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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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anderen Dingen ganz zu schweigen.«
    »Wie ist es denn mit den Frauen, mit denen er ausging? Da war eine, die nannte er die Entertainerin. Sie ist Tänzerin …« Jack hielt abrupt inne. »Moment mal – waren Sie das?«
    »Ich hab’s mir immer gewünscht«, sagte Kim. »Aber auf die Frage gibt es nur ein ganz großes Nein. Kid war absolut hetero. Das hier war nur ein Job für ihn. Viele – wie Sie sagen würden – normale Typen tun es, weil es völlig sicher ist – es wird ausschließlich gegafft und nicht angefaßt. Aber wissen Sie was? Ich glaube, ich weiß, wen Sie meinen. Diese Entertainerin. Wenn Kid hier fertig war, ging er immer in einen anderen Club …« Er streifte Dom wieder mit einem Blick. »Der dürfte Ihrem Freund erheblich besser gefallen. Er heißt Lace. Drüben auf der East Side. Kid war sehr oft dort. Ich hatte das Gefühl, daß er mit vielen Tänzerinnen etwas laufen hatte, aber da war eine ganz bestimmte Frau, von der redete er immer … Sie klang aufregend. Fast hätte er sogar mein Interesse geweckt.«
    »Hat er Ihnen etwas Besonderes von ihr erzählt? Irgend etwas, woran Sie sich erinnern und das mir helfen könnte, sie zu finden?«
    Kim schnalzte mit der Zunge und dachte nach. »O Gott … was hat er von ihr erzählt? Etwas Verrücktes. Sie kam aus dem hinterletzten Ort … Ohio! Das war es. Können Sie sich vorstellen, daß man aus Ohio kommen kann? Wie dem auch sei … ich kenne ihren Namen nicht, aber sie ist Tänzerin in dem Club. Im Lace. Und vielleicht ist sie gar nicht so schwer zu finden, denn Kid sagte immer, daß er sich jederzeit für sie umbringen würde. Oh. Pardon. Das war wohl ein wenig geschmacklos.«
    »Meinen Sie, daß sie heute arbeitet?«
    »Am Freitag? Die Guten arbeiten immer am Wochenende, Schätzchen. Sie ist ganz bestimmt da.«
    »Danke«, sagte Jack. »Ich bin Ihnen wirklich dankbar.« Er holte Geld aus der Hosentasche und wollte es Kim zustecken.
    »Nein, nein«, sagte der Stripper. »Sie sind Freunde von Kid. Kein Geld, bitte.« Er lächelte. »Kaufen Sie dem alten Knaben lieber eine Flasche Sauerstoff.«
    Ehe Dom etwas sagen konnte, stand Kim auf und stolzierte davon.
    »Können wir jetzt gehen?« fragte Dom und leerte sein zweites Glas Bier. Es war das erste, was er seit einer Dreiviertelstunde über die Lippen gebracht hatte.
    »Ja«, sagte Jack. »Jetzt können wir gehen.«
    »Weißt du«, sagte Dom, als sie fast wieder auf der Straße standen. »Ich muß zugeben, daß der Kerl einen verdammt tollen Hintern hatte. Und das ist das letzte, was ich jemals dazu bemerken werde.«
    Das Lace lag nur einen Block nördlich vom Golden Saddle, in der 24 th Street, aber auf der anderen Seite der Stadt, zwischen Park Avenue und Broadway. Sie nahmen ein Taxi.
    Vor der Tür unterhielt sich ein Rausschmeißer in schlecht sitzendem Smoking mit einem Türsteher, der ähnlich gekleidet war. Die Fassade des Clubs war noch unauffälliger als die des Saddle. Keine Neonreklame. Und die Gäste, die hineingingen, während Jacks und Doms Taxi vor dem Eingang hielt, trugen Anzüge und Krawatten. Der Eintritt lag diesmal bei zwanzig Dollar, die Jack bezahlte. Dann traten sie durch einen Vorhang in ein Kaleidoskop aus grellen Lichtblitzen und nacktem Fleisch – in eine Phantasiewelt, von deren Existenz Jack nicht das geringste geahnt hatte.
    Sie befanden sich in einem riesigen, eleganten Nachtclub. In verschiedenen Ecken des Raums waren vier kleine Bühnen, und vor jeder dieser Bühnen waren Stühle aufgereiht. Stühle standen auch entlang des Laufstegs, der den Raum praktisch teilte. Alle drei Meter ragten Stangen aus der Decke, die bis auf den Boden des Laufstegs reichten. In einige Wände waren Nischen eingelassen, und im Raum selbst standen weitere Stühle und kleine runde Tische. Musik plärrte, populäre Popsongs, die alle schon ein wenig aus der Mode waren – ein Hit von Madonna, der längst in der Versenkung verschwunden war, dann ein Titel aus der Diskozeit der Stones. Auf jeder der vier Bühnen tanzte und wand und schlängelte sich eine andere Frau, die bis auf einen Spaghetti-Tanga nackt war. Die Männer, die die Stühle direkt am Rand der Bühne besetzten, schoben von Zeit zu Zeit Geldscheine in die Tangas. Als Gegenleistung wurde ein unglaublich voluminöses Paar Brüste oder ein unglaublich strammer Hintern dicht vor ihren Gesichtern hin und her geschwenkt.
    Auch auf den meisten Tischen und in den Nischen tanzten Frauen. Ihre Kleider flatterten zu Boden, und sie

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