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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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sagte Bär schließlich.
    Sie nickte. Sie wusste nicht, warum sie es überhaupt gesagt hatte.
    »Wenn du die Stationsflagge hochziehst, komme ich zu dir«, sagte Bär.
    Kein Nachdenken mehr, befahl sich Cassie. Es wurde Zeit, dass sie es hinter sich brachte. Sie schulterte ihren Rucksack und marschierte zielstrebig durch den hell erleuchteten Schnee. Als sie sich dem Eingang näherte, hörte sie das Summen des Generators – ein beruhigend vertrautes Geräusch, wie das freudige Winseln eines Hundes, wenn Frauchen nach Hause kommt. Sie ging langsamer. Direkt vor der Tür blieb sie stehen.
    Hinter sich hörte sie Bär brummen: »Ich liebe dich.«
    Plötzlich schien es einfacher, hineinzugehen, als draußen zu bleiben. Ohne Bär noch einmal anzusehen, stieß Cassie die Tür auf. Wie eine Woge traf sie der saure Geruch verschwitzter, schmutziger Körper, und sie taumelte zurück. Dann nahm sie sich zusammen, trat über die Schwelle und machte die Tür hinter sich zu. Flach durch ihre Gesichtsmaske atmend, öffnete sie die zweite.
    Und war wieder zu Hause.
    Cassie stand in der zweiten Tür und blinzelte. Ihre Augen mussten sich erst an die Explosion von Farben gewöhnen: orangefarbene Rettungswesten, rote Anoraks, leuchtend blaue Rucksäcke, grüne und violette Kletterseile. Ganz langsam, während sich die Farben zu vertrauten Formen verdichteten, entspannte sie sich. Haufen von Ausrüstung, Stapel von Akten, Rattennester achtlos hingeworfener Kleidungsstücke auf und unter den Tischen und Aktenschränken. Das Chaos kannte sie. Sie zog die Überkleidung aus. Aus Owens Werkstatt drangen Stimmen. Sie ließ ihren Rucksack und die Sachen auf ihrem Schreibtisch und ging zu der halb geöffneten Tür.
    Es war eine sehr vertraute Szenerie: Max und Owen standen an der Werkbank und diskutierten halblaut über irgendein Maschinenteil. Cassie lehnte sich an den Türrahmen und sah eine Weile zu. Max und Owen. Ihre beiden Pseudo-Onkel. Früher hatte sie oft hier drin gespielt, während die beiden über irgendein Stück Metall fachsimpelten, genauso wie jetzt auch.
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. »Schöner Toaster«, sagte sie lässig.
    Owen ließ die Schraubzwinge fallen.
    »Du solltest etwas vorsichtiger mit diesem Werkzeug umgehen«, neckte sie. »Du musst es behandeln wie ein Baby.«
    Max riss sich die Schutzbrille vom Kopf. Zum Vorschein kam das Gesicht eines Waschbären, bloß in vertauschten Farben. »Cassie? Mein Mädchen!« Er setzte über einen Sägebock und umarmte sie heftig. Max! Wie sie ihn vermisst hatte! Heftig erwiderte sie die Umarmung. »Sieh dich einer an, Cassie-Lassie!«
    Owen runzelte die Stirn. »Cassie?«
    »Ja, ich bin’s. Leibhaftig. Schön, dich zu sehen.« Sie meinte es ernst. Es tat unheimlich gut, die beiden zu sehen, überraschend gut. Sie war so sehr mit ihren Eltern beschäftigt gewesen, dass sie gar nicht daran gedacht hatte, wie es sein würde, dem Rest ihrer Familie wiederzubegegnen. »Schön, wieder zu Hause zu sein.« Sie breitete die Arme aus und atmete den Geruch ihres Zuhauses ganz tief ein: schale, abgestandene Winterluft. Sie hustete.
    »Cassie … Wir wussten nicht mal, ob du noch lebst, Mädchen«, sagte Max.
    »Deine Mutter hat immer daran geglaubt«, sagte Owen.
    Deine Mutter. Cassie spürte, wie ihr Herz einen Moment lang aussetzte. Bär hatte es getan. Ihre Mutter war hier. Am Leben und hier. Bis zu diesem Augenblick war Cassie nicht bewusst gewesen, dass irgendwo tief in ihrem Inneren noch immer ein versteckter Zweifel genagt hatte. Aber es aus Owens Mund zu hören, mit seiner nüchternen Stimme, hier in dieser ganz und gar unmagischen, gewöhnlichen Forschungsstation! Als ihr Herz wieder schlug, hörte es sich an wie das laute Dröhnen einer großen Kesselpauke. Sie zitterte, und ihre eigene Stimme klang weit entfernt. »Wo ist sie?«
    Max grinste breit. »Komm mit, Cassie-Lassie!« Er legte seinen Arm um ihre Schultern und schob sie sanft zur Tür hinaus. »Ich möchte ihre Gesichter sehen, wenn du auftauchst.«
    Cassie ließ sich von ihm führen. Ihr war, als schwebte sie über dem Boden. Sie sah kaum, wo sie hinlief. Ihre Gesichter. Plural. Max schob sie weiter, quer durch das Forschungslabor und in die Küche. Als sie den Raum betraten, ließ er sie los.
    In der Küche befand sich nur eine einzige Person.
    Ihr Vater saß am Tisch, den Kopf tief gebeugt über sein Notebook. Auf dem Herd hinter ihm köchelte etwas in einem Topf vor sich hin. Eine kleine Ewigkeit

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