Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
Vom Netzwerk:
Kopf. Sie ließ ihre Augen über das Bett mit den Eisrosen schweifen, über den Schrank mit den Seevögeln, über die schimmernden Wände und die goldene Tür. Inzwischen kannte sie jeden einzelnen kunstvollen Schwung des Eises, jede einzelne regenbogenfarbene Spiegelung in ihm. Sie liebte seinen schimmernden Glanz, den sanften Wind, der draußen wehte, die Erinnerungen, die sie nun mit alldem hier verbanden. Aber es ist nicht Zuhause, sagte sie nachdrücklich zu sich selbst. Das musste sie sich ein für alle Mal merken. Ihr Zuhause war die Station.
    »Du gehörst zu mir«, sagte Bär. »Wir sind eins.«
    »Nein, sind wir nicht. Du bist da draußen, tust, was ein Munaqsri tut. Und ich bin … « Sie fühlte sich wie ein Haustier, das er allein zurückließ, bis er Zeit hatte, wieder mit ihm zu spielen.
    »Soll ich etwa zulassen, dass die jungen Eisbären tot geboren werden? Willst du das? Sollen ihre Seelen umherirren und bis hinters Ende der Welt driften? Ich habe Pflichten. Das weißt du ganz genau.«
    »Ja, ich weiß!« Das hier war schon schwer genug, und er machte es nur noch schlimmer. Es erinnerte sie daran, wie sie hergekommen war – erpresst hatte man sie, mit einem Handel, den sie nicht ablehnen konnte. Aber das war nicht fair. Es war ihre eigene Idee gewesen, um ihre Mutter zu retten. Und danach hatte Cassie sich selbst entschieden zu bleiben. Zumindest hatte sie geglaubt, eine Wahl zu haben. Sie hatte ihm geglaubt, als er sagte, sie wäre keine Gefangene. Was, wenn … Er würde sie nicht zwingen, bei ihm zu bleiben. So war er einfach nicht. »Wenn ich dir wirklich etwas bedeute, dann lässt du mich gehen.«
    Er wandte sich ab. »Geh!« Sie atmete hörbar aus. Ihr war nicht bewusst gewesen, dass sie die Luft angehalten hatte. »Ich werde hierbleiben und wie ein Bär im Zoo auf und ab laufen, bis du zu mir zurückkommst.«
    Cassie ließ sich schwer auf das Bett fallen. Aller Ärger und alle Frustration flossen aus ihr heraus. »Ich wollte nicht …« Wollte was nicht? Gehen? Aber sie wollte gehen. Von Anfang an hatte sie vorgehabt zu gehen. Aber sie hatte ihm nie wehtun wollen. Und sie hatte nicht gewollt, dass es ihr etwas ausmachte, wenn sie ihm wehtat.
    Bär seufzte. »Wenn du es wünschst, werde ich dich nach Hause bringen.«

Kapitel Zehn
    Geografische Breite: 70° 49 ' 23 " N
    Geografische Länge: 152° 29 ' 25 " W
    Höhe: 3 m
    so hässlich hatte Cassie die Station gar nicht in Erinnerung gehabt. Der Bau hatte auf sie schon immer wie eine auf der Seite liegende Suppendose gewirkt, aber es war ihr nie aufgefallen, was für eine alte Suppendose es inzwischen war. Jahrzehntelang hatte Rost an den metallenen Wänden gefressen. Seine rotbraunen Flecken bedeckten die äußere Hülle wie Pockennarben. Die Wände der Schuppen sahen noch schlimmer aus. Der ganze Komplex passte überhaupt nicht in die unberührte Eiswüste. Nach all den langen Jahren, in denen sie wieder und wieder durch diese verwitterte, rostige Tür gegangen war, ohne sie auch nur wahrzunehmen, fühlte es sich jetzt sogar fremd an, sie zu sehen.
    Sie glitt vom Rücken des Bären, ließ ihre Hand jedoch auf seinem Hals liegen. Er wandte den Kopf und blickte sie mit seinen seelenvollen Augen an. »Es sieht bloß anders aus, das ist alles«, beantwortete sie seine unausgesprochene Frage.
    »Du bist anders«, sagte er. »Dieser Ort ist nicht mehr dein Zuhause.«
    »Sei nicht melodramatisch«, gab sie zurück und nahm ihre Hand von seinem Hals. »Es ist so schon schwer genug.«
    »Ich will auch nicht, dass es dir leichtfällt, mich zu verlassen.«
    »Tut es nicht, also hör auf damit!« Er senkte den Kopf, und sie wandte sich erneut ihrer Betrachtung des Stationskomplexes zu. Reifenspuren einer Twin Otter führten vor dem Schuppen vorbei und liefen hinter die Station. Max war hier. Owen. Liam. Scott. Jeremy. Dad und … Mom. Jetzt, da sie Bär nicht mehr berührte, stach die Kälte trotz Maske wie mit Nadeln in ihre Wangen. Cassie schloss den Kragen ihrer Kapuze.
    »Hast du Angst?«, fragte Bär sanft.
    »Den Teufel hab ich«, antwortete Cassie. Nervös zu sein, weil sie gleich ihre Mutter treffen würde – wie lächerlich! Das hier sollte der schönste Tag ihres Lebens sein.
    Aber ihre Füße wollten sich nicht bewegen. Sie bräuchte einfach bloß zur Tür zu gehen, sie zu öffnen, und da wäre sie – ihre Mutter. »Du könntest mitkommen«, sagte sie.
    Schnee wirbelte still vor der Schwelle umher.
    »Das willst du doch nicht wirklich«,

Weitere Kostenlose Bücher