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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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öffnete ihn und fand ihn gefüllt mit 1993er Barolos und Amarones und mehreren exquisiten 1985er Burgundern. Er fand außerdem zwei Flaschen 1983er Yquem, der, wie Jack sich ausrechnete, leicht 800 Dollar pro Flasche kostete. Als nächstes öffnete er den Sub-Zero-Kühlschrank, und mittlerweile überraschte es ihn nicht mehr, daß ein Fach mit Dom Perignon und mehreren Flaschen Weißwein, ausschließlich Chasagne-Montrachet, gefüllt war. Die anderen Fächer waren weitgehend leer bis auf ein Dutzend braune Eier, mehrere Dosen Beluga-Kaviar, einen großen Behälter Magerjoghurt, eine zugedeckte Schale – die, wie Jack feststellte, mehrere, zum Teil halbverzehrte französische Weichkäse enthielt – und mehrere Gläser Dijon-Senf. Da waren außerdem sechs Flaschen Mineralwasser, drei mit Kohlensäure, drei ohne, und zwei Dosen Bud Lite. Im Gefrierfach lag eine Flasche polnischer Wodka mit einigen Halmen Büffelgras darin für das Aroma und eine Flasche eines italienischen Likörs namens Lemoncello. Als er im Geschirrschrank nachschaute, war sein Inhalt von ähnlicher Qualität. Er dachte an eine Textzeile aus einem seiner Lieblingsfilme, Pat und Mike mit Spencer Tracey und Katherine Hepburn. Er und Caroline hatten sich damals eine Videoaufnahme davon besorgt und sie sich oft gemeinsam angeschaut. Irgendwann im Verlauf des Films meint Tracy in seinem Brooklynakzent über Kate: »Viel ist ja nicht an ihr dran – aber was man sieht, ist mächtig cherce .«
    Genau das dachte Jack von der Wohnung. Viel war dort nicht, aber was dort war, war teuer und edel. Mächtig cherce .
    Und überhaupt nicht typisch für Kid.
    Jack kehrte jetzt in den Wohnraum zurück. Er hatte noch etwa zwanzig Minuten Zeit – und falls es nötig sein sollte, konnte er sich beim guten alten Alex bestimmt noch zusätzliche Zeit erkaufen. Aber er wollte diesen Ort lieber schnellstens verlassen, er war ihm unheimlich. Die Sonne verblaßte jetzt, indem sie hinter einigen hohen Gebäuden in der Innenstadt versank, und die wandernden Schatten erzeugten in der Wohnung eine Atmosphäre, als lebte sie irgendwie.
    Er setzte sich in der Nähe der Wohnungstür auf den Fußboden und begann die vollen Kartons durchzugehen.
    Er begann mit denjenigen, die noch nicht mit Klebeband verschlossen waren.
    Der erste Karton war weitgehend uninteressant. Mehrere TShirts, ein paar Jeans und Sweatshirts. Ein paar Socken. Eine leichte Jacke, die Jack wiedererkannte. Dort waren auch einige andere größere Gegenstände: ein Lederfootball, ein Baseballhandschuh, ein Sony Discman und etwa dreißig CDs.
    Der zweite Karton war interessanter. Er war gefüllt mit persönlichen Papieren, einem Terminkalender und einem Adreßbuch. Das erste, was Jack herausholte, waren Kontoauszüge der Citibank. Nach einigem Blättern fand er den letzten Kontostand. Er war zwei Wochen alt. Auf der ersten Seite stand, daß Kid Demeters Sparguthaben sich auf 9468,72 Dollar belief. Auf seinem Girokonto befanden sich 680,00 Dollar.
    Nicht gerade die Beträge, mit denen man ein solches Apartment kaufen kann, dachte Jack. Das reichte noch nicht einmal für zwei Monatsmieten, geschweige um das Objekt zu erwerben. Das würde sicherlich anderthalb Millionen kosten, wenn nicht noch mehr!
    Er ging weitere Papiere durch, unschlüssig, wonach er suchen sollte, und überrascht, wie unwiderstehlich der Reiz war, im Leben eines anderen Menschen herumzukramen.
    Er holte einen Tagesterminkalender hervor und begann ihn durchzublättern, wobei er im Januar anfing. Anfang des Jahres hatte Kid mehrere Eintragungen pro Tag vorgenommen. Einige davon waren Namen, die Jack noch nie gehört hatte – Lydia, Becky, Michele. Ein Eintrag lautete »Paul: Kino.« Sonst gab es nichts von Interesse. Mitte Januar fand er eine Zeile, welche lautete: Entertainerin. Und als er weiterblätterte, häuften sich die Einträge für Entertainerin, und es gab regelmäßige Erwähnungen von Samsonite und Totengräberin. Im Februar folgten mehrere Termine mit der Novizin. Die hörten offenbar im März auf. Dafür tauchte Anfang März die Eintragung Todesengel regelmäßig auf. Und Ende April erschien ein Termin um sieben Uhr abends mit Erfüllung. Das Wort Erfüllung war mit mehreren Fragezeichen versehen.
    Jack sah auch eine ganze Anzahl Einträge, die lediglich »Metzger« lauteten. Fast alle Termine lagen am frühen Morgen, und Jack brauchte einige Sekunden, ehe ihm aufging, daß dies sein eigener Spitzname war. Kid hatte ihn Der Metzger

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