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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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Hausmeister käme und ihn holte, wenn er das unbedingt wollte.
    Aber der Hausmeister brauchte ihn nicht zu holen. Und Jack hatte keine Chance, den letzten Karton zu öffnen. Denn während er sich umdrehte, sah er zwei Männer, die keinen Meter von ihm entfernt waren. Sie standen sehr still. Sie trugen Straßenanzüge und Krawatten. Düstere Farben. Waren sie Polizisten? Hatte der Hausmeister die Polizei gerufen? Er wollte sie fragen, wer sie wären, aber dazu bekam er keine Gelegenheit. Ehe Jack den Mund aufmachen konnte, setzte einer von ihnen sich in Bewegung.
    Es war eine schnelle Bewegung, jäh, und hauptsächlich sein Arm, aber auch das Körpergewicht waren hinter dieser Bewegung. Jack hatte keine Ahnung, was der Mann in der Faust hielt, ein Metallrohr vielleicht. Oder einen Totschläger. Auf jeden Fall mußte es mehr als nur eine Faust sein, denn der Schmerz war erschreckend, als er hinter Jacks Augen explodierte.
    Jack brauchte nicht tief zu fallen, er kauerte bereits auf dem Boden. Aber der Mann war sehr schnell, denn er hatte Zeit, um Jack noch ein zweites Mal zu treffen, ehe er auf den gebeizten weißen Fußboden sackte. Er brauchte ihn kein drittes Mal zu schlagen, weil Jack sich nicht mehr bewegte. Sein Atem ging mühsam und sehr langsam, und er rührte sich nicht.
    Lange bewegte er sich nicht. Er lag auch noch reglos da, nachdem die beiden Männer längst verschwunden waren und die Kartons und Kalender und Papiere und alle anderen Spuren, daß Kid Demeter jemals das Gebäude 467 Duane Street betreten hatte, mitgenommen hatten.

Fünfunddreißig
    Als Jack die Augen aufschlug, hatte er absolut keine Ahnung, wo er war. Zunächst dachte er, er läge im Bett und sei mitten in der Nacht aufgewacht, denn es war so dunkel. Er glaubte, er wäre auf der Decke eingeschlafen, denn ihm war unangenehm kalt. Dann aber begriff er, daß er nicht im Bett lag. Er lag auf etwas Hartem. Auf Holz. Einem hellen Fußboden …
    Er zwang sich hochzukommen und hörte sich ächzen. Der Schmerz in seinem Kopf schüttelte ihn durch, aber er war nicht benommen, und er verspürte keine Übelkeit. Keine Gehirnerschütterung, entschied er. Aber rasende Kopfschmerzen. Er hob die rechte Hand, betastete behutsam die wunde Stelle und spürte, daß er blutete. Er mußte eine ganze Weile bewußtlos gewesen sein, denn das Blut war kaum noch feucht und klebte bereits.
    Jack stand auf, und seltsamerweise fühlte er sich gleich besser.
    Er brauchte nicht lange, um zu erkennen, daß das Apartment ausgeräumt worden war. Sämtliche Kartons waren verschwunden, und als er im Schlafzimmer in den Wandschränken nachsah, war dort von Kids Kleidern keine Spur mehr.
    Er inspizierte auch den Fitnessraum, der unberührt erschien. Und in der Küche waren sämtliche Lebensmittel und Getränke zurückgeblieben. Einzig und allein Kids persönliche Dinge waren verschwunden.
    Jack ging ins Badezimmer, zwang sich, die Seite seines Schädels zu betrachten. Es sah nicht annähernd so schlimm aus, wie er befürchtet hatte. Da war eine kleine Hautabschürfung, ein wenig Blut und eine Schwellung, die während der nächsten Tage größer werden und heftig schmerzen würde. Er spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, säuberte die Wunde mit einem feuchten Waschlappen, stand für einen Moment in dem kleinen, weiß gekachelten Raum und überlegte, wie sein nächster Schritt aussehen könnte, und erkannte, daß ihm keine andere Wahl blieb, als zu gehen. Er dachte daran, die Polizei zu benachrichtigen, machte sich aber gleichzeitig klar, was er würde sagen müssen: Ich habe mir unter falschem Vorwand den Zutritt zu der Wohnung erkauft, habe privates Eigentum durchwühlt und wurde zusammengeschlagen. Er begriff außerdem, daß, wer immer ihn zusammengeschlagen hatte, einfach beteuern könnte, man hätte ihn für einen Einbrecher gehalten und nichts anderes gewollt, als sich vor ihm zu schützen. Es war sogar möglich, daß der Betreffende längst die Polizei alarmiert hatte.
    Aber das bezweifelte er entschieden.
    Jack ging zur Eingangstür der Wohnung, schaute durch den Spion, aber niemand hielt sich draußen auf. Er öffnete vorsichtig die Tür, verließ das Apartment und zog die Tür hinter sich zu. Der Fahrstuhl brauchte eine Minute für die Fahrt in die oberste Etage, und dann fuhr Jack hinunter in die Halle. Er rechnete nicht damit, daß dort der Hausmeister auf ihn wartete, und er täuschte sich nicht. Die Halle war leer.
    Jack fand seinen Wagen dort, wo er ihn geparkt

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