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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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gesehen«, sagte sie und betrachtete seinen Armstumpf.
    »Ich war auch noch nie hier«, sagte Dom, regelrecht hypnotisiert von ihren Brüsten, die so hart und steif waren, daß sie sich noch nicht einmal bewegten, wenn sie ging. »Woher sind Sie?« fragte er.
    »Ich?« fragte die Blondine. »Von nirgendwo.« Sie deutete mit einer vagen, umfassenden Geste auf den Club. »Ich bin hier geboren. Genau in diesem Raum.«
    Gegen Mitternacht, nach zahllosen Fragen und noch mehr verteilten Zwanzig-Dollar-Scheinen, gab Dom zu verstehen, daß er gehen wollte.
    »Ich bin müde«, sagte er, »und ich glaube nicht, daß bei dieser Übung irgendwas Sinnvolles herauskommt, und ich hatte bis jetzt so viel Aufregung, wie ich für die Nacht ertragen kann. Ich werde nach Hause zurückkehren, ein heißes Bad nehmen und mich fragen, in was für einer verrückten Welt wir leben.«
    »Ich bleibe hier«, entschied Jack.
    »Ich habe nichts anderes erwartet, Jackie.« Dom wollte noch etwas hinzufügen, überlegte es sich jedoch anders und ging hinaus.
    Jack drehte sich wieder zu der Laufstegbühne um. Eine junge Schwarze hatte die Beine um eine der Stangen geschlungen und stemmte sich vom Boden hoch, ohne die Hände zu benutzen. Zwei japanische Gentlemen, die in der Nähe saßen, applaudierten so ausgiebig, als ob soeben der letzte Vorhang nach Schwanensee gefallen sei. Jack hob die Hand und winkte die Kellnerin heran. Er brauchte noch ein Bier.
    Die restliche Nacht schleppte sich in gleicher Manier dahin. Irgendwann war das Fleisch langweilig geworden. Frauen, die vorher perfekt und aufregend schienen, hattennichts anderes mehr vorzuweisen als eine Ähnlichkeit mit anderen in ihrer Nähe. Um halb zwei rechnete Jack sich aus, mit etwa vierzig Frauen gesprochen zu haben. Er war ein kleines Vermögen an Zwanzig-Dollar-Scheinen losgeworden und hatte immer wieder die gleichen Fragen gestellt. Kommen Sie aus Ohio? Nein. Kennen Sie Kid Demeter? Nein. Kennen Sie jemanden, der Kid Demeter kennt?
    Nein.
    Er lehnte an der Bar und trank ein letztes Bier. Die Musik dröhnte noch immer, die Tänzerinnen waren so mechanisch und energisch wie eh und jeh. Und in den Räumen herrschte fast genausoviel Betrieb wie drei Stunden zuvor. Ihm reichte es. Er stellte das noch halbvolle Glas auf die Theke und machte kehrt, um den Club zu verlassen. Aber eine Tänzerin versperrte ihm den Weg.
    »Sie sehen etwas groggy aus«, sagte sie.
    Er nickte und lächelte. Diese junge Frau war reizend. Sie trug ein dünnes Goldlameekleid, das kaum bis zu ihren Oberschenkeln hinabreichte. Das Oberteil des Kleides war nicht zugeknöpft und gestattete den Blick auf kleine, aber feste Brüste – mein Gott! dachte er, sind die etwa echt? Ein wahres Wunder an diesem Ort! –, und ihr Lächeln war ein wenig verschlagen. Es erschien trotzdem irgendwie aufrichtiger als das Lächeln der anderen Frauen, mit dem man ihn die ganze Nacht bedacht hatte. Ihr Haar war mittelblond. Nicht gesträhnt, nicht gefärbt. Es war ihre natürliche Haarfarbe und keine Perücke. Sie musterte ihn neugierig, als ob sie ihn zu durchschauen versuchte.
    »Wollen Sie tanzen?« fragte sie. »Das ist besser als eine Vitaminspritze.«
    »Sie kommen nicht zufällig aus Ohio?« fragte er müde.
    »Aus Newark«, informierte sie ihn.
    Jack verdrehte die Augen, nicht daß er an dieser Stelle mit irgendeinem göttlichen Beistand gerechnet hätte, und dann hob er die Hände, eine Geste totaler Kapitulation.
    »Gute Nacht«, entschuldigte er sich bei der Tänzerin. »Ich muß raus hier.«
    Während er sich an ihr vorbeidrängte, schob sie ihm ihre Hüfte entgegen. Sie war sichtlich verärgert. »Hey! Ich dachte, Sie wollten ein Girl aus Ohio. Sind Sie nicht der Typ, der jede danach gefragt hat?«
    »Sie haben Newark gesagt«, meinte Jack.
    »Ja«, entgegnete Die Entertainerin. »Newark, Ohio.«
    Sie hieß Leslee, verriet sie ihm. Das wäre ihr richtiger Name. Sie hätte keine Lust, einen Freund von Kid zu verarschen. Leslee Hooper. Ihr Bühnenname im Club wäre Gwyneth. Man sähe es gern, daß die Mädchen Namen von Schauspielerinnen benützten, und sie wäre nun mal ein großer Fan von Gwyneth Paltrow, die wäre wirklich und wahrhaftig Spitzenklasse. Sie wäre auch Schauspielerin, sagte sie. Nun ja, in letzter Zeit hätte sie nicht viele Engagements gehabt. Es sei ziemlich hart, aber das Tanzen hier wirklich leicht. Sie verdiente eine Menge Geld, an einem guten Abend 1500, manchmal sogar 2000 Dollar, manchmal jedoch lohnte

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