Raub im Safe und anderen Verstecken sicher überstanden, aber funktionierten nur mit dazu gehörigen Kabeln, die dummerweise alle geklaut worden waren.
    »Wenn ihr Hilfe in Kanada braucht, dann ruft Yvonne an«, hallte es noch in meinen Ohren. Woher ein Hamburger Freund schon Monate im Voraus erahnen konnte, dass wir gerade in Kanada ausgeraubt werden würden? Zumindest fanden wir ihre Telefonnummer, auf einem Zettel notiert, im Einbruchschaos wieder.
    Wir brauchten Hilfe und riefen die Nummer der Unbekannten im kanadischen Vancouver an, das nur noch wenige Hundert Kilometer entfernt von uns in Richtung Westen lag, also auf unserer geplanten Route.
    Bereits am nächsten Tag fuhren Birte und ich an die Westküste Kanadas, denn Yvonne wollte uns helfen und ihre Mutter Ilse auch.
    Eine Minute nach der Ankunft bei Ilse bewohnten wir schon ein gemütliches Zimmer mit eigenem Telefon. Nach fünf Minuten hing der Haustürschlüssel an meinem Schlüsselbund und nach einem Tag war sie für uns die liebenswürdige Oma Ilse. Sie war achtzig Jahre alt und hatte ihre Gesundheit vor Jahren schmerzhaft eingebüßt. Dennoch kämpfte sie eisern um ihre Selbstständigkeit. Jeden Tag schob sie ihre stützende Gehhilfe durch die Nachbarschaft. Sie nahm klaglos unzählige Medikamente mit heftigen Nebenwirkungen. Ihre krumme Körperhaltung verursachte Schmerzen und ließ sie klein wie ein Kind aussehen. Die Diskrepanz zwischen ihrem klaren Geist und ihrem dahin siechenden Körper war ernüchternd.
    Neben unserem Zimmer wohnte eine andere Freundin von Ilse, die in einer kleinen Lebenskrise steckte, wie Ilse dies treffend beschrieb. Sie vervollständigte unsere Wohngemeinschaft. Die kleinen Nachrichten, die uns Ilse reglemäßig auf den Küchentisch legte, unterschrieb sie mit »Hostel Commander«. Ihre Wortwahl war immer scharfsinnig.
     
    Nach zwei Wochen in unserem kanadischen Ersatzzuhause, war der Moment gekommen: Unsere wiederbeschafften Sachen kamen endlich zu uns zurück. Der kanadische Kurierdienst fand nach unzähligen Verwirrungen mit seinem Lieferwagen unsere momentane Wohngemeinschaft. Die gesamte Prozedur vom Verschwinden bis zum Wiederauftauchen des Diebesguts hatte vier lange Wochen gedauert. Wir konnten unser Glück kaum fassen, als wir die geschlossenen Taschen und Rucksäcke in unseren Händen hielten. Ich öffnete eine Tasche und griff unvorbereitet in eine vergilbte Männerunterhosen und andere ekelerregende Kleidungsstücke. Ein muffiger Geruch hing in den überdimensionalen Hosen, davon eine Trainingshose in XXXXL. Es gab Klamotten in allen erdenklichen Kleidergrößen. Die großen Taschen waren zwar unsere, aber deren

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