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iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

Titel: iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birte Jeß , Ingo Schmitz
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entdeckten dabei ein uns bekanntes deutsches Wohnmobil auf einer Wiese hinter einem Campingschild. Wir fuhren darauf zu. Der Satz: »Gott schütze mich vor Sturm und Wind und vor Deutschen, die im Ausland sind« traf dieses Mal nicht zu. Wir freuten uns auf das Wiedersehen mit diesen Landsleuten, die wir vorher in Mexiko kennengelernt hatten. Die beiden Bekannten taten es scheinbar genauso, denn sie sprangen uns entgegen und winkten überschwänglich mit den Armen. Der gigantische Kontinent schrumpfte manchmal auf Dorfgröße zusammen, wobei die Wiedersehensfreude galaktische Ausmaße annahm. Jeder vermisste seine sozialen Kontakte von zu Hause und freute sich deshalb umso mehr, das Gefühl von sozialen Bindungen unterwegs zu spüren und bekannte Gesichter wiederzusehen.
    Unser Camper war schnell neben ihrem geparkt. Wir stellten mit derselben Schnelligkeit die Rotweinflasche und Stühle um einen großen Tisch herum und begannen, uns Erlebnisse zu erzählen und Erfahrungen auszutauschen.
    Sie berichteten uns von einem deutschen Auswandererpaar, das sie zuvor zufällig im Ort kennengelernt hatten: »Der Deutsche ist wirklich geschäftstüchtig. Er verkauft unter anderem Immobilien an wohlhabende Ausländer. Und Geländemotorräder an Touristen vermietet er auch. Da geht wohl einiges. Auf der Straße kennt er irgendwie jeden und beim Rotary Club mischt er auch mit.«
    »Wie lange leben sie denn schon hier?«, fragte ich mit begrenzter Neugier. Der deutsche Auswanderer schien für ein kurzes Treffen auf der Straße mächtig auf die Sahne gehauen zu haben. Wie in der Fernsehwerbung, in der Fotografien wie Spielkarten auf den Tisch geknallt wurden: mein Haus, mein Auto, mein Pferd, meine Pferdepflegerin. Ich musste zwangsläufig an die typischen Auswanderersendungen im Fernsehen denken, in denen sich deutsche Landsleute vor dem Bildschirm am Scheitern naiver Auswanderer ergötzten. Aber zu den gescheiterten Existenzen schienen sie ja nicht zu gehören.
    »Sie leben noch kein Jahr in Belize. Ihr werdet sie bestimmt mögen. Ralf und Mandy sind im gleichen Alter wie ihr. Sie haben einfach einen Container in Deutschland beladen, ihn verschifft und sind hierher ausgewandert. Aber ihr lernt sie ja gleich kennen. Sie wollten heute Abend vorbeischauen.«
     
    Mitten in unserer Unterhaltung blendeten helle Autoscheinwerfer auf. Ein alter durchgerosteter Pritschenwagen rumpelte uns über die Wiese entgegen. Die Beifahrertür wurde quietschend aufgeschlagen. Eine schlanke Frau, etwa in Birtes Alter, stieg aus. Sie wirkte in ihrer Bluse und im Minirock wie aus dem Ei gepellt. Ihr langes Haar und die Kleidung wippten federleicht, was im tropischen Klima einer Seltenheit gleichkam. Haare hingen normalerweise strähnig vom Schwitzen hinunter und Klamotten klebten immer eng am Körper, wie die Vakuumverpackung am eingeschweißten Hähnchenschenkel im Supermarkt. Sie lächelte uns geschminkt entgegen.
    Ihr Mann Ralf stieg ebenfalls aus. Sein Haar war Millimeterkurz geschnitten. Seine sportliche Sonnenbrille steckte auf dem Kopf, obwohl die Sonne schon vor Stunden untergegangen war. Das T-Shirt betonte seinen definierten Oberkörper. Er war sportlich mit Shorts und Flip-Flops gekleidet. Seine scheinbare Lässigkeit stand im Gegensatz zu der seiner Frau.
    Wir vergrößerten die Gesprächsrunde um Ralf und Mandy, nachdem wir uns vorgestellt und neue Weingläser auf den Tisch gestellt hatten.
    Ralf schaute nach wenigen Minuten des Gesprächs zu seinem Schrottwagen: »Ihr wundert euch bestimmt, dass wir so eine Karre fahren. Aber in den Tropen rottet alles schneller unterm Hintern weg. Außerdem vermiete ich geländegängige Motorräder, die ich auf der Ladefläche transportieren muss.«
    Ich schaute Birte von der Seite an. Uns interessierte es bestimmt nicht, in welchem Zustand sein Wagen war. Er fuhr. Der Anblick von schrottreifen Autos war auf unserer Reise eher die Regel statt die Ausnahme. Für die meisten Menschen stellte schon die bloße Existenz eines Wagens einen wahren Reichtum dar. Auch die Mehrzahl der Belizianer war arm. Das hatte er wohl vergessen und setzte in seiner Bewertung deutsche Maßstäbe an. Seine Rechtfertigung klang, als würde er normalerweise Porsche fahren und dieses Fahrzeug als so eine Art Ersatz nutzen.
    Birte und ich lehnten uns schweigsam mit unseren Weingläsern im Stuhl zurück. Unsere deutschen Bekannten warfen den Auswanderern Fragen und Stichwörter zu. Ralf ergriff sie, bevor seine Ehefrau überhaupt

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