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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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Decke. Auf dem Boden lag ein billiger grüner Teppich. Es war ein primitiver Fitnessraum mit ramponierten Gewichten, Hanteln, einer Drückbank und einer Matte. Zwei mannshohe Spiegel, ungerahmt, hingen an der Wand sowie verschiedene Urkunden
    – Kids erste, zweite und dritte Plätze bei verschiedenen Gewichtheberwettkämpfen. Ebenso alte Fotos, einige in billigen schwarzen Rahmen, andere einfach mit Heftzwecken oder Klebestreifen befestigt. Fotos von Kid und Bryan. Jack schlenderte durch den Raum, betrachtete eingehend jedes Bild und verfolgte Kids Entwicklung von einem rundlichen Teenager über ein etwas älteres Stadium mit ein paar schwellenden Muskeln bis zu einer siegreichen Pose zusammen mit Bryan im Football-Outfit der Highschool. Ihre Jerseys waren direkt unter den Schutzpanzern abgeschnitten und enthüllten Waschbrettbäuche. In dieser Zeit hatte keiner der Jungen ein Gramm Fett zuviel. Bryan war auf diesen Fotos ein Riese neben Kid, und auch er schien nur aus Muskeln zu bestehen. Es gab auch ein ziemlich aktuelles Foto von Kid. Jack konnte nicht genau erkennen, wann es aufgenommen worden war, vielleicht während des letzten Jahres. Kid trug eine Trainingshose und ein T-Shirt und lächelte in die Kamera. Eine absolut makellose Erscheinung. Der All-American Boy …
    »Er wollte immer, daß Sie das hier sehen«, sagte Bryan. »Das Spielzimmer, so nannte er es.«
    Jack löste den Blick von den Fotos und drehte sich zu Kids Freund um. »Was diesen Fitnessclub betrifft, Bryan. Mein Angebot steht noch immer. Wenn Sie es damit versuchen wollen, nur zu, ich beteilige mich zur Hälfte an den Kosten.«
    Bryan starrte Jack an, offensichtlich überrascht von dem Angebot und tiefbewegt. Aber er schüttelte den Kopf, fast unmerklich, und zuckte verlegen die Achseln. »Neee«, sagte er. »So viel habe ich nicht auf dem Kasten. Sie würden Ihr Geld nur zum Fenster rauswerfen. Kid war derjenige, der den Bogen raus hatte. Die Leute wollten zu ihm kommen. Er hätte das Ganze zu einem Erfolg gemacht. Aber ich … ich bin nur eine wandelnde Mauer mit einem kaputten Bein.«
    Doms heftige Reaktion überraschte sie beide. »Hey, machen Sie sich nicht in die Hose«, schimpfte er. »Ich hasse diesen Selbstmitleidsscheiß.«
    Bryan tat es sofort schrecklich leid, daß er zu Kids tollen Freunden das Falsche gesagt hatte. Er begann zu stottern und sich zu entschuldigen, das Gesicht rot vor Scham, und Dom lenkte schnellstens ein.
    »Ich meinte nur«, sagte er, die Stimme noch immer barsch, aber um einiges leiser, »daß Sie ein toller Spieler waren. Ich kann mich gut daran erinnern. Ich weiß, wie verdammt gut Sie waren. Sorry, ich hatte mir vorgenommen, heute nicht zu fluchen.«
    »Nein, nein«, stammelte Bryan. »Das ist schon okay. Es ist nur, wissen Sie, ich wollte nichts sagen, das …«
    Jack erlöste ihn, indem er jetzt das Wort ergriff. Seine Worte waren leise und beruhigend. Bryans Verlegenheit tat ihm körperlich weh. Der Junge war viel zu gut für die Welt, und er wollte ihn so schnell wie möglich aus seiner peinlichen Lage befreien. »Dom hat recht. Ich meine, daß Sie ein toller Spieler waren. Ein einzigartiger Athlet. Was ist passiert? Warum haben Sie nicht weitergemacht?«
    Bryan beruhigte sich ein wenig. Die Röte in seinem Gesicht verblaßte allmählich. »Alle möglichen Dinge sind passiert«, sagte er. »Wissen Sie, ich war mit Kid auf der St. John’s. Ich bekam dort ein Football-Stipendium. Damals war ich richtig groß, ich meine, körperlich, ein Riese. Sie erinnern sich bestimmt noch daran, oder Sie können es auch auf den Fotos sehen.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Mein Gott, ja«, fügte Dom hinzu. »Sie waren sensationell.«
    »Naja, einiges davon war ganz natürlich. Sie wissen schon, dank der Gewichte und des Trainings, auch dank meiner Ernährung. Aber als das zweite Jahr auf der Highschool begann, meinte mein Trainer, in mir stecke eine Menge drin, er glaubte, ich könne ein Stipendium als Offensive Lineman ergattern. Daher brachte er mich zur Chemie.«
    »Sie meinen Steroide«, sagte Jack.
    »Ja. Ich wußte, daß das Zeug nicht gut für mich war, und Kid war entschieden dagegen, daß ich es nehme. Er meinte immer, ich wäre verrückt, so etwas zu tun. Er hat in seinem ganzen Leben nichts Schlechtes in seinen Körper gestopft, aber hey, welche Chance hatte ich denn, auf ein College zu kommen? Mit einem akademischen Stipendium konnte ich auf keinen Fall rechnen. Also, wie dem auch sei, wir kamen ins Team

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