Icarus
hinteren Teil. Die Kellnerin erschien sofort, um ihre Bestellung aufzunehmen – Bryan nahm ein Diätbier, während Jack ein Sam Adams vom Faß bestellte. Dann schaute Bryan hoch, zeigte ein freundliches Lächeln, wie Jack es seit ewigen Zeiten nicht mehr bei einem Menschen gesehen hatte, und fragte: »Was kann ich für Sie tun, Mr. Keller?«
»Zuerst einmal nennen Sie mich Jack.«
Erneut errötete Bryan verlegen, nickte schnell und heftig, um seine Reaktion zu kaschieren.
»Zweitens, und das ist nicht der Grund, weshalb ich hergekommen bin, aber es fiel mir ein, während wir in der Halle standen – ich brauche einen neuen Trainer. Kid hat meine Begeisterung für diesen Sport geweckt, und dahinter steckt nicht nur Eitelkeit. Es geht auch darum, in Form zu bleiben. Ich muß mich ganz speziellen physiotherapeutischen Maßnahmen unterziehen, die ich nicht unterbrechen sollte. Es ist ziemlich wichtig. Haben Sie Interesse?«
Bryan bekam kaum die passenden Worte über die Lippen. Das Lächeln in seinem Gesicht reichte jetzt von Ohr zu Ohr. »Ist das Ihr Ernst? Na klar bin ich interessiert. Und wie!«
»Am liebsten trainiere ich früh am Morgen, aber ich bin flexibel. Ich bin zwar Frühaufsteher, aber wenn es anders für Sie einfacher sein sollte …«
Bryan unterbrach ihn aufgeregt. »Hey, Mr. Keller … ich meine, Jack … Verzeihung … was immer Sie wollen und wann, ist mir recht. Ich meine, es ist eine Ehre für mich, daß Sie mich überhaupt gefragt haben. Und ich kenne sogar einen großen Teil der Therapie, die Kid bei Ihnen angewendet hat. Ich glaube, ich werde ganz gut sein …«
»Ich weiß, daß Sie das sind, Bryan. Deshalb habe ich Sie gefragt. Ich biete Ihnen das gleiche, was ich Kid gezahlt habe, und das war recht anständig …«
»Okay, aber ich meine, ich bin nicht Kid. Das muß Ihnen klar sein. Er war der Beste, wirklich. Ich bin auch gut, Sie sollen nicht denken, daß ich nicht gut bin. Ich kann das alles genauso gut wie …«
»Also sind wir uns einig?«
»Ja.« Jack hätte es niemals für möglich gehalten, aber Bryans Grinsen wurde noch breiter. »Und wie wir uns einig sind. Und es war kein Scherz, als ich sagte, es wäre eine große Ehre für mich. Ich meine das wirklich ernst, und ich möchte nur, daß Sie das wissen.«
Jack nickte erfreut. »Jetzt weiß ich es.«
Bryan streckte die Hand aus, und sie besiegelten ihre Abmachung. Bryan war so aufgeregt, daß er kaum stillsitzen konnte.
»Und dann ist da noch eine dritte Sache«, informierte Jack ihn.
»Klar«, sagte Bryan. »Nur zu.«
»Ich glaube nicht, daß Kid Selbstmord begangen hat oder einfach vom Balkon gestürzt ist.«
Bryan schaute verwirrt drein, als wäre er nicht fähig, Jacks Gedankengang zu folgen. »Aber was glauben Sie …«
»Ich glaube, jemand hat Kid getötet.«
»Tatsächlich? Sind Sie sicher?«
»Tatsächlich«, sagte Jack. »Und ich bin mir ziemlich sicher.«
»Haben Sie das der Polizei erzählt?«
Jack nickte.
Bryan sah ihn gespannt an. »Und was haben die gemeint?«
»Die haben mir nicht geglaubt. Und sich auch nicht im mindesten dafür interessiert.«
»Typisch«, sagte Brian. »Die sind dämlich. Und so ist es für sie natürlich auch viel einfacher.«
»Ich habe selbst einige Nachforschungen angestellt. Einige Dinge passen einfach nicht zusammen. Sie haben mir gesagt, er hätte mit Ihnen Streit angefangen, als Sie Steroide schluckten.«
»Und wie. Er haßte Drogen. Kid wollte noch nicht mal einen Joint rauchen.«
»Wußten Sie, daß man LSD in seinem Blut gefunden hat?«
Bryan explodierte regelrecht. »Das ist absoluter Quatsch«, schimpfte er. »Totaler hirnverbrannter Blödsinn!«
»Genau das denke ich auch. Aber da ist noch mehr. In der Nacht, in der er starb, war eine Frau bei ihm in der Wohnung. Kurz bevor … kurz bevor es geschah.«
»Okay, das klingt nach Kid, das muß ich zugeben. Er hat nichts anbrennen lassen.«
»Hat er Ihnen jemals von seinem Team erzählt?«
»Von den Frauen, meinen Sie? Seinen Freundinnen?« Als Jack nickte, zuckte Bryan die Achseln. »Manchmal. Nicht sehr viel. Nur allgemeines Zeug, wissen Sie.«
»Haben Sie mal welche von ihnen kennengelernt?«
»Warum fragen Sie nach seinen Frauen?«
»Weil ich glaube, daß ein Mitglied seines Teams an dem Tag, an dem er starb, mit ihm zusammen war. Und ich glaube, daß diejenige, die bei ihm war, ihn auch getötet hat.«
»Verdammte Scheiße!«
»Ja«, sagte Jack. »Da gebe ich Ihnen recht. Also, kennen Sie eine von
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